Kriegsende
Erinnerungen eines Untermühlhauseners
Rott In Zeiten von Ausgangsbeschränkungen ist „zurück zur Natur“das Gebot der Stunde. Wir nutzen die Gelegenheit, die nähere Umgebung zu durchstreifen und ganz neu zu entdecken. Auf der Suche nach essbaren Wildkräutern machen wir einen Spaziergang um den Engelsrieder See bei Rott. Das „Seehäusl“, wie das Moorgewässer auch genannt wird, liegt malerisch eingebettet zwischen Wäldern, Feuchtgebieten und Wiesen. Wer mit dem Auto anreist, kann beim Gasthaus Seehäusl parken, vom Ammersee aus ist der See aber auch in einer schönen Radtour über Wessobrunn zu erreichen.
Los geht es Richtung Osten am See entlang durch den kleinen Weiler, bevor der Weg nach rechts in den Wald abbiegt. Hier empfangen uns die ersten Frühjahrsblüher wie Duftveilchen, die sich hübsch als Deko auf Süßspeisen machen, oder die hohe Schlüsselblume. Der Sage nach öffnen die zartgelben Blüten die Tür zum Paradies, deshalb ist es im Allgäu Tradition, die ersten Blüten einer Schlüsselblume im Frühling zu essen. Die weißen Blüten des Sauerklees dagegen sind kleine Schönheitsköniginnen, die ihre Reize gut zu verstecken wissen. Die zarten Glöckchen zeigen ihr fein geädertes Muster erst bei genauem Hinsehen. Und nascht man die kleinen Blüten, weiß man: Ihr Name ist Programm.
Vorsicht, Sauerklee wächst oft
Ein Kunstwerk im Miniformat
neben den giftigen Buschwindröschen, und die Blüte ist leicht zu verwechseln. Eindeutig als Kleegewächs ist er aber an den typisch geformten Blättern zu erkennen.
Wir umwandern die Südseite des Sees auf einem Forstweg. Hier wird momentan fleißig gewerkelt, um die Schäden, die Stürme und Borkenkäfer hinterlassen haben, aufzuarbeiten. Noch weiter südlich beginnt ein ausgedehntes Moorgebiet. Aber auch am Südufer des Sees zeigt sich an der Vegetation bereits das nahe Feuchtgebiet: Die Heidelbeersträucher am Boden blühen ganz unaufist geregt, erst beim näheren Hinsehen entdeckt man die Schönheit der kleinen, weißen bis rosafarbenen ballonförmigen Blüten. Ein wahres Kunstwerk im Miniformat.
● Schließlich verlassen wir den Wald und wandern durch Wiesen und Fluren. Frische Löwenzahntriebe, junge Brennnesseln, zarte Schafgarben- und Spitzwegerichblätter lassen sich hier ernten. Die Frühlingskräuter sind echte Kraftpakete und peppen zu Hause dann Aufstriche, Salate und Suppen auf. Am Waldrand empfangen uns die weißen Blütenwolken der Schlehensträucher. Ihr Duft lockt Bienen und Hummeln an. Im Herbst lassen sich aus den herben Früchten Leckereien zaubern, und jetzt im Frühling können wir die Blüten als Wohltat für unsere Haut trocknen und zu einem Pflegeöl weiterverarbeiten.
An einer Brücke überqueren wir anschließend den Zulauf zum Engelsrieder See. Danach geht es nach rechts über einen Trampelpfad direkt am Rottbach entlang weiter. Hier treffen wir einen alten Bekannten aus den heimischen Gärten wieder, den Giersch. In den Nutzgärten die Pflanze allerdings ein gefürchteter Gast. Im Zaum halten lässt er sich dort äußerst ungern, allzu widerstandskräftig und wuchsfreudig treibt er seine Ausläufer durch die Beete. Ein gutes Mittel, um ihn in Schach zu halten, ist das regelmäßige Ernten. Seine jungen Triebe schmecken ähnlich wie Petersilie und lassen sich gut als Ersatz
Der Weg führt am Rottbach entlang
für das bekannte Küchenkraut einsetzen. Die Blätter verwendet man roh oder gekocht. Sie schmecken am besten, solange sie noch leicht zusammengefaltet aussehen und frisch aus der Erde spitzen. Sein Erkennungszeichen ist der dreikantige Stiel, dadurch lässt sich jede Verwechslung mit anderen Doldenblütlern ausschließen.
Zurück geht es über den Trampelpfad am Ufer entlang. Schöne Ausblicke, Vogelgezwitscher und das Schimpfen der Wildgänse begleiten uns. Gutes Schuhwerk ist angesagt, denn das Sumpfgebiet macht seinem Namen teilweise alle Ehre.