Wann bekommt das Radom wieder seine Hülle?
Vor einigen Wochen zerstörte ein Sturm die Hülle des Radoms an der Erdfunkstelle Raisting. Jetzt liegen Pläne zur Sanierung vor, und schon jetzt steht fest: Es wird ein Millionenprojekt
Weilheim/Raisting Das Industriedenkmal Radom in Raisting wurde Ende Februar bei einem Sturm zerstört, als die Hülle zerfetzt wurde. Jetzt stellte der Geschäftsführer der Radom Raisting GmbH, René Jakob, im Kreistag (Weilheim-Schongau) seine Pläne für den Wiederaufbau vor. Das Gremium tagte wegen der Corona-Krise in einer als „Ferienausschuss“bezeichneten reduzierten Besetzung in der Stadthalle Weilheim, wo ein größerer Abstand zwischen den Räten und den Besuchern eingehalten werden konnte.
Laut Jakob wurde die Hülle des Radoms am 27. Februar gegen 21.30 Uhr während eines Sturms von einem Windstoß zerstört, bei dem die
Windgeschwindigkeiten vermutlich bis zu 115 Stundenkilometer betragen haben. Dabei riss die Folie der strebenlosen Traglufthülle von Südsüdwest nach Nordnordost auf. Ein weiterer Riss, vermutlich verursacht durch Staudruck, verlief nach Osten. Inzwischen sei das Material um einen der Risse zur technischen Überprüfung an das Institut „Dekra“in Stuttgart gegeben worden.
Eine neue Hülle wird laut Jakob gut eine Million Euro kosten, für die Wiederherstellung des Radoms müssten aber rund 2,5 Millionen Euro veranschlagt werden, weil allein das Schutzgerüst „500000 plus x Euro“kosten würde. Außerdem würden weitere Kosten für die Sicherung der Anlage und die Wiederherstellung des alten Zustands anfallen. Es bestehe aber eine Versicherung. Besonders kritisch ist laut Jakob der Zeitplan. Wie hoch die Kosten sein werden, hänge stark davon ab, wann die neue Hülle ihre Schutzfunktion übernehmen kann. Jakob sieht drei Möglichkeiten. Am besten wäre es, noch heuer eine neue Hülle zu montieren. Damit würde sich ein Provisorium, das die Anlage im Winter schützt, erübrigen. Im besten Fall könnte das Radom „Ende Oktober, Anfang November“wiederhergestellt sein.
Sollte die Montage der neuen Hülle heuer nicht mehr möglich sein, gibt es den Plan B. Um Schäden im Winter zu vermeiden, müsse der Reflektor abmontiert und die restliche Anlage mit einem Schutzgerüst eingehaust werden. Der ungünstigste Fall würde eintreten, wenn die Hülle heuer nicht mehr montiert und der Reflektor nicht entfernt werden kann. Dann müsste ein wesentlich größeres Schutzgerüst aufgebaut werden. Jakobs Ziel ist es, zwischen dem 20. und 24. April den Auftrag an einen Fachplaner zu vergeben. Bis Ende April soll die Materialbestellung erfolgen. Das Thema, das am Anfang der Tagesordnung stand, in der auch der Kreishaushalt beraten wurde, war mit dem Vortrag von Jakob schnell
Sturm „Bianca“ist schuld
Es gibt drei Möglichkeiten zur Sanierung
abgehandelt. Als Landrätin Andrea Jochner-Weiß in die Runde fragte, ob es Fragen gebe, meldete sich niemand. Es gab auch keine Abstimmung. Das Radom wurde in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre gebaut, um die Fernsehübertragung via Satellit über den Atlantik zu ermöglichen. Die ersten Übertragungen erfolgten 1965. Bekannt wurde die Antenne durch die Übertragung der Fernsehbilder der ersten Mondlandung im Juli 1969 und der Olympischen Spiele 1972 in München. 1985 wurde der Betrieb eingestellt.
Das Radom ist seit 1999 in der Liste der technischen Denkmäler Bayerns. Seit 2009 gilt es als Denkmal von nationaler Bedeutung. Seit 2007 ist das Radom im Eigentum der Radom Raisting GmbH, die dem Landkreis Weilheim-Schongau gehört. Die erste Hülle, die mit ihren 49 Metern Durchmesser das weltweit größte von Druckluft gestützte Radom war, wurde nach 48 Jahren 2011 gegen eine neue, dünnere Hülle ausgetauscht. Anlässlich des 50. Jubiläums der ersten bemannten Mondlandung hatte die Radom-Gesellschaft im Sockel der Antenne eine Ausstellung mit Bildern aus der Anfangszeit der Raumfahrt eröffnet, um an die Geschichte des Denkmals zu erinnern.