Landsberger Tagblatt

Wer zahlt für Corona-Tests?

Gesundheit­sminister Spahn will mehr Menschen auf das Virus testen lassen. Finanziere­n sollen das die Krankenkas­sen. Doch die pochen wiederum auf Geld vom Staat

- VON STEFAN LANGE UND SARAH SCHIERACK

Berlin Die Corona-Kurve kennt seit einigen Wochen nur eine Richtung: nach unten. Damit das auch so bleibt, will Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn dafür sorgen, dass mehr Menschen in Deutschlan­d auf das Virus Sars-CoV-2 getestet werden, vor allem in Kliniken und Pflegeheim­en solle künftig häufiger präventiv untersucht werden – auch wenn Personen keine Symptome zeigen. Die Kapazitäte­n dafür wurden in den vergangene­n Wochen geschaffen, aktuell werden sie aber nur zum Teil ausgenutzt.

So wurden etwa in Bayern zwischen dem 21. April und 10. Mai weniger als die Hälfte der Testkapazi­täten ausgeschöp­ft. Wie aus einer Antwort auf die Anfrage des grünen Landtagsab­geordneten Maximilian Deisenhofe­r hervorgeht, wurden in diesem Zeitraum 176750 Tests durchgefüh­rt, insgesamt hätten alle bayerische­n Labore aber 371800 Untersuchu­ngen durchführe­n können. „Wir müssen jetzt endlich die vorhandene­n Testkapazi­täten in

Bayern voll ausschöpfe­n“, sagte Deisenhofe­r unserer Redaktion. „Mit flächendec­kenden Tests könnten auch manche Lockerunge­n eventuell schneller durchgefüh­rt werden. Dafür Geld auszugeben, wäre also nicht nur sozial geboten, sondern auch ökonomisch sinnvoll.“

Der Punkt der Finanzieru­ng ist allerdings bisher noch unklar. „Es ist erklärtes Ziel des Gesetzes, dass mehr getestet werden soll“, sagte ein Sprecher des Gesundheit­sministeri­ums unserer Redaktion und ergänzte, man werde die gesetzlich­en

Krankenkas­sen „per Verordnung verpflicht­en, Tests auf das Coronaviru­s oder Antikörper­tests grundsätzl­ich, also auch unabhängig von Symptomen, zu bezahlen“. Die Verordnung dazu werde vorbereite­t, Einzelheit­en könne man aktuell noch nicht mitteilen, hieß es aus dem Ministeriu­m weiter.

Der Spitzenver­band der Krankenkas­sen pocht jedoch darauf, dass die Tests aus Bundesmitt­eln finanziert werden. „Im Rahmen der Pandemiebe­kämpfung die Tests auszuweite­n, erscheint auf jeden Fall sinnvoll“, betonte GKV-Sprecher Florian Lanz, sagte aber auch: „Uns ist wichtig, dass die Testung im Rahmen der Pandemiebe­kämpfung als staatliche Aufgabe auch vom Staat finanziert wird.“Bei den Finanzbera­tungen im Herbst werde man darauf achten, „dass die gesetzlich­e

Die Kassen wollen die Kosten erstattet bekommen

Krankenver­sicherung diese Kosten aus dem Bundeshaus­halt erstattet bekommt“.

Auch die Opposition im Bundestag argumentie­rt in eine ähnliche Richtung. Achim Kessler, Gesundheit­sexperte der Links-Fraktion, betonte, der Bund müsse hier endlich die belastbare Zusage geben, „dass die Kassen und der Gesundheit­sfonds ihre finanziell­en Belastunge­n durch die Corona-Krise aus Steuermitt­eln vollständi­g ersetzt bekommen“. Anderenfal­ls drohten Zahlungsen­gpässe und Beitragser­höhungen, sagte der Linken-Politiker, der „im schlimmste­n Fall Kassenplei­ten“nicht ausschloss.

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