Schlangen in der Altstadt
Seit Montag dürfen auch kleineren Läden wieder öffnen. Wie sich die Einzelhändler in Landsberg auf den großen Tag vorbereitet haben. Vor einigen Geschäften bildeten sich auch prompt lange Schlangen
Seit gestern dürfen auch kleinere Geschäfte wieder öffnen. In der Landsberger Altstadt bildeten sich deswegen bereits Schlangen für einigen Läden.
Landsberg „Heilfroh“war Ingrid Asam von der Buchhandlung Hansa, dass sie gestern – nach fast fünf Wochen Pause – wieder ihren Laden aufsperren konnte. Und sie sprach damit nicht nur den Einzelhändlern aus der Seele, auch die Kunden scheinen das so gesehen zu haben. Jedenfalls war in der Landsberger Innenstadt deutlich mehr los. Und so bildeten sich vor einigen speziellen Geschäften auch – wie vermutet – Warteschlangen.
Schwungvoll stellte Ingrid Asam den Kartenständer vor die Tür. „Wir haben auch online Bestellungen angenommen, diese hab ich in Landsberg und Umgebung dann mit dem Rad ausgefahren“, erzählte sie, doch das sei kein Vergleich zum geöffneten Laden. Damit alle Vorschriften eingehalten werden, werden die Kunden mit einem freundlichen Plakat begrüßt, bei dem genau 18 Warenkörbe stehen. „Jeder muss einen Korb mitnehmen, wenn keiner mehr da ist, muss der Kunde warten“, erklärte Asam – so könne man die Regelungen kontrollieren.
Dass man in den Geschäften nun die Masken aufsetzen muss, wird nicht zum Problem. Schon in den Straßen sah man mehr Menschen mit dem Gesichtsschutz, andere hatten die Maske noch lässig an einem Ohr eingehängt, trugen sie in der Hand oder um den Hals, und vor Betreten des Ladens wurde sie aufgesetzt. Wie etwa von Franz Golda, als er ins Schuhgeschäft Pflanz im Vorderanger kam. „Hier wird aber nicht operiert, oder“, lautete seine scherzhafte Begrüßung. „Die Masken sind sicher gewöhnungsbedürftig, aber ich finde sie okay“, meinte Golda. Geschäftsinhaber Heinrich Pflanz ist über die Wiedereröffnung „nicht nur froh, sie ist überlebenswichtig“. Zwar habe man auch Onlinehandel betrieben, aber „da ist ein Kunde im Fuchstal, einer in Prittriching und der dritte vom Ammersee, da kann man sich ausrechnen, was da rauskommt“.
Gerade für Kinder sei es enorm wichtig, dass man jetzt wieder öffnen könne. „Erwachsene können noch warten, aber Kinder wachsen aus ihren Schuhen raus“, sagt Pflanz. Maximal vier Kunden können gleichzeitig in sein Geschäft, um die Abstandsregeln einzuhalten. Und so musste sich beispielsweise
Eva Sulzenbacher aus Hofstetten noch gedulden. Sie stand mit ihren drei Söhnen vor dem Eingang. „Wir haben ganz bewusst nicht online bestellt, wir wollen die Geschäfte vor Ort unterstützen“, sagte sie. Und stützt damit den Optimismus von
Heinrich Pflanz: „Unser Geschäft gibt es nachweislich seit 395 Jahren in Landsberg“, sagte er – man habe in dieser langen Zeit viel überstanden, Kriege, Inflationen und die Pest. „Das macht Hoffnung, dass wir auch dies überstehen.“
Erst seit Januar ist Dominik Apostolopoulos Pächter des Modehauses Hecht im Vorderanger. „Wir haben inzwischen unsere Öffnungszeiten geändert, machen erst um 10 Uhr auf und haben auch eine Mittagspause.“Über zwei Etagen verteilt hat er 400 Quadratmeter Verkaufsfläche – darf also öffnen. „Der Kontakt mit den Menschen hat schon gefehlt“, erzählte er. Auch wenn Dominik Apostolopoulos nicht mit dem ganz großen Ansturm rechnete, „wenn man zum Beispiel auf dem Markt Stammkunden getroffen hat, haben sie gesagt, sie kaufen nicht online, sondern warten, bis wir wieder auf haben.“
Gerüstet für den „Ansturm“war auch Suzan Gebert von „Suzan’s mode&zeitgeist“im Vorderanger. „Wir sind natürlich auch heilfroh, dass wir wieder öffnen können“, meinte sie. Gespannt ist sie, wie sich das Geschäft weiter entwickeln wird. „Die erste Woche wird schon viel los sein“, vermutete sie, doch da
Anstehen für den Stoff zum Maskennähen
viele in Kurzarbeit seien, könnte sich das über einen längeren Zeitraum auswirken. „Es könnte auch sein, dass sich trotz Maske und den anderen Vorkehrungen einige nicht einkaufen trauen“, sagte sie. Und bietet deshalb noch einen besonderen Service an: Nach Terminvereinbarung ist sie auch von 18 bis 20 Uhr für ihre Kunden da.
Und dann war da noch die lange Schlange vor der Stoffgalerie Dana Hofmann in der Ludwigstraße. Silvia Kerle aus Eching stand ganz hinten. „Eine Stunde werde ich jetzt schon warten müssen, ehe ich reinkann“, meinte sie gelassen. Und wofür wird der Stoff gebraucht? „Ich muss Masken nähen“, erklärte Silvia Kerle. Zwar habe sie noch bunten Stoff zu Hause, „aber mein Mann will eine mit einem dunklen Stoff“. Und Masken sind ja ab sofort nicht nur beim Einkauf, sondern auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln Pflicht.