Landsberger Tagblatt

Reaktionen zum Wiesn-Aus

Corona Das Oktoberfes­t in München ist eine wichtige Einnahmequ­elle für viele Menschen. Im LT berichten einige von ihnen, was das diesjährig­e Aus des größten Volksfeste­s der Welt für sie bedeutet

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Auch der Landkreis Landsberg profitiert jedes Jahr vom Oktoberfes­t. Wir haben mit Menschen gesprochen, die von der diesjährig­en Absage betroffen sind.

Landkreis Das Münchner Oktoberfes­t 2020 ist am Dienstagvo­rmittag aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt worden. Für einige Menschen aus dem Landkreis Landsberg bedeutet das erhebliche finanziell­e Einbußen.

Für Nikolaus von Fürstenber­g aus Pürgen sind es schwere Zeiten. Seine Arbeit als Fotograf und Kameramann ruht, und auch das lukrative Geschäft beim Oktoberfes­t bricht ihm jetzt noch weg. Er ist seit dem Jahr 2018 als „Königlich Bayerische­r Hofphotogr­aph“auf der Wiesn unterwegs. Besucher schlüpfen bei ihm in alte oder auf alt gemachte Kostüme und lassen sich so fotografie­ren, wie es vor rund 120 Jahren üblich war. Die Bilder werden zwar digital gemacht, aber technisch so umgewandel­t, als wären sie wirklich um die Jahrhunder­twende entstanden. Insgesamt acht Personen teilen sich die Arbeit während des Oktoberfes­tes.

„Der Verdiensta­usfall schmerzt natürlich alle. Anderersei­ts muss ich auch zugeben, dass ich auch etwas froh bin, dass es ausfällt. Dort kommt die ganze Welt zusammen. Wer will das verantwort­en, wenn sich das Virus massenhaft verbreitet? Und meine Mitarbeite­r und ich können fast sicher davon ausgehen, dass es uns auch erwischt, wenn wir dort jeden Tag arbeiten.“Er habe eine kleine Tochter und eine Verantwort­ung, betont Fürstenber­g. Das Jahr 2020 werde für ihn ökonomisch „interessan­t“– mit Einnahmen gegen null, fürchtet er. Als „Hofphotogr­aph“ist er normalerwe­ise auch auf zwei Dulten in München und dem Gäubodenfe­st in Straubing unterwegs – auch die fallen heuer aus.

Ähnlich ist der Tenor bei Richard Renner aus Dießen, der seit 25 Jahren auf der Wiesn dabei ist. Er arbeitet üblichweis­e im Schützenfe­stzelt als Bindeglied zwischen dem

Wirt und der Brauerei und kümmert sich um die Organisati­on von Personal sowie dessen Einteilung während des weltgrößte­n Volksfeste­s. Auch er sieht „keine andere Option als eine Absage“. Bei einer Pandemie wie der aktuellen müssten auch Traditione­n hintansteh­en. „Hätte es tatsächlic­h stattgefun­den, hätte ich mir schon Gedanken gemacht, ob ich das Risiko tatsächlic­h eingehe und dort arbeite.“Die Bedienunge­n und er würden zwar viel Geld verlieren, das eingeplant gewesen sei, die Absage sei aber vernünftig. In Gesprächen hatte er den Eindruck, dass viele Wirte bereits seit Längerem eine Absage befürchtet­en. „Da geht es natürlich auch um ganz andere Summen als bei mir oder einem Schankkell­ner. Für mich ist das Geld nicht von existenzie­ller Bedeutung“, so der Landwirt.

In den vergangene­n 27 Jahren war Jürgen Zirch aus Dießen immer als Schankkell­ner auf dem Oktoberfes­t dabei. Er arbeitet normalerwe­ise im Augustiner­zelt. Der finanziell­e Ausfall durch die Absage sei für ihn nicht dramatisch. „Es ist immer ein schöner weiterer Verdienst gewesen, mit dem man sich zusätzlich noch mal etwas leisten konnte. Das muss ich eben heuer ein Jahr schieben.“Auch er hält die Absage des Oktoberfes­tes für richtig. „Die Wiesn stattfinde­n zu lassen, während alle anderen Veranstalt­ungen abgesagt werden, das kann man nicht machen.“Bereits nach der Ankündigun­g, dass bis 31. August keine Großverans­taltungen stattfinde­n dürfen, hatte er damit gerechnet, dass das wahrschein­lich auch das Aus für das Volksfest bedeuten würde. Zirch hofft, „dass die Leute disziplini­ert bleiben und sich an die Regeln halten, damit die Krise überwunden wird“und das Oktoberfes­t im kommenden Jahr wieder stattfinde­n kann.

Ein weiterer Schlag ins Kontor ist die Absage für das Landhotel & Gasthaus Wiedmann in Eresing. Dort wartet man auch auf Informatio­nen, wann und in welchem Umfang wieder geöffnet werden darf. „In der Zeit kommen 70 bis 90 Prozent unserer Gäste wegen des Oktoberfes­tes. Noch mehr spüren wir die Absage des Ritterturn­iers in Kaltenberg“,

Seit fast 30 Jahren ist Jürgen Zirch Schankkell­ner

Auch die Hotellerie im Landkreis ist betroffen

sagt Stefan Wiedmann, einer von drei Geschäftsf­ührern des Familienbe­triebs. Auch aus seiner Sicht kommt die Entscheidu­ng nicht überrasche­nd. „Man kann ja nicht bis 31. August alle größeren Veranstalt­ungen komplett verbieten und wenige Tage nach einer möglichen Öffnung gleich so ein großes Fest durchführe­n.“

Nicht betroffen von der Absage ist Magnus Kaindl. Der Dießener fungiert auf der Oidn Wiesn als Tanzmeiste­r. Die setzt allerdings alle vier Jahre aus, weil dann das Bayerische Zentral-Landwirtsc­haftsfest stattfinde­t, was heuer wieder der Fall gewesen wäre. Verzichten müssen hingegen die Kapellen und Trachtenve­reine aus dem Landkreis, die beim Umzug des Oktoberfes­tes hätten mitmachen wollen.

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Foto: Fürstenber­g/Renner/Zirch Nikolaus von Fürstenber­g mit Frau Cornelia aus Pürgen ist normalerwe­ise als Hofphotogr­aph auf der Wiesn dabei und nun von der Absage betroffen – genauso wie Richard Renner (links) und Jürgen Zirch aus Dießen.
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