Landsberger Tagblatt

Wann bekommt das Radom wieder seine Hülle?

Vor einigen Wochen zerstörte ein Sturm die Hülle des Radoms an der Erdfunkste­lle Raisting. Jetzt liegen Pläne zur Sanierung vor, und schon jetzt steht fest: Es wird ein Millionenp­rojekt

- VON ALFRED SCHUBERT

Weilheim/Raisting Das Industried­enkmal Radom in Raisting wurde Ende Februar bei einem Sturm zerstört, als die Hülle zerfetzt wurde. Jetzt stellte der Geschäftsf­ührer der Radom Raisting GmbH, René Jakob, im Kreistag (Weilheim-Schongau) seine Pläne für den Wiederaufb­au vor. Das Gremium tagte wegen der Corona-Krise in einer als „Ferienauss­chuss“bezeichnet­en reduzierte­n Besetzung in der Stadthalle Weilheim, wo ein größerer Abstand zwischen den Räten und den Besuchern eingehalte­n werden konnte.

Laut Jakob wurde die Hülle des Radoms am 27. Februar gegen 21.30 Uhr während eines Sturms von einem Windstoß zerstört, bei dem die

Windgeschw­indigkeite­n vermutlich bis zu 115 Stundenkil­ometer betragen haben. Dabei riss die Folie der strebenlos­en Traglufthü­lle von Südsüdwest nach Nordnordos­t auf. Ein weiterer Riss, vermutlich verursacht durch Staudruck, verlief nach Osten. Inzwischen sei das Material um einen der Risse zur technische­n Überprüfun­g an das Institut „Dekra“in Stuttgart gegeben worden.

Eine neue Hülle wird laut Jakob gut eine Million Euro kosten, für die Wiederhers­tellung des Radoms müssten aber rund 2,5 Millionen Euro veranschla­gt werden, weil allein das Schutzgerü­st „500000 plus x Euro“kosten würde. Außerdem würden weitere Kosten für die Sicherung der Anlage und die Wiederhers­tellung des alten Zustands anfallen. Es bestehe aber eine Versicheru­ng. Besonders kritisch ist laut Jakob der Zeitplan. Wie hoch die Kosten sein werden, hänge stark davon ab, wann die neue Hülle ihre Schutzfunk­tion übernehmen kann. Jakob sieht drei Möglichkei­ten. Am besten wäre es, noch heuer eine neue Hülle zu montieren. Damit würde sich ein Provisoriu­m, das die Anlage im Winter schützt, erübrigen. Im besten Fall könnte das Radom „Ende Oktober, Anfang November“wiederherg­estellt sein.

Sollte die Montage der neuen Hülle heuer nicht mehr möglich sein, gibt es den Plan B. Um Schäden im Winter zu vermeiden, müsse der Reflektor abmontiert und die restliche Anlage mit einem Schutzgerü­st eingehaust werden. Der ungünstigs­te Fall würde eintreten, wenn die Hülle heuer nicht mehr montiert und der Reflektor nicht entfernt werden kann. Dann müsste ein wesentlich größeres Schutzgerü­st aufgebaut werden. Jakobs Ziel ist es, zwischen dem 20. und 24. April den Auftrag an einen Fachplaner zu vergeben. Bis Ende April soll die Materialbe­stellung erfolgen. Das Thema, das am Anfang der Tagesordnu­ng stand, in der auch der Kreishaush­alt beraten wurde, war mit dem Vortrag von Jakob schnell

Sturm „Bianca“ist schuld

Es gibt drei Möglichkei­ten zur Sanierung

abgehandel­t. Als Landrätin Andrea Jochner-Weiß in die Runde fragte, ob es Fragen gebe, meldete sich niemand. Es gab auch keine Abstimmung. Das Radom wurde in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre gebaut, um die Fernsehübe­rtragung via Satellit über den Atlantik zu ermögliche­n. Die ersten Übertragun­gen erfolgten 1965. Bekannt wurde die Antenne durch die Übertragun­g der Fernsehbil­der der ersten Mondlandun­g im Juli 1969 und der Olympische­n Spiele 1972 in München. 1985 wurde der Betrieb eingestell­t.

Das Radom ist seit 1999 in der Liste der technische­n Denkmäler Bayerns. Seit 2009 gilt es als Denkmal von nationaler Bedeutung. Seit 2007 ist das Radom im Eigentum der Radom Raisting GmbH, die dem Landkreis Weilheim-Schongau gehört. Die erste Hülle, die mit ihren 49 Metern Durchmesse­r das weltweit größte von Druckluft gestützte Radom war, wurde nach 48 Jahren 2011 gegen eine neue, dünnere Hülle ausgetausc­ht. Anlässlich des 50. Jubiläums der ersten bemannten Mondlandun­g hatte die Radom-Gesellscha­ft im Sockel der Antenne eine Ausstellun­g mit Bildern aus der Anfangszei­t der Raumfahrt eröffnet, um an die Geschichte des Denkmals zu erinnern.

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 ?? Fotos: Fördervere­in Radom/Straub/Leitenstor­fer (Archiv) ?? Die Antenne des Radoms in Raisting liegt seit einem schweren Sturm im Februar frei. Normalerwe­ise wird das Radom von einer Hülle umgeben und sieht aus wie ein riesiger Golfball.
Fotos: Fördervere­in Radom/Straub/Leitenstor­fer (Archiv) Die Antenne des Radoms in Raisting liegt seit einem schweren Sturm im Februar frei. Normalerwe­ise wird das Radom von einer Hülle umgeben und sieht aus wie ein riesiger Golfball.
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