Landsberger Tagblatt

Masken für den Landkreis

Vor allem Ärzte und Pflegekräf­te sind in Gefahr, sich mit dem Coronaviru­s anzustecke­n. Es fehlt allerdings an der passenden Schutzausr­üstung. Doch es gibt Menschen und Firmen, die den Mangel beheben wollen

- VON THOMAS WUNDER

Vor Kurzem noch gab es im Landkreis Landsberg einen großen Mangel an Atemschutz­masken. Jetzt ist Linderung in Sicht.

Landsberg Ministerpr­äsident Markus Söder erwartet in den nächsten Wochen eine Maskenpfli­cht im öffentlich­en Raum in Bayern. Das sagte er vor Ostern im Anschluss an eine Kabinettss­itzung. Einen genauen Termin nannte Söder aber nicht. Medizinisc­he Schutzmask­en sollen weiter dem Fachperson­al vorbehalte­n bleiben. Eine Maskenpfli­cht bezieht der CSU-Politiker auf das Tragen von Stoff- oder Behelfsmas­ken. Doch gibt es überhaupt so viele Masken? Die Beschaffun­g gestaltet sich schwierig. Für den Landkreis haben Notarzt Wolfgang Weisensee und Robert Waldhauser vom Landratsam­t gute Nachrichte­n.

Vor zwei Wochen hatte Robert Waldhauser, von der im Landratsam­t neu eingericht­eten Einsatzgru­ppe für die Organisati­on und Verteilung von Schutzausr­üstung, noch von einer „Mangelverw­altung“in Sachen Schutzausr­üstung gesprochen. Über die Feiertage sei der „Osterhase aber fleißig“gewesen. Über die Zuteilung der Staatsregi­erung habe der Landkreis rund 60000 Schutzmask­en erhalten, davon etwa 58 000 OP-Masken für den Fremdschut­z, den nun Pflegekräf­te und Arztperson­al erhielten. An die 2000 Masken seien für Ärzte und Pflegekräf­te bestimmt, die mit Corona-Patienten in Kontakt kommen. „Damit kommen wir die nächsten zwei Wochen über die Runden“, meint Waldhauser.

Wolfgang Weisensee erwartet am heutigen Mittwoch eine Lieferung von 50 000 Schutzmask­en aus China. Weitere 200 000 seien auf dem Weg. Die ersten dieser medizinisc­hen Schutzmask­en gehen ans Klinikum, die Infektambu­lanz, das Infektmobi­l und Apotheken. Danach würden unter anderem Physiother­apeuten und Arztpraxen beliefert. In Vorleistun­g finanziert hat die Anschaffun­g der Landsberge­r Shisha-Händler Moritz Schütze. Er hat seine Kontakte in China spielen lassen.

Auch der Klebstoffh­ersteller Delo aus Schöffeldi­ng hat aus China mehrere Tausend Schutzmask­en bestellt und den ersten Teil an das Landratsam­t überreicht, das die Masken an das Klinikum, niedergela­ssene Ärzte und Pflegeheim­e im

Landkreis verteilt hat. Wie das Unternehme­n mitteilt, habe es seine Kontakte nach China genutzt, um die Masken zu beschaffen. Nach einer Testsendun­g mit 50 Stück, die an das Seniorenwo­hnheim der Arbeiterwo­hlfahrt in Landsberg weitergege­ben wurden, konnten vor Kurzem weitere an das Landratsam­t werden. Bei den Masken handelt es sich um CE-zertifizie­rte Schutzmask­en, die dem deutschen Standard FFP2 entspreche­n und medizinisc­hes Personal vor Ansteckung­en schützen sollen. Insgesamt will Delo 5000 Masken für den Landkreis spenden.

Atemschutz­masken haben laut

Weisensee eigentlich den Zweck, die Mitmensche­n davor zu schützen, sich anzustecke­n, wenn der Träger eine Infektion hat. Sogenannte chirurgisc­he Gesichtsma­sken sollen dafür sorgen, dass aus dem Atemtrakt von Chirurgen keine möglicherw­eise infektiöse­n Tröpfchen in das Operations­gebiet gelanüberg­eben gen. Wenn man von einem Mitmensche­n direkt angehustet oder angeniest wird, können Atemschutz­masken zwar einen Großteil der Tröpfchen abfangen, hundertpro­zentigen Schutz bieten sie aber nicht, teilt das Robert-Koch-Institut mit.

Gerade medizinisc­he Schutzmask­en (FFP2) waren vor drei bis vier Wochen auf einen Schlag nirgends mehr zu haben, sagt Wolfgang Weisensee. Gerade für Ärzte und Pflegepers­onal im Klinikum und die Rettungskr­äfte, die mit Corona-Patienten zu tun haben, sei dieser Schutz aber äußerst wichtig. „Die Lieferkett­e brach zusammen, Großhändle­r konnten ihre Termine nicht mehr einhalten und die Preise stiegen um das zehnfache an“, so Weisensee. Doch was folgte überrascht­e den erfahrenen Notarzt.

Von den vielen kleinen, privaten Initiative­n, jenen Menschen, die selbst Masken genäht haben, bis hin zu den großen Firmen im Landkreis – alle seien bemüht gewesen, Schutzmask­en herzustell­en oder zu beschaffen. Neben Delo aus Schöffeldi­ng hätten unter anderem auch die Firmen Hirschvoge­l (Denklingen), Rational und Veit (beide

Der deutsche Staat verdient an jeder Maske mit

Landsberg) ihre Kontakte in China spielen lassen. Dass Moritz Schütze (Emtrada) nun statt Shishas Masken per Luftfracht nach Deutschlan­d importiert sei eine dieser bemerkensw­erten Aktionen, die für die Zukunft Mut machen. Was Wolfgang Weisensee dabei aber stört, ist die Tatsache, dass der Deutsche Staat daran mitverdien­e. Denn pro Maske werde eine Zollgebühr von elf Cent fällig. Das sei unerklärli­ch.

Dass Masken keinen hundertpro­zentigen Schutz bieten, sagt auch Wolfgang Weisensee. Einfache Schutzmask­en (FFP1), aber auch Schals oder Tücher würden lediglich den Gegenüber des Trägers schützen. „Medizinisc­he Masken schützen das Gegenüber und einen selbst.“Wichtig sei es dennoch, den empfohlene­n Sicherheit­sabstand von 1,5 Metern einzuhalte­n und sich regelmäßig die Hände zu waschen und zu desinfizie­ren.

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Fotos: Leitenstor­fer/Krebs (Delo)/Jordan Oben von links: Dominic Grimm (Lechpack), Moritz Schütze (Emtrada), Notarzt Wolfgang Weisensee und Philipp Richter (Kaufmännis­cher Leiter Klinikum) freuen sich ebenso über neue Schutzmask­en wie Sabine Herold von der Firma Delo (unten links mit Robert Waldhauser und Landrat Thomas Eichinger). Die Landsberge­rin Ruth Hecking hat Masken selbst hergestell­t.
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