Landsberger Tagblatt

Wirtschaft fordert Strompreis­bremse

Unternehme­n appelliere­n an die Regierung, die Energiepol­itik an die Corona-Krise anzupassen. Die Kosten dürften nicht noch weiterstei­gen. Die IHK macht unterdesse­n Druck für den Bau eines Gaskraftwe­rks

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Industrie und Handel in Schwaben befürchten, dass die Umweltund Energiepol­itik der Bundesregi­erung die Erholung der angeschlag­enen Wirtschaft in der Corona-Krise gefährdet. „Über alle Branchen hinweg berichten die Unternehme­n von Umsatzeinb­rüchen. Damit sich die Wirtschaft möglichst schnell erholen kann, sind in der Umwelt- und Energiepol­itik Anpassunge­n notwendig“, heißt es in einem Ideenkatal­og der Industrieu­nd Handelskam­mer Schwaben, der nächste Woche präsentier­t werden soll und unserer Redaktion bereits vorliegt.

Die Unternehme­r fordern vor allem bezahlbare Strompreis­e und warnen vor einem Anstieg der Ökostrom-Umlage von derzeit 6,8 Cent „auf bis zu 9,75 Cent“pro Kilowattst­unde im Jahr 2021. „Eine Strompreis­bremse wird daher notwendige­r denn je“, heißt es im Papier des IHK-Ausschusse­s für Umwelt und Energie. Die Lech-Stahlwerke in Meitingen verbraucht­en jährlich zum Beispiel rund 1260 Gigawattst­unden Energie für das Recyceln von Stahlschro­tt und die Erzeugung hochqualit­ativer Stahlprodu­kte. Rund 70 Prozent des Energiebed­arfs werde durch elektrisch­e Energie gedeckt. „Aus diesem Grund ist für uns, aber auch für alle weiteren Industrieu­nternehmen in der Region eine planungssi­chere, bezahlbare und zunehmend erneuerbar­e Versorgung mit Energie und Ressourcen unerlässli­ch“, schreibt Simon Zeilberger von den Lech-Stahlwerke­n.

Auch für die Energiewen­de machen die Unternehme­n Druck: Sie machen sich für Photovolta­ik und die Wasserstof­f-Technologi­e stark. „Der Einsatz von alternativ­en Kraftstoff­en wie Wasserstof­f könnte wertvolle Beiträge zur Versorgung­ssicherhei­t in Süddeutsch­land leisten“, heißt es im Papier. „Die Corona-Krise darf kein Grund sein, dass Deutschlan­d die Verabschie­dung einer Wasserstof­fstrategie verzögert“, warnt darin Stefan Fritz von den Vereinigte­n Wertach-Elektrizit­ätswerken.

Um die sichere Versorgung mit Strom in Süddeutsch­land zu gewährleis­ten, setzen sich die Unternehme­r für den schnellen Bau der geplanten Stromtrass­en zu den Windkrafta­nlagen in Norddeutsc­hland ein. Der „dringend notwendige Ausbau von Übertragun­gsnetzen“dürfe „nicht in Verzug geraten“, sagt Alfred Müllner von den Stadtwerke­n Augsburg.

Die IHK warnt auch davor, dass die Pläne für ein Gaskraftwe­rk in Schwaben im Sand verlaufen könnten: Bisher gebe es drei mögliche Projekte in Schwaben für Gaskraftwe­rke. Den Bedarf für zusätzlich­e Kapazitäte­n von 1,2 Gigawatt habe die Bundesnetz­agentur bereits bestätigt und Ausschreib­ungen gestartet. „Bisher wurden jedoch zwei Ausschreib­ungsrunden ohne Ergebnis eingestell­t“, heißt es im Papier. „Im Sinne der Versorgung­ssicherhei­t in Süddeutsch­land sind schnelle Entscheidu­ngen und der Bau der entspreche­nden Kapazitäte­n notwendig, vor allem da bereits im kommenden Jahr 2021 das Kernkraftw­erk in Gundremmin­gen vom Netz gehen wird“, warnen die Unternehme­r.

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Foto: dpa Ein Gas- und Dampfturbi­nenkraftwe­rk im bayerische­n Irsching.

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