Landsberger Tagblatt

Im Iran rollt die zweite Corona-Welle

Infektions­zahlen steigen rasant an

- VON MARTIN GEHLEN

Teheran Als Iran Ende April seine Corona-Restriktio­nen lockerte, schien die Islamische Republik erstmals auf dem Wege der Besserung. Die Zahl der Neuinfekti­onen war auf weniger als 1000 pro Tag gesunken. Das öffentlich­e Leben kehrte zurück, Basare, Straßen und Restaurant­s füllten sich wieder. Das Schlimmste schien überstande­n für die Nation, die im Nahen Osten von der Virus-Seuche am stärksten betroffen ist. Mindestens 7000 Menschen sind bisher gestorben, 2500 ringen mit dem Tod.

Drei Wochen später herrscht in 15 der 31 Provinzen, darunter der Hauptstadt Teheran, wieder Großalarm. Seit Montag zählt die nationale Statistik wieder deutlich über 2000 Neuinfekti­onen pro Tag. „Die Städte wurden zu spät geschlosse­n und zu früh wieder geöffnet“, urteilen Seuchenexp­erten wie Kamiar Alaei vom Institute for Internatio­nal Health and Education in den USA. Nun droht dem Iran eine zweite Corona-Welle, die die angeschlag­ene Volkswirts­chaft weiter destabilis­ieren könnte.

Die Frustratio­n der Bevölkerun­g ist enorm. Mittlerwei­le ist bekannt, dass iranische Ärzte im Nordiran bereits Ende Dezember erste Fälle einer neuen aggressive­n Lungenkran­kheit diagnostiz­ierten, die sie mit dem aus China gemeldeten Covid-19-Virus in Verbindung brachten. Sie wurden jedoch von den Revolution­swächtern zum Schweigen gebracht, weil Teheran die Beziehunge­n zu China nicht belasten wollte.

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