Eine grüne Oase auf 36 Quadratmetern
Maria und Werner Gutmann leben seit über einem halben Jahrhundert in der Landsberger Altstadt. Im Vorderen Anger verbirgt sich hinter dem nur drei Meter schmalen Haus ein zwölf Meter langes, blühendes Kleinod
Es blüht im ganzen Landkreis Landsberg. Denn hier scheint es besonders viele begabte Hobbygärtner zu geben. Egal, ob in den idyllischen Hinterhöfen, Terrassen oder Balkonen von Landsberg oder in den eleganten Gartenanlagen am Ammersee oder den so typischen bayerischen Bauerngärten. Es sind kleine Paradiese, die man so entdecken kann. Heute starten wir mit unserer neuen Serie „Pflanzenpracht im Landkreis“in einem kleinen Garten in Landsberg. Gerne können Sie sich bei uns bewerben, wenn Sie selbst oder ihre Nachbarn einen besonders schönen Garten haben. Schicken Sie uns eine E-Mail an redaktion@landsbergertagblatt.de. Und es gibt auch was zu gewinnen, drei der schönsten Gärten erhalten einen Preis, den Gärtnereien aus dem Landkreis spendieren. Die Gärtnereien Scherdi Hofstetten und Dumbsky Hechenwang sind dabei.
Landsberg Einen Wein „Vorderanger Westlage“wird es wohl nicht geben. Aber Gelee aus den blauen Trauben der Rebe in ihrem Stadtgarten haben Maria und Werner Gutmann schon oft hergestellt. Das Ehepaar lebt seit 55 Jahren in seinem Haus im Vorderen Anger in Landsberg. Ganze drei Meter breit ist ihr Zuhause, das sich über drei Stockwerke erstreckt. Ebenso breit und rund zwölf Meter lang ist das Gärtchen, das sich hinter dem Haus befindet. Es ist ein Kleinod, das sich Besuchern präsentiert, die durch das Erdgeschoss des Hauses und durch die Werkstatt von Werner Gutmann auf die Westseite gelangen.
Geschützt an der Hauswand laden ein Tisch, eine Bank und Stühle zum Verweilen ein. Wer dort sitzt, kann seinen Blick entlang des Pflasterweges, den das Ehepaar vor etwa 15 Jahren hat anlegen lassen, schweifen lassen. Rechts und links schlängeln sich die Blumen- und Kräuterbeete entlang, die über und über mit Pflanzen aller Art belegt sind. Die Tulpen sind längst verblüht, Clematis, Rosen und Mohn halten ihre Schönheit noch im Verborgenen. Mittagsblumen oder Margeriten strecken ihre Blütenköpfe der Sonne entgegen, die ihre Strahlen um diese Jahreszeit erst gegen Mittag zwischen den angrenzenden Häusern hindurch in den Garten schickt.
Wohl kaum ein Besucher erwartet hinter der Häuserfront des Vorderen Angers einen solchen Garten. „Früher war das hier das Materiallager der Schreinerei, die sich im Haus befand“, erzählt Maria Gutmann. Sie ist sichtlich stolz auf ihr kleines Paradies, das sie mit großer Hingabe pflegt. „Garteln war schon immer mein Hobby“, sagt die 79-Jährige. Das Haus im Vorderen Anger ist ihr Elternhaus. Sie erinnert sich daran, dass dort, wo jetzt blaue Trauben wachsen, Callas in Töpfen stehen und sich mit Kräutertöpfen, kleinen
Gartenfiguren und Laternen abwechseln, nach dem Krieg Hühner unterwegs waren. Die Lampe, die gleich am Anfang des Pflasterweges bei der Weinrebe hängt, stammt vom Grab ihres Vaters, sagt Maria Gutmann. In Reih und Glied stehen große Bergkristalle, in denen sich die Sonnenstrahlen brechen. „Wenn wir auf Reisen und in den Bergen sind, bringen wir immer etwas mit nach Hause“, sagt Werner Gutmann. Ginge es nach seiner Frau, wäre der ausgebaute VW Bus schon zu Beginn jeder Urlaubsfahrt voll beladen, mit Pflanzen oder anderen „Souvenirs“.
Ganz am Ende des Gartens steht ein kleines Gartenhäuschen, in dem die Gerätschaften aufbewahrt werden. „Früher war das die Waschküche“, erzählt Werner Gutmann, der es in seinem Berufsleben als Fernmeldehandwerker bis zum Amtsrat gebracht hat. Zu den Hauptaufgaben des 77-Jährigen gehört es, einmal jährlich den Komposter umzusetzen. „Jedes Krümelchen Erde hier im Garten stammt daraus“, sagt er stolz. Rund zwölf Zehn-Liter-Eimer sind es jedes Jahr, die die Gutmanns in den beiden langen, geschwungenen Beeten zwischen ihren
Der Garten am Altöttinger Weiher wurde aufgegeben
Pflanzen verteilen. „Mutterboden gibt es hier in der Stadt ja nicht“, erklären sie.
Eine Vorliebe für eine bestimmte Pflanzenart hat Maria Gutmann nicht. Gepflanzt wird, was gefällt. Farne finden sich bei den Gutmanns genauso wie Rosenstöcke, Teppichphlox oder Löwenmäulchen. „An irgendeiner Stelle blüht immer etwas“, freut sich die Nachfahrin des Landsberger Magistratsoffiziaten Georg Frieß, die bis vor ein paar Jahren auch noch einen zweiten Garten am Altöttinger Weiher bestellt hat. „Das wurde aber irgendwann zu viel“, sagt sie. Denn neben dem „Garteln“gehört eine weitere große Leidenschaft der Volksmusik. Werner spielt seit seinem Ruhestand diatonische Mundharmonika und Gitarre, Maria Blockflöte. Beide sind Mitglieder der „Landsberger Dachkammersänger“und der „Zupfad Blasn“. Kennengelernt haben sich Maria und Werner Gutmann übrigens beim Tanzen. „Das war am 12. Mai 1963“, erinnert sich der Hausherr schmunzelnd und genießt mit seiner Frau die Ruhe inmitten ihres Gartens – mitten in der Landsberger Altstadt und doch so weit weg vom städtischen Trubel.