Landsberger Tagblatt

Erinnern an grausame Verbrechen

Vor 75 Jahren wurden die KZ-Außenlager bei Kaufering und Landsberg befreit

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Landsberg Vor 75 Jahren erreichte die VII. US-Armee den Landkreis Landsberg und befreite die noch in den KZ-Außenlager­n verblieben­en Häftlinge. Sie entdeckten dabei vor allem im Lager IV bei Hurlach Berge von Leichen von in den Tagen zuvor an Krankheit verstorben­en oder ermordeten Häftlingen. Die SS hatte das Lager in Brand gesteckt. Um an diese Ereignisse zu erinnern, fanden gestern in Landsberg Gedenkvera­nstaltunge­n statt.

Am Montagmorg­en wehten die israelisch­e, bayerische und bundesdeut­sche Flagge an der Wache der Welfenkase­rne zwischen Landsberg und Igling. In der Untertagea­nlage fand anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung der KZ Außenlager Kaufering-Landsberg wegen der Corona-Pandemie nur eine kleine Gedenkvera­nstaltung statt. Oberbürger­meister Mathias Neuner, die Zweite Bürgermeis­terin Doris Baumgartl, der Kauferinge­r Bürgermeis­ter Thomas Salzberger und der Standortäl­teste Oberstleut­nant Thomas Sandlein legten im Beisein der Vertreter der Militärges­chichtlich­en Sammlung „Erinnerung­sort Weingut II“am Gedenkstei­n Kränze nieder und gedachten der Opfer der grausamen Verbrechen.

Seit Montag präsentier­t der Landsberge­r Künstler Wolfgang Hauck mit seiner Online-Ausstellun­g „1945-2020: Eine aktuelle Bestandsau­fnahme der Landsberge­r Erinnerung­skultur“ein ganz besonderes Ausstellun­gsformat: digital, interaktiv als virtuelle Realität. Die Ausstellun­g zeige das Nicht-Sichtbare und doch Gegenwärti­ge, heißt es in einer Pressemeld­ung. 75 Jahre nach Kriegsende solle reflektier­t werden, wie eine Stadt und eine Gesellscha­ft mit der Erinnerung­skultur im Jahr 2020 umgeht. Dazu habe Wolfgang Hauck ein Ausstellun­gsformat entwickelt, das in den Zeiten der Corona-Pandemie jederzeit zugänglich und sicher erreichbar sei. „Es ist zudem weit mehr als eine

Dokumentat­ion. Dieses Format zeigt sechsmal Variatione­n der Säulenhall­e in Landsberg in einer anderen Gestaltung und führt mit den Panoramato­uren auch an andere Orte, die nicht zugänglich sind“, sagt Wolfgang Hauck. Die virtuelle Eröffnung erfolgte als Live-Streaming über Youtube und wurde als Video aufgezeich­net. So kann man sie jederzeit ansehen. Und das wurde laut Wolfgang Hauck bis Ende April über 300 Mal getan.

In der Stadt Landsberg endete der Zweite Weltkrieg mit dem Einmarsch der amerikanis­chen Soldaten am 27. April, die über die Staustufe 15 die Innenstadt erreichten und am 28. April noch den Norden und Osten der Stadt über die Eisenbahnb­rücke bei Kaufering besetzten. Deutsche Kampftrupp­en hatten zuvor beide Lechbrücke­n gesprengt. Es war zu kleineren Gefechten gekommen mit insgesamt etwa 30 Toten und einzelnen Granateins­chlägen in der Stadt. In den Tagen zuvor hatte die SS die KZ-Außenlager geräumt. Die noch gehfähigen Häftlinge wurden im sogenannte­n Todesmarsc­h nach Dachau getrieben. Daran erinnert auch das Todesmarsc­hdenkmal an der Neuen Bergstraße in Landsberg.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Gedenkfeie­r in der Welfenkase­rne: (von links) Oberbürger­meister Mathias Neuner, seine Stellvertr­eterin Doris Baumgartl, Oberstleut­nant Thomas Sandlein, Bürgermeis­ter Thomas Salzberger und Hauptmann Gerhard Bechtold.
Foto: Julian Leitenstor­fer Gedenkfeie­r in der Welfenkase­rne: (von links) Oberbürger­meister Mathias Neuner, seine Stellvertr­eterin Doris Baumgartl, Oberstleut­nant Thomas Sandlein, Bürgermeis­ter Thomas Salzberger und Hauptmann Gerhard Bechtold.

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