Die Finanzen werden übergeben
Reinhold Vögele hört als Kämmerer in Windach auf
Windach Kämmererwechsel in der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Windach: Reinhold Vögele (64) übergibt die Schlüssel an seinen Kollegen Matthias Graf (27). Der Kämmerer der VG Windach, zu der Windach, Eresing und Finning und damit rund 7690 Bürger gehören, verwaltet mit einem Gesamthaushalt von knapp 60 Millionen Euro stolze Summen.
Was zeichnet einen guten Kämmerer aus? „Ich kann mit Zahlen umgehen, aber dafür kann ich mir Namen schlecht merken“, erklärt Reinhold Vögele, der mit seinen grauen Locken und dem lässigen Outfit mit gewagter Musterkombination eher wie ein Rockstar aussieht. „Manchmal habe ich mich zu Hause auf die Arbeit gefreut und hatte Lust, Zahlen in Excel-Tabellen und Grafiken aufzubereiten.“Rechnen, Tabellen und Grafiken also? Da wird Graf genauer: „Ein guter Kämmerer macht seine Arbeit leidenschaftslos und sachorientiert. Weniger gut sind die G’schaftigen, die sich lieber selber profilieren. Darum geht es nicht, denn wir dienen der Gesellschaft, und der Laden muss laufen.“
Spaß macht die Arbeit mit den Gemeindefinanzen nicht, sagen Vögele und Nachfolger Graf beide. „Wenn ich Spaß haben will, geh’ ich auf den Sportplatz“, sagt Graf.
„Aber es gibt schon eine Befriedigung, eine gute Lösung gefunden zu haben.“Graf ist ein trainierter junger Mann, der beruflich „immer etwas mit Sport machen wollte“– eben alles andere als einen Bürojob. Doch genau dort ist er 2009 nach einem Praktikum im Windacher Rathaus gelandet. Nach seiner Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten setzte er 2014 den Verwaltungsfachwirt drauf, 2017 den Bilanzbuchhalter kommunal und
– Handwerken, Mountainbiken, Modelleisenbahn und vor allem Musik – widmen zu können. Reinhold Vögele spielt Trompete, Matthias Graf Posaune, beide sind in der Windacher Blaskapelle.
1978 zog Reinhold Vögele ins Windacher Rathaus ein, zuerst als Kassenleiter und ins Steueramt. „Damals waren wir zwei Mitarbeiter, heute arbeiten in der Finanzverwaltung acht Personen“, erzählt Vögele, der 2002 Kämmerer wurde. Angesprochen auf die derzeitige Corona-Krise und die Auswirkungen auf den kommunalen Haushalt erinnert sich der gebürtige Landsberger an das Jahr 2002. „Da wären wir fast blank gewesen, der Verwaltungshaushalt war nicht auszugleichen. Wir sind systematisch jedes Konto durchgegangen und haben angefangen zu streichen. Alle freiwilligen Leistungen wurden reduziert, da hat es auch die Vereine erwischt.“Die Finanzen haben sich erholt, jetzt in der Krise gelte es, auf Sicht zu fahren. Bei der symbolischen Amtsübergabe im Windacher Rathaus ist ein Sparschwein dabei. Vögeles Assoziation: „Ich würde gern mit dem Hammer draufhauen! Ich habe selbst nie eines besessen. Sparen um des Sparens Willen macht keinen Sinn. Es ist besser, antizyklisch und sachgerecht zu handeln und zu investieren.“