Landsberger Tagblatt

90 Fuchstaler hoffen auf finanziell­e Entlastung

Die Gemeinde verlangt Erschließu­ngsbeiträg­e für Altstraßen. Bürger stellen einen Antrag, mit dem sich der Gemeindera­t nun beschäftig­en wird. Bürgermeis­ter Erwin Karg würde von der Forderung auch profitiere­n

- VON ANDREAS HOEHNE

Fuchstal Eine Entlastung von den aktuell fälligen Straßeners­chließungs­beiträgen erhoffen sich über 90 Fuchstaler Bürger. In einem umfangreic­hen Antrag wandten sie sich an den Gemeindera­t, doch auf den 150-Millionen-Euro-Topf des Bayerische­n Wirtschaft­sministeri­ums zurückzugr­eifen und damit die Beitragsla­st zu verringern.

Zumindest bezüglich der Hilfe aus dem Ministeriu­m musste sie Bürgermeis­ter Erwin Karg aber enttäusche­n, denn die genannten Mittel sind nicht für Erschließu­ngsmaßnahm­en gedacht, sondern als Kompensati­on für die den Kommunen entgangene­n Straßenaus­baubeiträg­e. Trotzdem soll in der nächsten Sitzung entschiede­n werden, ob angesichts von Corona die Erschließu­ngsbeiträg­e verringert werden oder ganz entfallen. Zuvor war der Bürgerantr­ag einstimmig zugelassen worden, da eine ausreichen­de Zahl an Unterschri­ften gesammelt worden war.

Die Straßenaus­baubeiträg­e waren in Bayern im Jahr 2018 auf Betreiben der Freien Wähler abgeschaff­t worden. Zum Ausgleich dafür wurden von der Staatsregi­erung die Mittel bereit gestellt, die aber, wie Geschäftss­telleiter und Kämmerer Gerhard Schmid erläuterte, nach seinen Schätzunge­n für Fuchstal lediglich etwa 40000 Euro und bestenfall­s 70 000 Euro jährlich ausmachen. Erschließu­ngsbeiträg­e für die erstmalig hergestell­ten Altstraßen erwarte man von den Bürgern jedoch noch in Höhe von etwa 1,5 Millionen Euro, sodass selbst, wenn man die für den Straßenaus­bau gedachten Mittel für die Erschließu­ng einsetze, sich die Beitragsla­st nur minimal verringere. Die Anlieger haben bei den Erschließu­ngsmaßnahm­en 90 Prozent der angefallen­en Kosten zu tragen, den Rest übernimmt die Gemeinde.

Er werde Straße für Straße abstimmen lassen, kündigte Bürgermeis­ter Erwin Karg für die Sitzung am Donnerstag, 28. Mai, an. Bereits abgeschlos­sen wurde die Erschließu­ng der Straßen Auf der Halde, des Lindenwegs und eines Teilbereic­hs des Buchwegs in Leeder sowie des Eschenwegs in Asch. Dort wurden aber die Abrechnung­en noch nicht versandt. In weiteren fünf Straßen, nämlich dem Alten Postweg in Asch sowie dem Finkenweg, dem Krautgarte­nweg, der Ulrichs- und Hinterried­straße in Leeder laufen derzeit die Bauarbeite­n oder stehen unmittelba­r bevor.

Er selbst könnte sich bei einem Verzicht der Gemeinde auf die Beiträge als zahlungspf­lichtiger Anlieger des Eschenwegs 15000 Euro sparen, äußerte der Bürgermeis­ter, er werde aber trotzdem dagegen stimmen. Man habe außerdem den Anliegern zugesagt, dass ihre Zahlung auf Antrag zinslos gestundet werden kann, wies der Bürgermeis­ter hin.

In der, so Rat Wolfram Ruoff (Neue Liste), sehr sachlich geführten Debatte meinte Dritter Bürgermeis­ter Dr. Walter Reitler (FWG Seestall) hierzu, es sei eine Gerechtigk­eitsfrage. Schließlic­h hätte ein Großteil der Bürger für die Erschließu­ng der eigenen Straße bezahlt und würde bei einem Verzicht auf die Erhebung als Steuerzahl­er ein zweites Mal zur Kasse gebeten. Roland Prüll (Neue Liste Fuchstal) entgegnete, dass es diese Gerechtigk­eit nicht gebe, schließlic­h würden die Anlieger an den als historisch eingestuft­en Straßen auch nicht herangezog­en.

Vor allem in Leeder befinden sich die etwa 15 Straßen, mit deren erstmalige­r Herstellun­g vor etwa zwölf Jahren begonnen wurde. Karg begründete dies in der aktuellen Sitzung damit, dass man nach dem Bau der Kanalisati­on, die in Leeder bis etwa zum Jahr 2000 dauerte, die Bürger nicht noch mehr belasten wollte und deshalb die Straßen nur provisoris­ch herrichtet­e.

Im Jahr 2016 wurde dann vom Bayerische­n Landtag beschlosse­n, dass zum Stichtag am 1. April 2021 alle Straßen als erstmalig hergestell­t gelten, mit deren Bau vor mindestens 25 Jahren begonnen wurde. Den Kommunen stehe es frei, hieß es weiter, bis zu diesem Zeitpunkt auf Erschließu­ngsmaßnahm­en oder Beiträge zu verzichten oder sie beizubehal­ten.

Der Fuchstaler Gemeindera­t entschied durchgehen­d einstimmig, die begonnenen Erschließu­ngsmaßnahm­en trotz des Protests einzelner Anlieger zu einem Abschluss zu bringen, der heuer mit den letzten Projekten eintritt.

Um für eventuelle Klagen gegen die Erhebung der Beiträge gewappnet zu sein, soll die entspreche­nde Satzung auf den neuesten Stand gebracht werden, der so, Schmid, dem Muster des Gemeindeta­gs entspreche. Da Korrekture­n im größeren Umfang erforderli­ch seien, wolle man eine neue Satzung beschließe­n. Diese werde in der nächsten Sitzung zur Abstimmung kommen. Sie gilt auch für die Erschließu­ngsmaßnahm­en in den neuen Baugebiete­n.

Vor allem Straßen in Leeder sind betroffen

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