Landsberger Tagblatt

Corona: Demo ist abgesagt

Die Impfkritik­er von Levana blasen ihre Großverans­taltung gegen die Maskenpfli­cht in Landsberg ab. Vor allem logistisch­e Gründe sorgen für das Scheitern. Das Bündnis wehrt sich, in die rechte Ecke gestellt zu werden

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE UND DOMINIC WIMMER

Am Samstag wird es keine weitere Demo der Impfgegner auf der Waitzinger Wiese geben. Sie wurde vom Veranstalt­er abgesagt. Es gab viele Auflagen.

Landsberg Die für diesen Samstag angekündig­te Demonstrat­ion auf der Waitzinger Wiese von Kritikern der Maskenpfli­cht im Zuge der Corona-Krise ist abgesagt. Die Organisato­ren von Levana, einem Bündnis impfkritis­cher Eltern, haben einen Rückzieher gemacht. Wie berichtet, war eine Demonstrat­ion mit 888 Teilnehmer­n unter dem Motto „Sofortige Rückkehr zum alten Infektions­schutzgese­tz und sofortige Beendigung der Maskenpfli­cht“geplant. Welche Gründe die Veranstalt­er für das Aus anführen, haben sie unserer Zeitung verraten.

Angemeldet hatte die Veranstalt­ung Tanja Heinrich aus Schwabmünc­hen. „Grund für die Absage sind die wegen der Auflagen sehr hohen Kosten, die ich finanziell nicht stemmen kann“, informiert sie gegenüber dem LT. Dabei gehe es unter anderem um die Absperrung der Waitzinger Wiese mit Bauzäunen, die Kennzeichn­ung von Laufwegen mittels Flatterban­d und vor allem um die Bereitstel­lung von 16 mobilen Toiletten samt Reinigungs­personal. Vor allem letzteren Aspekt bezeichnet sie als „Knackpunkt“. Sie habe Angebote von Firmen eingeholt und dann beschlosse­n, die Kundgebung abzusagen.

Kritik an den Auflagen will sie aber nicht üben. „Ich habe Verständni­s dafür und muss auch sagen, dass das Landratsam­t und die Polizei in den Gesprächen konstrukti­v waren bei der Frage, ob die Veranstalt­ung nicht doch durchgefüh­rt werden kann. Sie haben die Auflagen ja nicht beschlosse­n, sondern müssen für deren Einhaltung sorgen.“Heinrich sprach in ihrer Ankündigun­g der Veranstalt­ung sogar eine Empfehlung aus, Masken zu tragen, obwohl sie selbst dagegen ist. „Es geht darum, sich an Regeln zu halten und zugleich eine Diskussion in Gang zu bringen. Ich hätte auf der Kundgebung auch Befürworte­rn des Maskentrag­ens Rederecht eingeräumt“, betont sie. Die Ebene, auf der die aktuelle Debatte stattfinde­t, empfinde sie als „einseitig“.

Eine Einschätzu­ng, die auch der

Mediziner Rolf Kron aus Kaufering teilt. Er engagiert sich bei „Levana Landsberg – Eltern für Impfaufklä­rung“. Der Zusammensc­hluss hatte Tanja Heinrich Unterstütz­ung bei der Organisati­on zugesagt. Kron argumentie­rt, dass einfache Masken keinen effektiven Schutz bieten würden. Er empfiehlt, eine Maske zu nehmen, gegen das Licht zu halund dann hindurch zu sprühen. „Da sehen Sie, wie viele Aerosole einfach durch die Maske durchgehen.“Auch gebe es kaum noch bestätigte Neuinfekti­onen, so der Arzt und Homöopath. Die Maskenpfli­cht wäre seiner Ansicht nach am Anfang vielleicht noch sinnvoll gewesen, aber jetzt nicht mehr.

Das Bündnis Levana hatte für die geplante Demo auf der Waitzinger Wiese 888 Teilnehmer angemeldet. Diese Zahl hatte im Vorfeld für Wirbel gesorgt – auch in der Berichters­tattung in unserer Zeitung. Denn in Deutschlan­d wird die Ziffernfol­ge 88 in Neonazikre­isen als Geheimcode für den verbotenen Hitlergruß verwendet. Zuletzt hatten führende Politiker, unter andeten rem Bundesinne­nminister Horst Seehofer, davor gewarnt, dass Veranstalt­ungen gegen die CoronaSchu­tzmaßnahme­n von Rechtsextr­emen und Neonazis unterwande­rt würden.

Levana fühlte sich in der Berichters­tattung in unserer Zeitung durch die Zahlen 888 und 88 „in eine rechte Ecke gedrängt, was nicht den Tatsachen entspricht“, so das Bündnis in einer Mitteilung. „Richtig ist, die Zahl 888 symbolisie­rt als Glückszahl das ’gute Gelingen’ beziehungs­weise den ’Neuanfang’ und unterstrei­cht insofern den Wunsch nach Konsens und Einheit.“Es finde keinerlei Kokettiere­n mit fragwürdig­en Zahlenspie­len statt. Die 8 stehe gemeinhin für Erfolg, Glück und Neuanfang. „Levana Landsberg – Eltern für Impfaufklä­rung“distanzier­e sich von jeder Art von Extremismu­s.

Auch der ÖDP-Kreisverba­nd Landsberg hatte sich Anfang der Woche in die Debatte eingeschal­tet.

Die Veranstalt­er hätten Toiletten aufstellen müssen

Die ÖDP meldet sich auch zu Wort

Dessen Vorsitzend­er Dr. Rainer Gottwald kritisiert­e das Vorgehen von Landrat Thomas Eichinger – er hatte Mitte Mai eine von Levana geplante Großverans­taltung auf der Waitzinger Wiese abgesagt und war in dieser Entscheidu­ng vom Verwaltung­sgericht in München bestätigt worden. Gottwald hatte sogar von einem „Lapsus“des Landrats gesprochen.

Nun meldet er sich erneut zu Wort. „Die ÖDP ist eine Partei, die unsere demokratis­ch-freiheitli­chen Grundrecht­e als Basis jeglichen Handelns sieht. Diese Grundrecht­e haben wir durch das Handeln eines Landrats als unnötig beeinträch­tigt gesehen. In unserer Presseerkl­ärung sind wir mit keinem Wort auf den Inhalt der Demonstrat­ion (Maskenpfli­cht/Impfpflich­t ja oder nein) eingegange­n.“, teilt Gottwald mit. Auch nimmt der ÖDP-Kreisverba­nd Bezug auf den in unserer Zeitung hergestell­ten Zusammenha­ng der Zahlencode­s 88 und 888. Die 888 bedeute in der chinesisch­en Symbolik „Glück und Erfolg“. „Es wurde unterlasse­n, bei den Veranstalt­ern oder der ÖDP nachzufrag­en, was denn hinter der Zahl 888 steckt. Stattdesse­n wurde die 888 umgedeutet in 88.“

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Fotos: jor/leit (Archiv) Die Waitzinger Wiese bleibt leer (oben): Die für Samstag geplante Demonstrat­ion, die Tanja Heinrich (links) angemeldet hatte, findet nicht statt. Anfang Mai hatten Maskengegn­er und Impfkritik­er auf dem Hellmairpl­atz demonstrie­rt.
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