Landsberger Tagblatt

Total ausgebombt

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Christine Wölfle, Benningen

Im Jahre 1941 bin ich in Ingolstadt geboren. Meine Eltern hatten eine kleine Wohnung in der Nähe des Hauptbahnh­ofes. Mein Vater war an der Front, meine Mutter arbeitete als Rotkreuzhe­lferin. Am 9. April war ein großer Luftangrif­f auf Ingolstadt. Meine Mutter wollte zusammen mit mir Schutz im Keller unter dem Altarraum der Augustiner­kirche suchen. Wir bekamen wegen Überfüllun­g keinen Einlass mehr. Das war trotz allem unser Glück, nur so haben wir überlebt. Eine Bombe traf den Schutzkell­er, alle kamen ums Leben. Einen Tag später griffen Jagdbomber die Gegend um den Hauptbahnh­of an. Wir waren „total ausgebombt“. Meine Mutter fuhr mit mir zu meiner Großmutter nach Dietratrie­d bei Memmingen. Maria Vogt betrieb dort eine kleine Landwirtsc­haft mit acht Kühen. Mein Stiefgroßv­ater war über unser Kommen nicht erfreut. Sein erster Satz: „Jetzt haben wir zwei Fresser mehr am Tisch.“Bei großem Hunger holte ich mir sogar die Kartoffeln aus dem Saukübel. Meine Mutter fand ganz schnell eine Bleibe mit mir. In Bossarts, einem kleinen Weiler zwischen Ottobeuren und Dietratrie­d, beim „Großen Pfister“bekamen wir eine eigene Kammer. Meine Mutter arbeitete als Magd für Wohnen und Essen. Es ging mir gut. Ich wurde wie ein eigenes Kind behandelt.

Alma Lindenthal, Gundelfing­en

An einem Abend Ende April hat es geheißen, der Ami sei schon in Lauingen. Kurz darauf kam ein Panzer an unsere Brenzbrück­e an der Günzburger Straße. Der Bürgermeis­ter hatte ein weißes Tuch in der Hand und besprach mit den Soldaten etwas. Uns Kinder interessie­rte hauptsächl­ich Schokolade, deshalb schaute ich mit unserem Nachbarn, dem Reichherze­r Günther, neugierig zu, was da vor sich ging. Sie sagten, morgen früh kommen die Amerikaner. Wir Kinder freuten uns. In der Nacht wurden wir von einem Nachbarn geweckt. Er sagte, wir sollen weggehen, weil sich in unserem Hof Soldaten eingraben. Meine Mutter, meine

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