Verhaltene Freude bei den Gastronomen
Nach rund acht Wochen dürfen die Restaurants auch ihre Innenräume wieder öffnen. Die Auflagen sind streng und erfordern viel Vorbereitung. Doch lohnt sich der Aufwand überhaupt? Das hat sich umgehört
Landsberg Walter Geisenhof war zu spät dran: Er musste sein Mittagessen im Biergarten des Waitzinger Bräustüberls einnehmen, denn schon kurz vor 13 Uhr war das Gasthaus in Landsberg im Innenbereich voll besetzt. Nach rund acht Wochen Corona-Pause durften die Gaststätten und Restaurants in Bayern gestern erstmals wieder die Gaststuben öffnen. Das Landsberger Tagblatt fragte nach, wie die Gäste und die Wirtsleute die Premiere empfanden.
Auch wenn vor 13 Uhr schon alle Tische besetzt waren – große Freude wollte bei Christa Sippel, der Chefin des Waitzinger Bräustüberls, nicht aufkommen. „Ich darf gar nicht daran denken, wie viele Tische wir nicht besetzen dürfen.“Vor der Wiedereröffnung hatte sie – wie schon zuvor im Biergarten – erst mal ausmessen müssen, wie die Mindestabstände eingehalten werden können. Große Hinweisschilder sind auf einzelne Tische geklebt – diese dürfen nicht besetzt werden. Und so war die Gaststätte schnell voll besetzt. Ob es sich rechnet, das ist die große Frage. „Ich werde zwei bis vier Wochen ins Land ziehen lassen und dann ausrechnen, ob es sich rentiert“, kündigt sie an. Noch ein Jahr unter diesen Bedingungen sei nicht machbar.
Tatsächlich sind die Auflagen streng: Nach jedem Gast muss die Speisekarte desinfiziert werden. Gleiches gilt auch für die Toiletten, nicht zu vergessen die Anwesenheitsformulare, die von den Gästen ausgefüllt werden müssen. Und die Maskenpflicht der Gäste, sobald sie nicht mehr am Tisch sitzen. „In der vergangenen Woche, als der Biergarten geöffnet war, habe ich mich manchmal wie eine Erzieherin gefühlt“, erzählt Sippel. Denn nicht alle Gäste waren mit den Regeln vertraut. „Es kamen sogar welche ganz ohne Maske.“
Kein Problem mit den Vorschriften hatten Michaela und Günter Pachl aus Leeder. Montag ist ihr Einkaufstag in Landsberg, das bedeutete vor Corona auch regelmäßig
Mittagessen im Bräustüberl. „Wir haben gleich die erste Chance wieder genutzt“, sagt Michaela Pachl. Auf den Abholservice, den das Gasthaus schon seit Längerem anbietet, haben die beiden verzichtet. „Zu Hause schmeckt es nicht so gut wie hier“, sagt Michaela Pachl mit einem Schmunzeln. Angst, sich im Gastraum mit Corona anzustecken, haben die beiden nicht. „Wir finden es schön, dass die Gastwirte wieder aufmachen, und man muss sie doch auch unterstützen“, sind sie sich einig.
Auch in „Dao’s Thai-Bayerische Gaststätte“im 3C-Sportpark in Landsberg sind schnell die ersten Tische besetzt. Aus Lamerdingen sind Thorsten und Miriam Lederle gekommen. „Ich war vergangene Woche schon dreimal hier, als man wieder draußen sitzen durfte“, erzählt Thorsten Lederle. Jetzt habe man Betreuung für die drei Kinder.
Essen vom Büfett gibt es derzeit nicht
„Das nutzen wir, um mal gemeinsam essen zu gehen.“Unwohl fühlen sich die beiden nicht im Gastraum. Schon fast zu groß empfindet Michael Schmidt die Abstandsregelung, die den Gastwirten vorgeschrieben wird. „Ein gewisses Restrisiko bleibt schließlich immer“, meint er.
Rutpinda Fülbier, die Pächterin der Gaststätte, ist einfach froh, wieder öffnen zu dürfen. „Es ist nicht nur Stammkundschaft, die kommt, das sind schon Bekannte, und die vermisst man natürlich“, sagt sie. Zwar habe sie – wie viele andere Gastronome auch – durch den Abholservice etwas den Ausfall eindämmen können, trotzdem sei es schwierig. „Vor allem das Büfett fehlt mir sehr“, sagt sie – derzeit kann man nur à la carte bestellen. Trotzdem überwiegt die Freude, dass wieder ein Stückchen Normalität eingekehrt ist.
Ähnlich sieht es auch Herbert Fischer vom Brückenwirt in Kaufering. Der erste Tag sei noch etwas verhalten gewesen, „aber dann kann man sich vorbereiten“. Für abends hatte er bereits einige Reservierungen und Fischer bringt es auf den Punkt: „Es brennt wieder Licht in der Gaststätte.“