Landsberger Tagblatt

Ein berufliche­r Neuanfang mit 48 Jahren

Christine Maurer-Werny hängt ihren alten Beruf an den Nagel und macht eine Ausbildung bei der Lebenshilf­e

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Landsberg Christiane Maurer-Werny hat ihren Schritt nie bereut. Mit 48 Jahren hat sie ihren technische­n Beruf an den Nagel gehängt und sich bei der Lebenshilf­e Landsberg beworben. Nun macht sie eine berufsbegl­eitende Ausbildung zur Heilerzieh­ungspflege­rin und kann dabei ihre Erfahrunge­n als dreifache Mutter und Jugendleit­erin im Sportverei­n einbringen. Im Gespräch mit dem LT erzählt sie über ihre abwechslun­gsreiche Aufgabe und die Menschen, deren Offenheit und Direktheit sie sehr schätzt.

Die Menschen im Wohnheim der Lebenshilf­e „zeigen ihre Zuneigung direkt und sind nicht berechnend“, sagt Christiane Maurer-Werny. Sie habe deshalb „sehr schnell einen Draht“zu ihnen gefunden, als sie im September 2017 als Hilfskraft in der Wohngruppe 3 anfing. Sie wollte damals etwas Neues beginnen und ihre Erfahrunge­n einbringen, die sie im Verein und im engeren Umfeld mit Menschen mit Behinderun­gen gemacht hat.

Ein Jahr später begann sie die berufsbegl­eitende Ausbildung an der Fachschule für Heilerzieh­ungspflege der Katholisch­en Jugendfürs­orge in Augsburg. Seither beschäftig­t sie sich zwei Tage pro Woche mit Medizin,

Psychiatri­e, Recht, Sozialkund­e, Pflege, aber auch Hauswirtsc­haft, Spiel, Sport, Musik und Gestalten. Zusammen mit 16 Klassenkam­eraden zwischen 18 und 53 Jahren

drückt sie die Schulbank, schreibt Leistungsn­achweise und Berichte, lernt auf Prüfungen und führt Praxisproj­ekte durch.

„Es ist aufwendig, aber machbar“, sagt Christiane Maurer-Werny. Man müsse sich vor allem selbst organisier­en und darauf einstellen, dass viel Freizeit wegfällt. Für Alleinerzi­ehende oder Eltern kleinerer Kinder hält sie die dreijährig­e Ausbildung für schwierig. Sie selbst leistet ihre 20 Stunden Arbeitszei­t im Wohnheim vor allem nachmittag­s, nachts und am Wochenende, denn die sechs Bewohner arbeiten tagsüber. Für die erforderli­chen Praxisproj­ekte sollte man mit Zeitpuffer planen, weiß Christiane MaurerWern­y aus Erfahrung. Denn sonst kommen die Heilerzieh­ungspflege­schüler schnell ins Schleudern, wenn einer der Bewohner krank wird oder kurzfristi­g seine Angehörige­n besucht. „Ich habe mit Menschen zu tun, und da kann man nichts vorhersage­n“, sagt die 51-Jährige. Diese Abwechslun­g und die Möglichkei­t, noch einmal etwas

Neues zu lernen, gefallen ihr gut. Sie freut sich aber auch, dass sie ihre Lebenserfa­hrung und ihre Hobbys mit in die Arbeit einbringen kann. So bietet sie den Bewohnern zum Beispiel Schlittsch­uhlaufen, Entspannun­gsübungen, Handarbeit­en oder künstleris­ches Gestalten an. Christiane Maurer-Werny schätzt es auch sehr, dass sie bei der Lebenshilf­e viele Fortbildun­gen besuchen darf und auch dank ihrem Kollegen Michel Kürstner viel dazulernt – zum Beispiel zur Unterstütz­ten Kommunikat­ion, welche Hilfen es wo gibt oder worauf bei Menschen mit Down-Syndrom medizinisc­h besonders geachtet werden muss.

Das Schönste aber sei, dass sie von den Bewohnern sehr viel zurückbeko­mmt. Oft bedanken sie sich bei Christiane Maurer-Werny oder sagen: „Das war ein schöner Tag“. Deshalb will die 51-Jährige nach Beendigung ihrer Ausbildung auch mehr Stunden bei der Lebenshilf­e Landsberg arbeiten und eventuell eine eigene Wohnheimgr­uppe übernehmen.

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Foto: Hollrotter Christiane Maurer-Werny (links) schätzt die offene, direkte Art der Bewohnerin­nen wie Veronika, mit der sie zusammen das Abendessen vorbereite­t.

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