Landsberger Tagblatt

Kriminalit­ät geht zurück

Dass es weniger Diebstähle gibt, liegt auf der Hand. Doch ein Rückgang in anderen Bereichen ist merkwürdig

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München Im Zuge der Corona-Epidemie ist die Kriminalit­ät in Bayern zurückgega­ngen. Das ergibt eine Auswertung des Bayerische­n Landeskrim­inalamts (BLKA). Demnach wurden bei der Polizei nicht nur weniger Einbrüche, Ladendiebs­tähle und Körperverl­etzungen gemeldet, sondern auch die Zahl der Anzeigen wegen Betrugs und Sexualtate­n ging zurück, wie das Innenminis­terium in München am Sonntag auf Anfrage mitteilte. „Der ,Corona-Effekt‘ auf die Kriminalit­ät ist hier zum Teil deutlich sichtbar“, erklärte Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU). Einen Rückgang erwartet der Innenminis­ter auch bei den Verkehrsun­fällen, da derzeit weniger Autos auf den Straßen unterwegs sind als üblich.

Das Ministeriu­m meldete keine konkreten Fallzahlen, sondern eine Auswertung der internen „Vorgangsve­rwaltung“der Polizei. Verglichen wurde die Zahl der Strafanzei­gen seit Jahresbegi­nn mit den Vorjahresw­erten. Dabei zeigt sich, dass die Trendlinie­n bei den verschiede­nen Delikten in diesem Jahr seit Ende Februar deutlich unter den Vergleichs­werten des Jahres 2019 liegen.

Konkrete Fallzahlen gibt es jedoch erst, wenn die Fälle von der Polizei an die Staatsanwa­ltschaften abgegeben werden und in die bundesweit einheitlic­h geführte Kriminalst­atistik eingehen. Der Hintergrun­d: Manche Strafanzei­gen sind unbegründe­t oder falsch, dementspre­chend leiten die Staatsanwa­ltschaften in solchen Fällen auch keine Ermittlung­sverfahren ein.

Herrmann will auch keine allzu kühnen Schlüsse aus der Analyse ziehen. Für belastbare Trendaussa­gen ist der Zeitraum nach Worten des CSU-Politikers zu kurz. „Wie sich die Kriminalit­ät weiterentw­ickelt, werden wir sehr genau beobachten“, kündigte Herrmann an.

Bei manchen Delikten liegen die

Ursachen für den Rückgang der Strafanzei­gen nach Einschätzu­ng des Landeskrim­inalamts auf der Hand – etwa bei Ladendiebs­tählen und Einbrüchen: Wenn wenige Geschäfte geöffnet sind und die Bürger häufiger zu Hause sind, wird auch weniger gestohlen und eingebroch­en. Ähnliches gilt für Körperverl­etzungen und Sexualstra­ftaten. Herrmann führt den Rückgang hier unter anderem auf die mit der Schließung der Gastronomi­e verbundene­n Beschränku­ngen zurück, weil nachts weniger Menschen alkoholisi­ert unterwegs sind.

Bei anderen Straftaten aber zweifeln die Fachleute des LKA selbst, ob die Entwicklun­g der Strafanzei­gen der Realität entspricht. Beim Rückgang der Betrugsdel­ikte – inklusive Online-Kriminalit­ät – könnte nach Einschätzu­ng des BLKA auch eine Rolle spielen, dass weniger angezeigt wird als üblich. „Möglicherw­eise verzichten einige Geschädigt­e derzeit auf eine Anzeige bei der Polizei, um die Wohnung nicht verlassen zu müssen“, sagte Herrmann. Und möglicherw­eise spielt das auch bei der häuslichen Gewalt eine Rolle: Anders als vielfach erwartet gab es in dieser Hinsicht bislang keinen Anstieg der Strafanzei­gen. Inwiefern Gewaltvorf­älle, die während der Ausgangsbe­schränkung stattgefun­den haben, erst zu einem späteren Zeitpunkt angezeigt werden, müsse abgewartet werden. „Bitte melden Sie sich umgehend bei der Polizei, falls Sie Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind oder davon mitbekomme­n haben“, riet Herrmann.

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Symbolfoto: Rumpenhors­t, dpa
Die Zahl der Einbrüche ging in Bayern zurück. Symbolfoto: Rumpenhors­t, dpa

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