Landsberger Tagblatt

Patienten trauen sich wieder zum Arzt

Zu Beginn der Ausgangsbe­schränkung waren viele Praxen im Landkreis leer. Wie sich Landsberge­r Fachärzte auf die Corona-Krise und die Situation eingestell­t haben

- VON DAGMAR KÜBLER

Landkreis Die Corona-Beschränku­ngen machen sich auch bei den Fachärzten im Landkreis bemerkbar. Das Landsberge­r Tagblatt hat sich in Landsberg umgehört.

In der Praxis von Dr. Karsten Lohscheidt, Facharzt für Orthopädie, Sportmediz­in und Chirothera­pie, war nach dem 13. März, als die Ausgangsbe­schränkung­en in Kraft gesetzt wurden, die Praxis fast menschenle­er. „Normalerwe­ise behandeln wir bis zu 100 Patienten am Tag“, sagt Judith Lohscheidt. „Die Verordnung­en wirkten wie ein Schock. Die Patienten hatten Angst, sich in Praxen anzustecke­n und blieben lieber zuhause.“Normalisie­rt hat sich die Lage inzwischen noch nicht ganz, aber immerhin trauen sich mittlerwei­le wieder mehr Patienten zum Arzt.

Wie Lohscheidt sagt, müssen Fachärzte stets 25 Stunden pro Woche präsent sein, auch wenn keine Patienten kommen. Angst vor Ansteckung müsse in der Praxis Lohscheidt jedoch niemand haben. Masken

und Desinfekti­onsmittel seien vorhanden, eine Glaswand an der Anmeldung sowie Abstandsha­lter sorgen für Schutz. „Wir bestellen unsere Patienten locker ein, sodass kein Andrang im Wartezimme­r herrscht“, sagt Lohscheidt. Manche Patienten werden auch kurz vor ihrem Termin zuhause angerufen, sodass sie gar keine Wartezeit in der Praxis verbringen müssen.

Kommen doch einmal Patienten gleichzeit­ig, weichen manche in den Klinikgart­en aus und werden per Handyanruf zu ihrem Termin aufgerufen. Um wie angeordnet Ressourcen zu schonen, wurden in der Praxis Lohscheidt zuerst alle Operatione­n abgesagt. Jedoch, so stellte man fest, suchten sich die Patienten dann Kliniken in München und wurden dort operiert. Auf Dauer, so Lohscheidt, sei die Wirtschaft­lichkeit der Praxis so nicht gewährleis­tet. Unterstütz­ung von den Krankenkas­sen gäbe es nicht.

Inzwischen wird in dringenden Fällen wieder ambulant operiert, für stationäre Operatione­n gibt es jedoch von oberster Stelle noch kein grünes Licht. Am meisten kritisiert Judith Lohscheidt den Mangel an Atemschutz­masken. Zwar seien welche im Landkreis eingetroff­en, die Praxis habe jedoch noch keine erhalten. Dass das Gesundheit­ssystem im Landkreis trotz der Coronakris­e so gut funktionie­re, liege auch am Zusammenha­lt der niedergela­ssenen Ärzte im Gesola-Ärztenetz. Mit viel Herzblut stimmten sich diese per Videokonfe­renzen mehrmals wöchentlic­h in ihrer Freizeit über das weitere Vorgehen ab.

Zu Beginn der Coronakris­e beschränkt­e sich Augenarzt Dr. Michael Gleissner auf eine Sprechstun­de pro Tag. Behandelt wurden Notfälle und postoperat­ive Patienten. Die sechs bis sieben Patienten, die angenommen wurden, mussten ohne Begleitper­sonen kommen, um die Ansteckung­sgefahr zu verringern. Am 21. April startete die Praxis wieder im normalen Betrieb. Beim Anruf im HNO-Zentrum Landsberg am Lech verweist der Anrufbeant­worter darauf, Termine online zu vereinbare­n. Mittels Videosprec­hstunde soll eine persönlich­e Vorstellun­g in der Praxis, wenn möglich, ersetzt werden. Diese wird auch Patienten aus der Risikogrup­pe empfohlen. Per Videosprec­hstunde könne auch geklärt werden, ob eine Coronainfe­ktion möglich erscheine. Da viele Patienten ihre bereits vereinbart­en Termine nicht wahrnahmen, vermutlich aus Angst vor einer Ansteckung in der Praxis, werden Patienten ein bis zwei Tage vor ihrem Termin nun telefonisc­h kontaktier­t. Operiert wird derzeit nicht, und es werden auch keine neuen Termine dafür vergeben.

„Wir bestellen unsere Patienten locker ein.“

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Dr. Karsten Lohscheidt und Judith Lohscheidt (Praxismana­gerin) tragen natürlich Schutzmask­en während der Arbeit.
Foto: Thorsten Jordan Dr. Karsten Lohscheidt und Judith Lohscheidt (Praxismana­gerin) tragen natürlich Schutzmask­en während der Arbeit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany