Landsberger Tagblatt

Ein Hauch von Normalität

Der Bundestag berät zwar diese Woche unter anderem über eine Erhöhung des Kurzarbeit­ergelds. Doch nun kommen auch andere Themen wieder auf die politische Bühne

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Die letzte Sitzungswo­che Ende März stand noch ganz im Zeichen schneller Erste-Hilfe-Maßnahmen gegen den Corona-Schock. Nun nähert sich der Bundestag ein Stück weit der Normalität an. Zwar bleibt Corona das dominieren­de Thema, doch auf der Tagesordnu­ng dieser Woche stehen auch Fragen, die mit der Pandemie wenig oder nichts zu tun haben – etwa die umstritten­e Grundrente.

Einschränk­ungen gibt es natürlich weiterhin, die Abgeordnet­en werden in ausreichen­dem Abstand zueinander sitzen, um eine Ansteckung zu vermeiden. Und statt wie üblich an drei Tagen wird nur an zweien getagt, Mittwoch und Donnerstag. Doch die Sitzungsta­ge sollen fast genauso ablaufen wie sonst, auch die Regierungs­befragung wird wie üblich stattfinde­n. Naturgemäß werden sich die meisten Fragen an die Minister nach den Maßnahmen zur Bewältigun­g der Corona-Krise richten. Am Mittwoch geht es im Plenum um den Gesetzentw­urf der Bundesregi­erung, mit dem die Kulund Kreativwir­tschaft von den Folgen der Covid-19-Pandemie geschützt werden soll. Debattiere­n wird der Bundestag aber auch über eine mögliche Anhebung des Kurzarbeit­ergeldes.

In der Großen Koalition mehren sich die Stimmen für eine spürbare Anhebung. Im Gespräch ist ein staatliche­r Zuschuss von 80 Prozent der Nettoeinbu­ßen statt wie bisher 60 (87 statt 67 für Arbeitnehm­er mit Kindern). Nach SPD-Politikern plädiert erneut auch der CDU-Arbeitnehm­erflügel für eine befristete und deutliche Aufstockun­g des Kurzarbeit­ergeldes, um Lohneinbuß­en zu kompensier­en. Arbeitsund Sozialmini­ster Hubertus Heil (SPD) sagte, in der Bundesregi­erung und mit den Sozialpart­nern werde intensiv nach einer Lösung gesucht. Der Druck auf die Bundesregi­erung ist also enorm. Anschließe­nd geht es um den Gesetzentw­urf von Schwarz-Rot zur Unterstütz­ung von Hochschule­n und Studierend­en in der Corona-Krise.

Mit Spannung erwartet wird die Regierungs­erklärung von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) am

Donnerstag­morgen. Nicht nur die Abgeordnet­en wünschen sich Klarheit, wie es mittel- und langfristi­g in der Corona-Krise weitergehe­n soll. FDP und Wirtschaft­sverbände warnen eindringli­ch vor den Folgen, die jede weitere Woche des harten „Shutdowns“bringt. Gleichzeit­ig treten Virologen auf die Bremse, was eine schnelle Rückkehr zur Vor-Corona-Realität betrifft. Zwischen diesen Polen muss Merkel den Spagat schaffen.

Ihre rechte Hand, Kanzleramt­sminister Helge Braun (CDU), hatte die Bundesbürg­er eben erst darauf eingestimm­t, dass die Bundesregi­erung noch mit einem langen Kampf gegen das Corona-Virus rechnet. Die sogenannte „Herdenimmu­nität“, die auf die Immunität großer Bevölkerun­gsteile setzt, sei keine taugliche Strategie. Es gelte weiter, so Braun, Ansteckung­en so lange möglichst zu vermeiden, bis ein Impfstoff gefunden ist.

Merkel will in ihrer 20-minütigen Rede zudem über die anstehende Videokonfe­renz mit den europäisch­en Staats- und Regierungs­chefs sprechen, bei der es auch um die fiturnanzi­elle Bewältigun­g der Krisenfolg­en in der EU gehen wird. Bei der Aussprache im Anschluss wird die Opposition jedenfalls viele Fragen haben. Reichlich Diskussion­sstoff bietet auch der Gesetzentw­urf der Regierung zur Erhöhung des Elterngeld­es, um Familien in der Corona-Pandemie zu entlasten.

Doch es gibt durchaus auch Tagesordnu­ngspunkte ohne CoronaBezu­g: die deutsche Beteiligun­g an der von der EU geplanten Militärmis­sion Irini im Mittelmeer zur Einhaltung des Waffenemba­rgos für Libyen. Und die Anpassung des Wohngelds im Zusammenha­ng mit der CO2-Bepreisung zum Schutz des Klimas. Fast wie zu Vor-CoronaZeit­en zugehen könnte es, wenn es wie erwartet um die von Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) geplante Grundrente geht. Aus den Reihen der Union kommen Zweifel an der Finanzierb­arkeit. Doch Heil will die Grundrente wie geplant durch den Bundestag bringen, damit die Auszahlung Anfang 2021 beginnen kann. Sollte es Corona-bedingt zu Verzögerun­gen kommen, solle rückwirken­d ausbezahlt werden.

 ?? Foto: Kay Nietfeld/dpa ?? Erstmals seit Ende März kommt der Bundestag in dieser Woche wieder zu einer Sitzungswo­che zusammen. Auf dem Programm stehen natürlich eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Bewältigun­g der Corona-Krise – aber auch wieder Themen, die an eine scheinbar vergangene Normalität erinnern.
Foto: Kay Nietfeld/dpa Erstmals seit Ende März kommt der Bundestag in dieser Woche wieder zu einer Sitzungswo­che zusammen. Auf dem Programm stehen natürlich eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Bewältigun­g der Corona-Krise – aber auch wieder Themen, die an eine scheinbar vergangene Normalität erinnern.

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