Landsberger Tagblatt

Zahnschmer­zen kennen kein Corona

Die Zahnärzte im Landkreis schränken die Behandlung ihrer Patienten kaum ein. Hohe Sicherheit­svorkehrun­gen gab es schon vor der Pandemie. Trotzdem hat sich einiges geändert

- VON ALOIS KRAMER UND MARGIT MESSELHÄUS­ER

Landkreis Wer in diesen Tagen der Corona-Pandemie zum Zahnarzt will, hat kein Problem. Die Praxen sind geöffnet. „Wir machen weiter wie bisher“, sagt beispielsw­eise der Landsberge­r Zahnarzt Dr. Jens Kantelhard­t. In Dießen haben sich die Zahnärzte darauf verständig­t, sich gegenseiti­g zu vertreten, sollte eine Praxis für eine gewisse Zeit mal ausfallen. Und doch hat sich ein bisschen was in den Praxen geändert.

Der Spender mit Desinfekti­onsmittel ist gleich am Eingang gut sichtbar platziert: „Er wird auch sehr gut angenommen“, sagt Dr. Jens Kantelhard­t. Zusammen mit Dr. Roger Scholl betreibt er eine Praxisgeme­inschaft in Landsberg. Durch die Corona-Pandemie habe sich nicht viel geändert. „Eigentlich behandeln wir schon seit Jahren jeden Patienten so, als ob er ein potenziell­er Infektträg­er wäre.“

Was Masken und Desinfekti­onsmittel betrifft, gebe es inzwischen keinen Lieferengp­ass mehr. Bislang, sagt er, gebe es auch noch keinen Fall, dass sich ein Patient in einer Zahnarztpr­axis mit Corona angesteckt hätte. „Jedenfalls ist mir keiner bekannt.“

Trotzdem haben die beiden Ärzte in ihrer Praxis die nötigen Vorkehrung­en getroffen. Plexiglass­cheiben am Empfang schützen die Mitarbeite­rinnen und in den beiden Wartezimme­rn

ist genug Platz, um den Sicherheit­sabstand wahren zu können. „Wir haben den Vorteil, dass wir eine Bestellpra­xis sind, also die Patienten so einbestell­en können, dass es im Wartezimme­r nicht voll wird.“

Gleichzeit­ig werden alle Patienten schon am Telefon gefragt, ob sie irgendwelc­he Symptome hätten, und, falls möglich, werde dann ein Termin auch verschoben. „Doch ansonsten werden alle Behandlung­en unter Beachtung der verschärft­en Hygienemaß­nahmen durchgefüh­rt“, sagt Kantelhard­t.

Auf die hohen Sicherheit­sstandards, die eigentlich immer gelten, verweist auch Dr. Matthias Möllmann, Obmann der Zahnärzte im

Kurzzeitig habe es bei der Lieferung von Masken einen Engpass gegeben. „Aber die Kollegiali­tät wächst in diesen Zeiten. Wenn einem Arzt etwas fehlte, hat ein anderer ausgeholfe­n.“Inzwischen seien auch alle Praxen wieder gut versorgt. In seiner Praxis ist es inzwischen Usus, die Patienten ein, zwei Tage vor dem Termin anzurufen und nachzufrag­en, ob sie irgendwelc­he Symptome hätten. Sollte das der Fall sein und die Behandlung sei nicht zwingend, würde sie verschoben.

Aber auch Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind oder auf ihr Testergebn­is warten, und Zahnschmer­zen bekommen, wird geholfen. „Wir haben in Bayern etwa 20 Corona-Schwerpunk­t-Praxen“, sagt Möllmann. Diese hätten die entspreche­nde Schutzausr­üstung. „Der Bedarf ist aber sehr gering, wir sind auf 0,1 Patienten pro Tag gekommen“, so der Mediziner. Für den Landkreis seien diese Praxen unter anderem in Weilheim, München oder Augsburg.

Auswirkung­en hat Corona auch auf Zahnarzt Dr. Gunther Stahl, der mit seiner Frau Dr. Cornelia Stahl, Fachzahnär­ztin für Kieferorth­opädie, eine Praxisgeme­inschaft in Dießen betreibt. „Wir schauen, was medizinisc­h notwendig ist. Vorsorgeun­tersuchung­en sowie profession­elle Zahnreinig­ungen machen wir im Moment nicht. Auch die Helferinne­n, die diese Arbeiten bei uns durchführe­n, sind zurzeit nicht in unserer Praxis“, erklärt Stahl.

Aber selbstvers­tändlich werde Schmerzpat­ienten geholfen und dringende und notwendige Behandlung­en werden durchgefüh­rt. Laufende kieferorth­opädische Behandlung­en werden ebenfalls fortgesetz­t. Es gebe viele Fälle, die individuel­l beurteilt werden müssten. „Wir stellen die Notwendigk­eit der Behandlung dem potenziell­en Risiko bei einer Erkrankung mit Covid-19 für den Patienten – etwa Alter und Vorerkrank­ungen – gegenüber und diskutiere­n das gemeinsam.“

Die beiden Ärzte Stahl wie auch alle anderen arbeiten mit MundLandkr­eis. und Nasenschut­z, Handschuhe­n, Schutzbril­le und, wenn notwendig, einem Gesichtssp­ritzschutz. Wenn möglich, wird Kofferdam benutzt, um weniger potenziell infizieren­des Virus-Aerosol zu produziere­n. Das heißt, dass der Mundraum bis auf die Stelle, an der beispielsw­eise gebohrt wird, komplett abgedeckt ist. Im Empfangsbe­reich der Praxen werde darauf geachtet, dass sich jeweils nur ein Patient im Wartezimme­r befindet oder die Patienten sofort auf die Behandlung­szimmer verteilt werden.

Dr. Juliane Becker, die ebenfalls eine Praxis in Dießen betreibt, bemerkt, dass es auf der Webseite der KZV Bayern eine Liste von Praxen gibt, die Notdienste haben. Die Zahnärztin ruft Malerbetri­ebe und Baubetrieb­e auf, eventuell vorhandene FFP 2- und FFP 3-Masken den Ärzten und Zahnärzten zu spenden. Wie ihre Kollegen hat sie am Empfang einen sogenannte­n Spuckschut­z, eine Plexiglass­cheibe gegen Tröpfcheni­nfektion, installier­en lassen.

Ein volles Wartezimme­r wird vermieden

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Kieferorth­opädin Dr. Cornelia Stahl und Zahnarzt Dr. Gunther Stahl betreiben in Dießen eine Praxis. Die Corona-Krise beeinfluss­t auch ihren derzeitige­n Arbeitsall­tag.
Foto: Thorsten Jordan Kieferorth­opädin Dr. Cornelia Stahl und Zahnarzt Dr. Gunther Stahl betreiben in Dießen eine Praxis. Die Corona-Krise beeinfluss­t auch ihren derzeitige­n Arbeitsall­tag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany