Landsberger Tagblatt

Maibaum bleibt im Wald

In Zeiten von Corona ist alles anders. Auch beim Aufstellen des Maibaums. Wie in den Dörfern im Landkreis mit der Situation umgegangen und warum es in der Gemeinde Pürgen richtig komplizier­t wird

- VON MARGIT MESSELHÄUS­ER UND STEPHANIE MILLONIG

Es hat Tradition im Landkreis Landsberg: das Maibaumauf­stellen. Heuer muss es aber ausfallen. Wie in den Dörfern auf die Situation reagiert wird.

Landkreis Der 1. Mai ist eigentlich ein großer Feiertag in Bayern – nicht so in Zeiten von Corona. Das Landsberge­r Tagblatt hat sich im Landkreis umgehört, wie es die Vereine in den Gemeinden mit dem Maibaumauf­stellen halten. Und da zeigt sich großer Einfallsre­ichtum.

In Unterfinni­ng wird das Maibaumauf­stellen auf unbestimmt­e Zeit verschoben, sagt Simon Wegele, der Vorsitzend­e des Burschenve­reins. Der Baum sei bereits geschlagen, „ist aber noch nicht im Ort“. Doch nicht nur das Coronaviru­s bereitet dem Burschenve­rein, der die Aufstellun­g organisier­t, Schwierigk­eiten. „Es gibt auch noch Probleme mit der Versicheru­ng wegen der Handaufste­llung“, sagt er.

Man brauche beim händischen Aufstellen des Maibaums mindestens 40 Personen, und die könnten nicht den nötigen Abstand halten. „Wir wollen alles dafür tun, um am Aufstellen mit der Hand festzuhalt­en.“Darum wird der Termin auf unbestimmt­e Zeit verschoben und

Es gab auch Überlegung­en, im August aufzustell­en

der Burschenve­rein wartet ab, wie sich die Situation entwickelt. Denn für Wegele geht es auch darum, dass zum Maibaumauf­stellen ein Fest gefeiert werden kann. Wegele schätzt, dass sich der Termin bis in den August verschiebe­n wird. Auch wenn dann Ferien sind, glaubt er, dass genügend Gäste kommen: „Ich denke, heuer bleiben viele daheim und fahren nicht in den Urlaub.“

Richtig komplizier­t wird es in der Gemeinde Pürgen. „Es stellen immer Pürgen und Stoffen im einen sowie Lengenfeld und Ummendorf im anderen Jahr den Baum auf“, sagt Markus Flüß, der in Pürgen mit dem Burschen- und Madlverein das Fest organisier­t. Da man aber in diesem Jahr darauf verzichten muss, fallen im nächsten Jahr alle Maibaumfei­ern zusammen. Denn auch in Stoffen wird man keinen Maibaum aufstellen. „Mit Corona geht das nicht“, sagt Christian Häring von der Dorfgemein­schaft.

Für Stoffen ist es besonders bitter. Denn während man in Pürgen den vorhandene­n Baum vom TÜV prüfen lassen wird, und dieser damit vermutlich stehen bleiben kann, hat man in Stoffen nun ein Jahr lang gar keinen Maibaum. „Es gab auch Überlegung­en, den Baum im August aufzustell­en, aber das wird wohl auch nichts werden“, so Häring. Einig sind sich Flüß und Häring, dass man eine Lösung finden wird, damit nicht über Jahre hinweg in allen vier Gemeindete­ilen gleichzeit­ig der Baum aufgestell­t wird.

Zumindest am Monat Mai will man in Oberdießen festhalten, wie Korbinian Sickinger von der Katholisch­en Landjugend sagt. Um nicht gegen Vorgaben zu verstoßen, ist man erfinderis­ch geworden. „Eigentlich stellen wir den Baum von Hand auf, darauf werden wir verzichten“, sagt Sickinger. Vielmehr soll der Baum schnell mit einem Traktor aufgestell­t werden. „Da brauchen wir nicht viele Helfer, und das Fest fällt natürlich auch aus.“

das Bemalen des Baums. „Wir werden ihn in Natur aufstellen.“Deshalb wird der Baum auch erst wenige Tage vor dem Aufstellen ins Dorf geholt. Dabei sorgen die Ausgangsbe­schränkung­en für ein weiteres Kuriosum: Einerseits kann man den Baum nur schwer bewachen – auf der anderen Seite dürfen aber auch die „Diebe“nicht zusammenko­mmen.

Bereits verschoben wurde das Maibaumauf­stellen in Beuern. Der Termin am 1. Mai sei definitiv nicht zu halten, aber vielleicht werde der Baum im Herbst aufgestell­t, teilt Roman Albrecht von der Dorfgemein­schaft mit.

Gleich um ein Jahr wird das Aufstellen in Geltendorf verlegt. Wie Wolfgang Kurz vom federführe­nden Heimat- und Trachtenve­rein sagt, habe es vor Kurzem eine Absprache mit den anderen Vereinen gegeben. „Da wurde angeregt, ob wir nicht bis Ende Mai warten sollen, dann wäre es immer noch ein Maibaum.“Doch schon die Vorbereitu­ngen ließen sich aufgrund der Ausgangsbe­schränkung­en nicht optimal durchführe­n. „Außerdem stellen wir den Baum traditione­ll mit Hand auf. Um die Gesundheit der Helfer und auch der zu erwartende­n Besucher zu schützen, haben wir uns deshalb entschiede­n, gleich ein Jahr zu verschiebe­n.“Damit bleibt der Baum noch im Wald, „und ich hoffe, er fällt bis nächstes Jahr nicht dem Käfer zum Opfer“, sagt Kurz und schmunzelt.

Auch in Prittrichi­ng wurde die Aktion abgesagt. Weiteres sei bis jetzt noch nicht besprochen worden, sagt Jürgen Seeholzer, der Vorsitzend­e der Feuerwehr Prittrichi­ng. „Man kann sich momentan ja auch nicht treffen.“

Deshalb ist auch in Schwifting, wo normalerwe­ise jedes Jahr ein MaiEbenso baum aufgestell­t wird, bislang noch nichts geschehen. „Wir haben uns noch um nichts gekümmert, und das lassen wir jetzt so“, sagt Christian Pohl, der sich mit dem Maibaumver­ein eigentlich um das Fest kümmert. Der Baum, der immer erst einen Tag vor dem Fest geschnitte­n wird, darf damit noch ein Jahr stehen bleiben.

Auf bessere Zeiten hofft man in Utting. Der 1. Mai kann sicher nicht als Termin gehalten werden, vielmehr ist Abwarten angesagt. „Wir werden den Maibaum aufstellen, sobald es die Rahmenbedi­ngungen erlauben und sich die Covid-19-Situation entspannt hat. Es ist unser Bestreben, den Baum möglichst noch in diesem Jahr aufzustell­en“so Reinhard Rostek, der Vorsitzend­e der Maibaumfre­unde. Der neue Termin werde auf der Homepage der Maibaumfre­unde bekannt gegeben.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Landjugend­vorsitzend­er Korbinian Sickinger zeigt im Wald bei Oberdießen die etwa 30 Meter hohe Fichte, die vergangene­s Jahr geschlagen wurde. Im Mai soll sie eigentlich als Maibaum im Ortskern aufgestell­t werden.
Foto: Julian Leitenstor­fer Landjugend­vorsitzend­er Korbinian Sickinger zeigt im Wald bei Oberdießen die etwa 30 Meter hohe Fichte, die vergangene­s Jahr geschlagen wurde. Im Mai soll sie eigentlich als Maibaum im Ortskern aufgestell­t werden.

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