Reaktionen zum Wiesn-Aus
Corona Das Oktoberfest in München ist eine wichtige Einnahmequelle für viele Menschen. Im LT berichten einige von ihnen, was das diesjährige Aus des größten Volksfestes der Welt für sie bedeutet
Auch der Landkreis Landsberg profitiert jedes Jahr vom Oktoberfest. Wir haben mit Menschen gesprochen, die von der diesjährigen Absage betroffen sind.
Landkreis Das Münchner Oktoberfest 2020 ist am Dienstagvormittag aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt worden. Für einige Menschen aus dem Landkreis Landsberg bedeutet das erhebliche finanzielle Einbußen.
Für Nikolaus von Fürstenberg aus Pürgen sind es schwere Zeiten. Seine Arbeit als Fotograf und Kameramann ruht, und auch das lukrative Geschäft beim Oktoberfest bricht ihm jetzt noch weg. Er ist seit dem Jahr 2018 als „Königlich Bayerischer Hofphotograph“auf der Wiesn unterwegs. Besucher schlüpfen bei ihm in alte oder auf alt gemachte Kostüme und lassen sich so fotografieren, wie es vor rund 120 Jahren üblich war. Die Bilder werden zwar digital gemacht, aber technisch so umgewandelt, als wären sie wirklich um die Jahrhundertwende entstanden. Insgesamt acht Personen teilen sich die Arbeit während des Oktoberfestes.
„Der Verdienstausfall schmerzt natürlich alle. Andererseits muss ich auch zugeben, dass ich auch etwas froh bin, dass es ausfällt. Dort kommt die ganze Welt zusammen. Wer will das verantworten, wenn sich das Virus massenhaft verbreitet? Und meine Mitarbeiter und ich können fast sicher davon ausgehen, dass es uns auch erwischt, wenn wir dort jeden Tag arbeiten.“Er habe eine kleine Tochter und eine Verantwortung, betont Fürstenberg. Das Jahr 2020 werde für ihn ökonomisch „interessant“– mit Einnahmen gegen null, fürchtet er. Als „Hofphotograph“ist er normalerweise auch auf zwei Dulten in München und dem Gäubodenfest in Straubing unterwegs – auch die fallen heuer aus.
Ähnlich ist der Tenor bei Richard Renner aus Dießen, der seit 25 Jahren auf der Wiesn dabei ist. Er arbeitet üblichweise im Schützenfestzelt als Bindeglied zwischen dem
Wirt und der Brauerei und kümmert sich um die Organisation von Personal sowie dessen Einteilung während des weltgrößten Volksfestes. Auch er sieht „keine andere Option als eine Absage“. Bei einer Pandemie wie der aktuellen müssten auch Traditionen hintanstehen. „Hätte es tatsächlich stattgefunden, hätte ich mir schon Gedanken gemacht, ob ich das Risiko tatsächlich eingehe und dort arbeite.“Die Bedienungen und er würden zwar viel Geld verlieren, das eingeplant gewesen sei, die Absage sei aber vernünftig. In Gesprächen hatte er den Eindruck, dass viele Wirte bereits seit Längerem eine Absage befürchteten. „Da geht es natürlich auch um ganz andere Summen als bei mir oder einem Schankkellner. Für mich ist das Geld nicht von existenzieller Bedeutung“, so der Landwirt.
In den vergangenen 27 Jahren war Jürgen Zirch aus Dießen immer als Schankkellner auf dem Oktoberfest dabei. Er arbeitet normalerweise im Augustinerzelt. Der finanzielle Ausfall durch die Absage sei für ihn nicht dramatisch. „Es ist immer ein schöner weiterer Verdienst gewesen, mit dem man sich zusätzlich noch mal etwas leisten konnte. Das muss ich eben heuer ein Jahr schieben.“Auch er hält die Absage des Oktoberfestes für richtig. „Die Wiesn stattfinden zu lassen, während alle anderen Veranstaltungen abgesagt werden, das kann man nicht machen.“Bereits nach der Ankündigung, dass bis 31. August keine Großveranstaltungen stattfinden dürfen, hatte er damit gerechnet, dass das wahrscheinlich auch das Aus für das Volksfest bedeuten würde. Zirch hofft, „dass die Leute diszipliniert bleiben und sich an die Regeln halten, damit die Krise überwunden wird“und das Oktoberfest im kommenden Jahr wieder stattfinden kann.
Ein weiterer Schlag ins Kontor ist die Absage für das Landhotel & Gasthaus Wiedmann in Eresing. Dort wartet man auch auf Informationen, wann und in welchem Umfang wieder geöffnet werden darf. „In der Zeit kommen 70 bis 90 Prozent unserer Gäste wegen des Oktoberfestes. Noch mehr spüren wir die Absage des Ritterturniers in Kaltenberg“,
Seit fast 30 Jahren ist Jürgen Zirch Schankkellner
Auch die Hotellerie im Landkreis ist betroffen
sagt Stefan Wiedmann, einer von drei Geschäftsführern des Familienbetriebs. Auch aus seiner Sicht kommt die Entscheidung nicht überraschend. „Man kann ja nicht bis 31. August alle größeren Veranstaltungen komplett verbieten und wenige Tage nach einer möglichen Öffnung gleich so ein großes Fest durchführen.“
Nicht betroffen von der Absage ist Magnus Kaindl. Der Dießener fungiert auf der Oidn Wiesn als Tanzmeister. Die setzt allerdings alle vier Jahre aus, weil dann das Bayerische Zentral-Landwirtschaftsfest stattfindet, was heuer wieder der Fall gewesen wäre. Verzichten müssen hingegen die Kapellen und Trachtenvereine aus dem Landkreis, die beim Umzug des Oktoberfestes hätten mitmachen wollen.