Abiturprüfungen starten
Heute beginnen für Hunderte Abiturienten im Landkreis Landsberg die Abschlussprüfungen. Die vergangenen Wochen waren wegen der Corona-Krise für viele von ihnen eine harte Belastungsprobe. Diese besonderen Regeln gelten
Wie in keinem anderen Jahr waren schon die Wochen vor dem Abitur eine harte Prüfung. Jetzt stehen die schriftlichen Prüfungen für die Schüler an.
Landkreis Heute beginnt für Juliana Bartenschlager (19) aus Utting und Hunderte andere Abiturienten im Landkreis die wegen der CoronaKrise verschobene Prüfungszeit. „Meine Stufe ist sehr nervös“, sagt die Schülerin des Ignaz-KöglerGymnasiums in Landsberg. Das Homeschooling der vergangenen Wochen habe viele Schüler und Lehrer überfordert. Die Schulleiter blicken hingegen optimistisch auf die Prüfungszeit. Am heutigen Mittwoch geht es mit dem Fach Deutsch los. Unsere Zeitung hat bei den Schulen nachgefragt, wie die Prüfungen ablaufen.
„Wir hatten zwar viel freie Zeit, aber keine angenehme freie Zeit“, sagt Juliana Bartenschlager. Auch der Abiball oder die Reise nach dem Abitur, die für viele das Wichtigste seien, fielen aus. Wenigstens die Zeugnisverleihung mit einer Liveübertragung für die Familien stehe noch im Raum. Bis dahin müssen die Schüler im Landkreis die Prüfungen aber erst mal erfolgreich absolvieren. Am Ignaz-Kögler-Gymnasium legen 101 Abiturienten heuer ihre Prüfungen ab, dazu kommen noch 20 Waldorfschüler. Sie schreiben diesmal an vier Orten – meist sind es die Turnhallen – gleichzeitig, um den Sicherheitsabstand von mindestens zwei Metern einhalten zu können. „Das ist für alle herausfordernd. Seit die Schüler aber wieder Präsenzunterricht haben, haben sich die Ängste weitgehend erledigt“, sagt Schulleiterin Ursula Triller. Sechs Schüler würden in einem separaten Raum die Abituraufgaben lösen, da sie Risikopatienten im Familienumfeld hätten.
Rund 80 junge Erwachsene werden in der Sporthalle des Dominikus-Zimmermann-Gymnasiums ihre Abiturprüfungen ablegen. „Dank der Größe der Halle haben wir keine Probleme, die Abstände einzuhalten“, sagt Schulleiter Bruno Bayer. Die Rahmenbedingungen des Kultusministeriums für die Prüfung im Zuge der Corona-Krise wurden den Schülern bereits in einer internen Abiturbelehrung mitgeteilt. Allgemein gilt am DZG: „Mundschutz tragen, wenn sich Menschen bewegen.“Das gelte für Lehrer, die zwischen den Reihen hin und her gehen, sowie für Schüler auf dem Weg zur Toilette. Erst an den Tischen können die Schüler sich ohne Schutzmaske den Aufgaben widmen. Um den Einlass der Klassen zu organisieren, werden die Abiturienten in kleinen Gruppen nach einem System in die Halle gelotst.
„Das Feedback der Schüler ist positiv“, sagt Bayer mit Blick auf die Abläufe. Trotz der Schulschließung am 16. März hätten sich die Schüler weiterhin komplett im Unterricht befunden. Seit Wiederaufnahme des Unterrichts in den Schulen bereiteten sich die Abschlussklassen in Kleingruppen in den abiturrelevanten Fächern vor. „Es war eine andere Art zu lernen, man kann aber davon ausgehen, dass die Anforderungen der Abiprüfung wie in den vergangenen Jahren gleich bleiben.“Schüler, die dieses Jahr eine Prüfung im Fach Sport in Angriff nehmen, müssen nun mit geistigen Fähigkeiten überzeugen. Anstelle von Laufen, Springen und Werfen gebe es eine theoretische Ersatzprüfung.
Auch die Abiturienten des Ammersee-Gymnasiums in Dießen fiebern den Prüfungen entgegen. Einen Nachteil sieht Schulleiter Alfred Lippl für die Psyche der Schüler aufgrund der vergangenen Wochen.
„Die Struktur und die Routine haben gefehlt.“Durch den Ausfall der Schulaufgaben im zweiten Halbjahr fehlte den Schülern das Training unter Belastung. „Am Stück fünf Stunden schreiben liegt für viele Schüler schon länger zurück.“
Wie bei einer Feueralarm-Übung wurde der Weg in die Sporthalle für einen reibungslosen Ablauf an den Prüfungstagen bereits geprobt. Die Sporthalle, in der die Prüfungen stattfinden sollen, verfügt über vier gesonderte Eingänge, die in vier unterteilte Bereiche führen, um einen Kreuzverkehr zu verhindern.
Am Ammersee-Gymnasium wird das Abitur auch im Fach Kunst angeboten. Für gewöhnlich teilen sich die Schüler dort die von der Schule gestellten Farben und Materialien in der praktischen Prüfung. Heuer versuche die Schule, die prüfungsrelevanten Materialien für jeden Schüler einzeln vorzuhalten. „Im Worst-Case-Szenario oder bei seltenen Farben liegen für jeden Schüler Handschuhe bereit“, so Lippl.
Das Landheim Ammersee in Schondorf betreut dieses Jahr 38 Schüler, die ihre Reifeprüfung ablegen. „Mit Beginn des Lockdowns blieben die Schüler weiterhin im Stundenplanraster“, sagt Schulleiter Matthias Bangert. Bis die Schüler in ihre Klassenzimmer zurückkehren konnten, wurde über eine OnlinePlattform, mit der gemeinsame Videoanrufe, Chats und das Versenden von Arbeitsblättern möglich sind, ein virtuelles Klassenzimmer geschaffen. Danach gab es eine intensive Abiturvorbereitung im Präsenzunterricht. Damit jeder Schüler die
Separate Eingänge zu den Prüfungsräumen
In praktischen Fächern wird es schwierig
Abiturprüfung auch gesund antreten kann, wurden die Prüflinge mit Gesichtsschildern ausgestattet und von anderen Klassen getrennt, um eine Ansteckung zu verhindern.
„Auch wenn es keine Einschnitte im Lernbetrieb gab, darf man nicht vergessen, dass die Prüflinge ihr Abitur während einer Krisensituation bewältigen müssen“, sagt Matthias Bangert. Die Schüler plagten dabei viele Unwägbarkeiten: „Findet das Abi statt, findet es nicht statt?“, „Soll ich mich überhaupt vorbereiten oder nicht?“. Auch Lerncamps wie in den vergangenen Prüfungsphasen konnten nicht gebildet werden. Die Prüfungen so normal wie möglich zu gestalten, komme nun verstärkt auf die Lehrkräfte an. „Wir versuchen, Ruhe und Verlässlichkeit auszustrahlen.“
Werner Hörmann, Stellvertretender Schulleiter des RhabanusMaurus-Gymnasium in St.Ottilien, sieht die Schüler trotz der besonderen Umstände gerüstet. „Ich habe jedenfalls keine Beschwerden gehört.“Eine Prognose, ob die Aufgabensteller die Ausnahmesituation berücksichtigt haben, könne er nicht geben. „Ich hoffe einfach auf faire Aufgaben.“