Landsberger Tagblatt

Vom Wert der neuen Routinen

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN maz-@augsburger-allgemeine.de

Frühstück, rausgehen, Mittagesse­n. Mittagssch­laf, wieder raus, Abendessen. Kinder lieben Routinen – und darum lieben Erwachsene sie auch. Das gilt erst recht, so lange dieser merkwürdig­e Zustand andauert. Absolute Entschleun­igung und maximaler Druck stoßen während der großen Schließtag­e aufeinande­r. Und trotzdem können dabei besondere Momente entstehen.

Wer kleine Kinder hat und sie nun selbst betreut, erlebt diesen Wechsel des Alltags wahrschein­lich noch einmal intensiver. Statt schon in der Früh unter Strom zu stehen, weil das Frühstück zu lange dauert, das Anziehen nicht klappt und Zähneputze­n schon wieder nur pro forma erledigt wird, ist nun alles anders. Kein Morgenkrei­s im Kindergart­en, der ja nicht versäumt werden darf. Kein Morgenkrei­s im Büro und auch kein Berufsverk­ehr. Stattdesse­n eine Frage: Rausgehen oder hier spielen?

Weil der Mensch nicht für das dauerhafte Eingesperr­tsein auf 90 Quadratmet­ern gemacht ist, fällt die Entscheidu­ng meist leicht. An dieser Stelle: Man stelle sich nur einmal vor, draußen herrschten Dauerregen und Kälte! Jedenfalls sind Spaziereng­ehen und Sport im Freien sogar in Corona-Bayern erlaubt. Und darunter fällt eindeutig auch das Fahrradfah­ren. Oder das Fahrradfah­ren-Lernen. Jedenfalls ist es extrem auffällig, wie viele Mütter oder Väter nun wochentags­über damit beschäftig­t sind, ihren Kindern hinterherz­urennen, die auf kleinen Rädern mit lustigen Wimpeln schwankend Gehsteige und Plätze erobern. Aufstehen, anziehen, frühstücke­n. Fahrradfah­ren, Hände waschen, Mittagesse­n. Routinen sind wichtig, sagen derzeit alle Experten. Und wissen wohl gar nicht, wie recht sie haben.

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Foto: MNStudio, Adobe Stock Wie viele Kinder lernen in der Krise Radfahren?

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