Leonie Fiebich nutzt die Zwangspause
Die 20-jährige Landsbergerin darf sich Hoffnungen machen, bald in der amerikanischen Profiliga zu spielen
Landsberg/Wasserburg Es war eine ganz neue, ungewohnte Situation für Leonie Fiebich. „Eigentlich bin ich nicht so der Mensch, der so viel Aufmerksamkeit braucht und will“, sagt die 20-jährige Basketballerin. Doch nachdem sie von Los Angeles Sparks gedraftet wurde, stand das Telefon erst mal nicht mehr still. Für die gebürtige Landsbergerin geht damit ein Traum in Erfüllung – aber es liegt auch noch viel Arbeit vor ihr.
Sie ist Europameisterin, Nationalspielerin und LT-Sportlerin des Jahres 2018: Leonie Fiebich hat im Basketball schon sehr viel erreicht, doch das alles war fast nichts im Vergleich zu dem, was nun für sie bevorsteht. Als eine der ganz wenigen deutschen Basketballerinnen schaffte Leonie Fiebich den Sprung in die WNBA. Doch jetzt ist erst mal Geduld gefragt, denn ehe die leidenschaftliche Köchin nach Los Angeles reisen wird, werden noch einige Monate vergehen.
Auch dort sorgt die Corona-Pandemie wieder für große Unsicherheit. „Jetzt ist es sicher schwierig, in die USA einzureisen“, fürchtet Leonie Fiebich. Zudem sei unsicher, ob in diesem Jahr überhaupt eine Saison gespielt werden kann. „Amerika ist ja noch ziemlich am Anfang der Pandemie.“Deshalb stellt sie sich darauf ein, in der kommenden Saison noch für Wasserburg in der Bundesliga zu spielen.
In gewisser Weise „spielt mir das sogar in die Karten“, sagt die 1,92 Meter große Flügelspielerin. Denn aktuell laboriert sie noch an den Folgen eines Kreuzbandrisses. Bei der U19-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr hatte sie sich diesen zugezogen. „Das war schon der zweite“, erzählt sie. „Das erste Mal war es 2017, jetzt am anderen Knie. Aber jetzt sind beide wieder neu“, zeigt sie einen trockenen Humor.
Und so ist sie auch gar nicht so unglücklich, dass sich ihre Reise in die USA noch etwas verzögert.
„Jetzt habe ich genug Zeit, um richtig fit zu werden.“Denn noch hat sie ihren Platz in der Mannschaft der Los Angeles Sparks nicht sicher. „Es werden 15 Spielerinnen zu einem Trainingscamp eingeladen, zwölf kommen dann in den Kader.“Im Übrigen habe Los Angeles derzeit einen sehr starken Kader. „Ich bin eher eine Investition für die Zukunft“, sieht sie ihre Chance noch kommen.
Und bis dahin bereitet sie sich auf die Saison bei Wasserburg vor. Nach dem Start bei der DJK Landsberg, wo sie mit erst 14 Jahren
schon in der Damenmannschaft spielte, wechselte sie bald zur TS Jahn München im August 2018 zum Bundesligisten TSV Wasserburg. „Hier fühle ich mich wohl“, sagt Fiebich. Derzeit plant man dort das neue Team, „aber das ist auch schwierig, da noch keine Ausländerinnen verpflichtet werden können“. Auch sie hatte, nicht erst nachdem sie gedraftet worden war, einige Angebote aus dem Ausland. „Ich werde aber noch hierbleiben. Hier habe ich eine super Trainerin und gerade jetzt nach dem Kreuzbandriss habe ich hier auch eine optimale Betreuung.“Jeden Tag trainiert Leonie Fiebich, so gut es eben geht. „Manchmal gehe ich auch auf den Hartplatz und werfe ein paar Bälle, aber das macht keinen Spaß allein und wenn ich die Bälle immer selbst wieder holen muss.“
Nur ein Gutes hat dieser aktuelle Stillstand: „Ich habe etwas mehr Zeit, mich aufs Studium zu konzentrieren.“An der Fernuni hat sie sich für Wirtschaftspsychologie eingeschrieben. „Was ich damit später mal machen kann, weiß ich nicht“, sagt sie und lacht. „Aber man hat mir gesagt, ich kann mich in jedem Unternehmen mit Marketing bewerben.“Doch das hat noch lange Zeit: Jetzt steht erst mal die Vorbereitung für das Tryout in Amerika im Vordergrund – und wenn es so kommt, die nächste Bundesliga-Saison mit Wasserburg.