Sie greifen Menschen in Not unter die Arme
Seit 25 Jahren hilft der Verein „Gemeinsam“am Ammersee-Westufer Hilfsbedürftigen
Schondorf „In unserer relativ wohlhabenden Gegend zu leben und zuzugeben, dass man Hilfe braucht, ist nicht einfach“, weiß Peter Raithel, der seit 2004 Vorsitzender von „Gemeinsam – gemeinnütziger Verein Ammersee West“ist. Er ist seit der Gründung des Vereins 1995 dabei. Heuer feiert „Gemeinsam“das 25. Jubiläum und die Hilfeleistungen des Vereins werden immer stärker nachgefragt. Gefeiert wird auch das zehnte Jubiläum der Stiftung „Gemeinsam“. Konzerte und Lesungen sollen über das Jahr verteilt stattfinden, das Benefizkonzert in Schondorf mit dem Chor „Modern Voices“am Sonntag, 26. April, muss jedoch abgesagt werden. Am Sitz des Vereins in Schondorf stiftet man eine Bank und einen Baum. Der Platz dafür wird von der Gemeinde ausgesucht.
Der Verein Gemeinsam, einst gegründet unter anderem vom evangelischen Pfarrer Dr. Bernd Busch, als „Evangelischer Gemeindeverein Ammersee West“, hatte sich von Anfang an auf die Fahnen geschrieben, Menschen zu helfen und sich sozial zu engagieren. Zugleich gab es damals Bestrebungen, die evangelischen Pfarrstellen nicht mehr über Kirchensteuern zu finanzieren. Zehn Jahre später änderte der Verein mit dem Namen „Gemeinsam“sein Erscheinungsbild.
„Man wollte sich öffnen“, sagt Raithel. Ein Schritt, der sich bewährt hat, denn die Mitgliederzahl ist auf das Doppelte, derzeit sind es knapp 300, angewachsen. Bei der Gründung waren es rund 30, davon bestehen noch elf Einzel- und vier Familienmitgliedschaften, berichtet der Vorsitzende, der für sein Engagement
2015 das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten und 2017 die silberne Ehrennadel der Gemeinde Schondorf bekam, sowie im gleichen Jahr vbw-Champ im Ehrenamt Oberbayern wurde. Konstant arbeitet auch der Vorstand seit zehn Jahren fast in gleicher Besetzung.
Das Team kann auch schnell reagieren. So richtete die Nachbarschaftshilfe, die der Verein seit 2014 in Schondorf etabliert hat, rasch einen Einkaufsdienst in Zeiten von Corona ein. Dieser werde inzwischen „massiv in Anspruch genommen“, berichtet Raithel. Auch das Sozialmobil, mit dem der Verein seit 2008 am Ammersee-Westufer Fahrdienste für Senioren anbietet, ist für dringend notwendige Fahrten noch im Einsatz. Versorgt werden auch Menschen, die sonst über die Dießener Tafel Lebensmittel geliefert bekommen. Bei der Lebensmittelausgabe wird der Verein auch auf Hilfebedürftige
aufmerksam. Immer wieder komme es vor, dass der Verein als Nothelfer einspringen muss, beispielsweise wenn der Strom abgestellt werden soll oder gar ein Gefängnisaufenthalt drohe, weil 800 Euro nicht bezahlt werden konnten. „Die Altersarmut nimmt merklich zu“, stellt Peter Raithel fest, und auch Alleinerziehenden hätten es schwer.
So stieg die Anzahl der Hilfeleistungen im vergangenen Jahr auf rund 37700 Euro (2018: 25800 Euro). Sei es das Geld für die Klassenfahrt, ein Hörgerätezuschuss, Stromnachzahlungen oder die Hilfe zum täglichen Leben – der Verein helfe anonym und unbürokratisch.
Zwei Tage pro Woche wendet der 69-jährige Schondorfer auf, um den Menschen zu helfen. Auch einige Menschen, die sich nie an den Verein wenden würden, aber sehr rechnen müssen, überraschte der Verein zum ersten Advent mit einem Weihnachtsgeld von 250 Euro. Über kleine Gesten wie einen selbst gebackenen Schokoladenkuchen freut sich
Spenden im fünfstelligen Bereich
Raithel. Freuen kann sich der Verein auch über viele Spenden, im vergangenen Jahr waren es über 35400 Euro, dazu kommen die Mitgliedsbeiträge. In Einnahmen und Ausgaben liegt der Verein bei rund 100000 Euro. Die Stiftung Gemeinsam hat inzwischen etwa 100000 Euro an Kapital, so Peter Raithel.
Neben dem Sozialmobil werden auch die Kinderparks für Kleinkinder, die bereits kurz nach der Vereinsgründung aufgebaut wurden, auch die Jugendarbeit und die Flüchtlingshilfe unterstützt. Gewährt werden auch Darlehen als Hilfe zur Selbsthilfe für Anschaffungen wie Waschmaschinen oder Notebooks. Aber auch über den Tellerrand hinaus will der Verein helfen. So wurden 2019 der Verein „Ein-Dollar-Brille“und der Kauf eines Esels für eine alleinerziehende Frau in Nepal mit je 400 Euro unterstützt.