Ein neuer Chef fürs Dießener Augustinum
Der 52-jährige Betriebswirt Claus Ammer löst die bisherige Leiterin Beatrice Wilgo-Schima ab. Er stammt aus der Region und hatte im Lauf seiner Karriere schon ein kunterbuntes Betätigungsfeld
Dießen Bereits seit 16. März befindet sich Claus Ammer in der Einarbeitungsphase für seinen Job als neuer Direktor des Augustinums Dießen. „Kein einfacher Anfang, denn es begann zeitgleich mit dem Lockdown wegen der Corona-Pandemie“, erinnert sich der 52-Jährige beim Pressetermin mit unserer Zeitung. Der gebürtige Münchner, aufgewachsen in Herrsching, folgt auf Beatrice Wilgo-Schima.
Sie hatte im Jahr 2013 die Nachfolge von Bernhard Benne angetreten und erreicht jetzt die Pensionsgrenze. Der 29. Mai ist ihr letzter Arbeitstag, und zugleich der erste Arbeitstag von Claus Ammer. Er übernimmt ein Haus mit rund 400 Bewohnern und 155 Mitarbeitern. „Für mich ist das ein Traumjob“, freut sich der staatlich geprüfte Betriebswirt. Acht Jahre hatte er die
„Deula“(Deutsche Lehranstalt für Agrartechnik) in Weihenstephan erfolgreich geführt. Die Aufgabe dieser Bildungseinrichtung besteht darin, so Ammer, junge Menschen in den Berufen „Gärtner“und „Landwirt“überbetrieblich auszubilden. Das Weihenstephaner Haus verfügt über ein Internat und Hotel mit 155 Betten, eine Großküche, Verwaltung, überbetriebliche Ausbildung, eine Fahrschule und eine Akademie für Erwachsenenbildung. „Es hat in gewisser Weise Ähnlichkeiten mit einem Augustinum“, stellt Ammer fest. Zuvor war er zehn Jahre Geschäftsführer des Golfclubs Hohenpähl und für das Rote Kreuz von 1984 bis 2001 aktiv im Rettungsdienst dabei. „Da habe ich gelernt, wie sich das Leben sehr schnell ändern kann“, erklärt er.
Claus Ammer kennt das Fünfseenland und ist hier zu Hause. Was es heißt, „Dienst am Kunden“zu leisten, wisse er seit seiner Kindheit. Seine Eltern führten 40 Jahre lang die Ammertankstelle am südlichen Ortseingang von Herrsching. Früh war er schon im Geschäft integriert. Sein beruflicher Weg führte ihn über die mittlere Reife zum Lehrberuf Groß- und Außenhandelskauf
Mit einem zweijährigen Vollzeitstudium zum staatlich geprüften Betriebswirt hatte er sich Mitte der 90er-Jahre weiterentwickelt. 1996 machte er dann sein ehrenamtliches Hobby zum Beruf. „Ich nahm das Angebot hauptamtlicher Pressesprecher und Fördermitgliederbetreuer im Bayerischen Roten Kreuz (BRK) in Starnberg zu werden, an. Innerhalb kürzester Zeit konnte ich Bekanntheitsgrad des BRK medial in den Bereichen Rettungsdienst sowie in Pflege und Kinderbetreuung deutlich hervorheben“erläutert Ammer seinen Werdegang.
Heute wohnt er in Tutzing. Von dort ist er jeden Tag nach Weihenstephan gependelt. „80 Kilometer einfach. Das war sehr anstrengend. Da kam mir das Dießener Stellenanmann. gebot gerade recht. Der Wechsel passte hervorragend. Eine Tür geht zu, eine andere tut sich auf“, meint er.
Unter 41 Bewerbern um den Posten in Dießen machte er das Rennen. Bevor er jedoch seinen Job in der Ammerseegemeinde antreten darf, musste er bundesweit alle 23 Augustinum-Seniorenwohnheime kennenlernen. „Das gehört standen dardmäßig zum Einarbeitungsprogramm für jeden neuen Direktor. Denn jedes Haus ist anders“, erklärt die scheidende Chefin Wilgo-Schima. Sie ist beim Termin mit Ammer dabei: „Die Struktur der Häuser mit Appartements, Rundumservice, Freizeit-, Sport- und kulturellen Einrichtungen ist zwar überall gleich, aber es macht schon einen wesentlichen Unterschied in den Abläufen, ob die Einrichtung 700 Bewohner hat oder nur 180.“
Derzeit wohnen rund 7400 Senioren in den 23 Häusern in ganz Deutschland. Die AugustinumGruppe hat rund 3000 Mitarbeiter. Vieles müsse Claus Ammer noch lernen, da er ja eigentlich kein „Eigengewächs“ist, dessen ist er sich bewusst. Er muss sich vertraut machen, wo die Anlaufstellen für die verschiedensten Probleme sind, muss wissen, wie sein rund 20-köpfiges Team tickt, und die Bewohner
Claus Ammer musste in allen Häusern vorbeischauen
Wilgo-Schima hat im Ruhestand einiges vor
kennenlernen. „Aber die wichtigste Eigenschaft, die der Leiter eines Augustinums haben sollte, ist Lebenserfahrung“, betont WilgoSchima.
Der neue Chef weiß, dass jeder seiner Bewohner anders ist und möchte daher allen Bewohnern in ihrer Individualität gerecht werden. Selbstverständlich stehe dann die ehemalige Leiterin ihm mit Rat und Tat noch zur Seite. „Wenn es Fragen gibt, muss er mich nur anrufen. Ich helfe gerne.“
Beatrice Wilgo-Schima wird sich ab Juni nun um den Garten ihres Hauses in Wessobrunn kümmern, für den Herbst ist Urlaub auf einer Nordseeinsel geplant. Mit dabei Fahrrad und ihre beiden Vespas. Sie hat sich für ihren Ruhestand nämlich extra eine Vespa gekauft: „Capuccionobraun. Wie sich das gehört. Jetzt habe ich ja keinen Dienstwagen mehr“, stellt sie fest. Langweilig wird es ihr nicht. „Endlich kann ich die Bücher lesen, die ich wegen der Arbeit liegen lassen musste“, freut sie sich. Was sie ihrem Nachfolger wünscht? „Dass er mit genauso großer Freude jeden Tag in die Arbeit geht, wie ich das getan habe“, sagt Beatrice Wilgo-Schima lächelnd.