Wo steckt der bayerische Bär?
Natur Immer wieder gibt es Spuren, doch das Raubtier ist scheu. Was über den Braunbären bisher bekannt ist
Augsburg Im Oktober 2019 tapste er vor eine Wildtierkamera, Ende Februar wurden ein paar Tatzenabdrücke im Schnee entdeckt. Doch seither hat man nichts mehr von dem Braunbären mitbekommen, der durch Bayern gewandert ist. Hält er sich überhaupt noch im Freistaat auf oder ist er bereits weitergezogen?
Möglicherweise ist der Bär weiterhin im südlichen Landkreis Garmisch-Partenkirchen unterwegs, erklärt eine Sprecherin des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) in Augsburg. „Damit es aber zu keinen Konflikten zwischen Mensch und Tier kommt, geben wir die genauen Fundstellen der Hinweise nicht bekannt.“Ein paar Details kann die Sprecherin aber verraten: Bei dem Braunbären handelt es sich um ein männliches Tier, das circa zwei bis drei Jahre alt ist und wohl aus der nächstgelegenen Bärenpopulation im italienischen Trentino stammt. Vermutlich ist der Bär auf der Suche nach einer Partnerin nach Bayern gewandert. „Junge Männchen streifen zum Teil sehr weit umher, um Anschluss an nicht verwandte Tiere zu bekommen“, erklärt die LfU-Sprecherin. „Dabei sind sie mehrere Monate oder Jahre unterwegs. Einzelne Männchen können durchaus einige Zeit entlang der nördlichen Alpenkette unterwegs sein.“
Das Verhalten des Braunbären wird ganz genau von den Mitarbeitern des Wildtiermanagements im LfU beobachtet. „Dabei stellen wir dem streng geschützten Tier in keiner Weise nach. Es ist wichtig, dass der Bär sein natürliches Verhalten beibehält“, sagt die Sprecherin. Wenn es Beobachtungen gibt, dann seien diese zufällig, etwa wenn das Tier in eine Fotofalle tappt oder eben Spuren im Schnee hinterlässt. Die Mitarbeiter des Landesamtes gehen derzeit aktuellen Hinweisen nach, geben Nutztierhaltern Hilfestellung, wie sie ihre Herden schützen können und informieren die Bevölkerung über das Verhalten des Tieres. „Die Rückkehr der großen Beutegreifer in unser Land ist möglich, birgt aber Konflikte. Wir müssen das Zusammenleben mit Bär, Wolf und Luchs neu lernen“, sagt die LfU-Sprecherin.
Die Bären in Bayern wurden nach Angaben des Landesamtes in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgerottet, eine Bärenpopulation kann sich nur sehr langsam wieder ausbreiten. Bären sind grundsätzlich Einzelgänger und ernähren sich hauptsächlich von pflanzlicher Nahrung wie Waldbeeren, Knollen und Pilzen. Braunbären lieben Süßes – und plündern daher auch gern mal Bienenstöcke. Auch Fleisch und Fisch stehen auf ihrem Speiseplan.
Im Winter hält der Bär Winterruhe – was aber nicht heißt, dass er monatelang nicht zu sehen ist. „Er kann zwischendurch schon aufstehen, herumlaufen und nach Futter suchen“, sagt die LfU-Sprecherin. So erklärt es sich auch, dass der bayerische Bär im Februar gesichtet wurde, als noch Schnee lag: Bei einem solchen Wetter ist die Winterruhe
noch nicht vorbei, wenn das Tier aber aufwacht und Hunger hat, verlässt es vorübergehend seinen Schlafplatz.
Der Braunbär, der in Bayern gesehen wurde, verhält sich dem LfU zufolge absolut wildtiertypisch – er ist vorsichtig und weicht Menschen aus. „Bären lernen sehr schnell, wenn es in der Nähe von Menschen leicht erreichbares Futter gibt.“Wichtig sei deshalb, Bären nicht zu füttern und ihnen nicht aktiv nachzustellen, denn so würden sie auf den Menschen konditioniert. „Konflikte sind dann vorprogrammiert.“Bruno, der 2006 durch bayerische Ortschaften streifte, Schafe riss und am Ende abgeschossen wurde, wurde vermutlich deshalb zum Problembären. Von seiner Mutter Jurka lernte er, dass es in der Nähe von Ortschaften etwas zu fressen gibt. „Man sollte bei Aufenthalten in der Natur immer darauf achten, keine Essensreste oder Müll zurückzulassen“, empfiehlt daher das LfU.