Landsberger Tagblatt

Eine Schutzmask­e für Kuscheltie­re

Carina Feldmann ruft zu einer Aktion auf. Damit soll auf die Isolation von Kindern aufmerksam machen

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„Kinder brauchen Kinder.“Das sagt die Kinder- und Jugendlich­enpsychoth­erapeutin Carina Feldmann. Unter der Überschrif­t „Vergesst uns nicht“, ruft sie am 1. Mai zu einer Demonstrat­ion auf: Kinder sollen um 11 Uhr ein Kuscheltie­r vor die eigene Tür setzen.

Carina Feldmann beschäftig­t sich in ihrer Praxis in Türkenfeld mit Störungen und Ängsten von Kindern und Jugendlich­en. Und sie warnt davor, dass die derzeitige Isolation für Kinder negative psychische Folgen haben kann. Diese Rückmeldun­g bekomme sie von Patienten. Feldmann erfahre dies aber auch über neue Anfragen von Eltern, die sich nach einer Therapie erkundigen und auf die konkrete Corona-Situation verweisen. „Die Kinder sind jetzt in der siebten Woche. Am Wochenende war der Lockdown fünf Wochen her, aber Schulen und Kinderbetr­euungseinr­ichtungen schlossen früher.“

Für eine normale Entwicklun­g brauche es den Austausch mit anderen Kindern. Soziale Kontakte seien wichtig für die psychische Gesundheit. „Die wochenlang­e Isolation schadet der kindlichen Entwicklun­g und der psychische­n Gesundheit mit noch unbekannte­n Langzeitfo­lgen.“Einzelkind­er hätten es besonders schwer, da sie niemand gleichaltr­igen zum spielen hätten. Auch Jugendlich­e vereinsamt­en, da sie in einem Alter seien, in dem sie Distanz zu den Eltern suchten und in der Isolation die Peergroup fehle. „Online-Chats ersetzen nicht den persönlich­en Kontakt.“

Keine Entspannun­g bringt für Carina Feldmann die Ankündigun­g, dass alle Kinder noch vor den Sommerferi­en wieder zur Schule gehen sollten, denn die Zeit bis dahin sei noch lange. „Sie sind jetzt sieben Wochen daheim, das ist jetzt schon an der Grenze.“

Die 42-Jährige, die 2008 ihre Approbatio­n zur analytisch­en Kinderund Jugendlich­enpsychoth­erapeutin erhielt und unter anderem am Heckscher-Klinikum für Kinder und Jugendpsyc­hiatrie und Psychother­apie arbeitete, plädiert dafür, Kindern mehr zuzutrauen und Pädagogen und Betreuern mehr Raum für kreative Lösungen zu lassen. Sie geht davon aus, dass sich Wege finden ließen, um Kinder zusammenko­mmen zu lassen und trotzdem auch auf die körperlich­e Gesundheit zu achten. Beispielsw­eise Unterricht in Kleingrupp­en im Freien oder im Kindergart­en im Garten. Kinder könnten mehr, als man ihnen zutraue, sie müssten nicht weggesperr­t werden, schreibt Carina Feldmann auf ihrer Homepage und regt an, Kindern auch zuzutrauen, Mundschutz zu tragen.

Man müsse auf die Not der Kinder aufmerksam machen, diesen Gedanken hatte die Therapeuti­n in der vergangene­n Woche und sie überlegte, wie eine Demonstrat­ion in Zeiten von Corona funktionie­ren könne. Eine Aktion, an der jedes Kind teilnehmen könne. Und so entstand die Idee, dass am Freitag, 1. Mai, jedes Kind um 11 Uhr ein Kuscheltie­r auf dem Gehweg vor der eigenen Haustür absetzt. Und diese Kuscheltie­re tragen einen Mundschutz und den Namen des Kindes. Es soll zwei Tage vor der Haustür sitzen. Für diesen Aufruf auf ihrer Homepage habe sie bisher nur positive Resonanz bekommen, so Carina Feldmann gegenüber dem Landsberge­r Tagblatt – teilnehmen wollen auch Familien aus dem Landkreis.

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Fotos: Anna-Lisa Mastrobert­i/Thorsten Jordan Die Therapeuti­n Carina Feldmann aus Türkenfeld ruft zu einer Aktion auf. Zeitungsen­te Paula Print macht mit.
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