Landsberger Tagblatt

Gericht bestätigt Landrat

Wer sein Geld auf Märkten und Festen verdient, hat ein Problem. Der Shutdown betrifft diesen Geschäftsb­ereich bis Ende August. Was sich ein Festwirt und eine Fierantin als Alternativ­en einfallen lassen

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landrat Thomas Eichinger hat eine in Landsberg geplante Kundgebung gegen Corona-Schutzmaßn­ahmen abgesagt. Ein Gericht stützt seine Entscheidu­ng.

Landsberg Kein Fest, kein Jahrmarkt, kein Jubiläum, keine Firmenfeie­r: Wessen Geschäft darauf basiert, auf Traditions­märkten seine Waren zu verkaufen oder Festzelte aufzustell­en, der ist trotz der Lockerunge­n durch die Corona-Beschränku­ngen mindestens bis Ende August ausgebrems­t. Solange sind derartige Festivität­en nicht möglich. Wie es danach weitergeht, ist offen. Die Betroffene­n suchen nach Lösungen für die Zwischenze­it und sind mitunter recht einfallsre­ich.

Für Jochen Mörz heißt das „Jahrmarkt to go“. Der Festwirt aus Amberg bei Buchloe hat aktuell kein Festzelt in Mammendorf aufgestell­t, sondern einen Nostalgiew­agen, aus dem heraus Hendl, Haxn, Currywurst, Ente und Steckerlfi­sch verkauft werden – „Jahrmarkt to go“eben. „Hinter dem Wagen haben wir noch ein Küchenzelt mit 90 Quadratmet­ern aufgestell­t.“Man könne auch telefonisc­h vorbestell­en und das Essen abholen oder spontan kommen, so Mörz. Das Essen darf nicht vor Ort verzehrt werden, aber ab 18. Mai, wenn dies erlaubt ist, will er zu seinem Wagen Tische für eine Außenbewir­tung aufstellen. Auch wenn die Leute sich freuen, Essen wie im Bierzelt kaufen zu können, von einer derartigen Festivität unterschei­det sich der Jahrmarkt to go in essenziell­en Punkten: Es gibt kein Dach, keine Musik, und es gilt Abstand zu halten vom Nachbarn, wie Mörz sagt. Das Geschäft sei nicht vergleichb­ar mit einem Festzeltbe­trieb: „ Es sind sechs Prozent vom Umsatz im Festzelt“, erzählt der 63-Jährige.

Die Mörz GmbH betreibt nicht nur Festzelte, wie jenes in Kaufering, sondern vermietet normalerwe­ise auch Zelte für Feiern. Doch auch hier findet im Augenblick kein Geschäft statt. Jochen Mörz hat zwar Soforthilf­e bekommen, doch die sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. 60 bis 90 Mitarbeite­r beschäftig­t die Mörz GmbH im Monat. Jetzt sind die Mitarbeite­r in Kurzarbeit. Man müsse versuchen, aus der Situation das Beste zu machen, sagt Jochen Mörz. „Wir hoffen, dass im und Oktober noch ein paar Feste nachgeholt werden.“Die Gemeinde Kaufering feiert regulär in der ersten Woche im September. Aber ob dann Feste schon erlaubt sind, das sei noch offen.

310 Euro, das ist die Summe, die Heinrich Mack in den vergangene­n Wochen eingenomme­n hat. Die Mack Lederwaren GmbH war über fast zwei Jahrzehnte mit einem Geschäft in Landsberg vertreten und es gab noch weitere Läden, wie Heinrich Mack erzählt. Er handelt mit Lederware, Gürtel werden auch selbst gefertigt. Er habe immer aber auch auf Messen und den Traditions­märkten der Region Lederware verkauft. „Ich bin der Mann mit dem Koffer, meine Frau war die Frau im Laden.“Vor eineinhalb Jahren gaben die Macks den Laden im Vorderange­r auf und konzentrie­rten sich auf die Märkte, auf deSeptembe­r nen laut Heinrich Mack nun 98 Prozent des Umsatzes gemacht werde. Und der ist jetzt weggebroch­en. Daneben gibt es einen Onlineshop.

Auch wenn keine große eigene Produktion im Hintergrun­d steht, es gibt Festkosten wie beispielsw­eise für das Fahrzeug, wie Heinrich Mack erzählt. Der einzige Vorteil in der Situation: Heinrich Mack lebt im eigenen Haus und muss keine Miete zahlen. „Was mich aber am meisten nervös macht, ist, dass die Situation nicht absehbar ist.“Der 70-Jährige hofft, dass er nach Ende der Frist 31. August, wieder mit seiner Ware auf Märkte fahren kann.

„Wir haben seit dem Weihnachts­markt in Landsberg keine Einnahmen mehr“, erzählt Vanessa Manz. Die 27-Jährige aus Weil hat im vergangene­n Jahr das „Schokofrüc­hte Paradies“von ihrer Mutter Renate Paul übernommen, die seit 1987 schokolier­te Früchte produziert und verkauft. „Die Saison hätte für uns am 15. März mit einem

Kein Dach, keine Musik und man muss Abstand halten

Auf dem Wochenmark­t darf sie nicht verkaufen

Markt in Peiting begonnen“, sagt Vanessa Manz, doch der Markt sei bereits abgesagt worden. Eigentlich seien sie jetzt jedes Wochenende unterwegs, aber alles sei abgesagt, unter anderem auch das Streetfood Festival in Landsberg, das im Mai hätte stattfinde­n sollen.

Vanessa Manz hat auch schon bei der Stadt angefragt, ob sie auf dem Wochenmark­t verkaufen dürfe, doch dem steht entgegen, dass es sich bei den schokolier­ten Früchten nicht um ein Grundnahru­ngsmittel handelt, wie sie erzählt. Die Landsberge­r müssen freilich nicht auf Schokofrüc­hte verzichten: Vanessa Manz ist oft zu Gast im Nonnenbräu in Landsberg und so kam die Idee, dass sie ihren Wagen auf dem Parkplatz des Lokals in der Epfenhause­r Straße aufstellt. Dort ist jetzt seit Anfang Mai Schokofrüc­hte-Verkauf. Und der wird auch angenommen, wie die junge Frau erzählt. Die meisten kämen mit dem Auto, hielten kurz an, um einzukaufe­n und würden dann wieder wegfahren. Vanessa Manz will dort auf jeden Fall bis nach Pfingsten sein. Wenn es dann zu heiß werde im Juni, würden die Leute sicherlich lieber in der Stadt unten zum Eis essen fahren.

Festkosten hat auch Vanessa Manz, sie muss Leasing- und Versicheru­ng für Fahrzeuge zahlen und die Halle, wo diese unterstehe­n. Soforthilf­e hat sie schon Ende März per Post beantragt. Auf Nachfrage erhielt sie die Antwort, dass postalisch­e Anfragen derzeit nicht mehr beantworte­t werden könnten, sie solle es online probieren. Doch auch der Online-Antrag blieb bisher unbeantwor­tet.

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Fotos: Jordan (2)/Birk Auf der Suche nach Alternativ­en: (oben) Renate Paul und Tochter Vanessa Manz verkaufen in Landsberg Schokofrüc­hte, (unten links) Heinrich Mack und seine Lederwaren, (unten rechts) das „Volksfest to go“der Firma Mörz.
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