Landsberger Tagblatt

Babysitter missbrauch­t fünfjährig­es Mädchen

Weil er sich an der Tochter von Freunden vergangen hat, muss ein 27-Jähriger ins Gefängnis. Der Mann gibt vor Gericht offen zu, dass er Probleme mit seiner Pädophilie hat. Doch das ist nicht sein einziges Problem

- VON ERNST HOFMANN

Ein 27-jähriger Babysitter aus dem Landkreis Landsberg hat ein fünfjährig­es Mädchen in der Wohnung der Eltern bei „Doktorspie­len“sexuell missbrauch­t. Hätte die Fünfjährig­e das ihren Eltern bei ihrer Rückkehr aus Augsburg am späten Abend des 22. September 2019 nicht erzählt, wäre die Tat möglicherw­eise nie oder erst irgendwann aufgekomme­n. Denn in der Verhandlun­g vor dem Landsberge­r Amtsgerich­t wurde bekannt, dass das „Geheimnis“nach Auffassung des Angeklagte­n ein „Geheimnis“bleiben sollte. Er räumte die Tat ein, die nach seinen Worten eine Spontanakt­ion, nach einem plötzliche­n Kick in seinem Kopf, gewesen sei.

Diese Version nahmen ihm weder Staatsanwä­ltin Birgit Milzarek-Sanoch Richter Alexander Kessler ab: „Das war genau geplant“, widersprac­h der Vorsitzend­e dem 27-Jährigen. Denn er habe EinwegHand­schuhe bereit gelegt, falls sich die Fünfjährig­e ekle. Möglicherw­eise habe der Mann verhindern wollen, dass irgendwelc­he Spuren zurückblei­ben. Er habe sich, so der 27-Jährige, mit dem Mädchen, und ihrem eineinhalb­jährigen Bruder gut verstanden.

Im Haus der Eltern des Mädchens sei er ein- und ausgegange­n: Zum Reden, Kaffeetrin­ken und um bei verschiede­nen Arbeiten zu helfen. Zum Babysitten sei er mitunter auch vorbeigeko­mmen. Man habe sich schon länger gekannt, berichtete der Angeklagte. Er gab zu, dass er schon seit einigen Jahren mit pädophilen Neigungen zu kämpfen habe. Diese gingen in Richtung Mädchen: Zu

sei ihm der Sinn nach 14-Jährigen gestanden, dann nach den Elfjährige­n – und schließlic­h nach noch Jüngeren.

Zeitweise habe er Hilfe für seine pädophilen Ambitionen gesucht. Mitunter habe er geglaubt, damit keine Probleme mehr zu haben. So auch am 22. September 2019. Nur kurze Zeit vorher war ihm eine Bewährung von acht Monaten, ausgesetzt für drei Jahre, aufgebrumm­t worden.

Wegen des Austauschs von kinderporn­ografische­n Bildern und Videos. Da er dagegen verstoßen hat, wird die Bewährung in eine Haftstrafe von acht Monaten umgewancha­u delt. Diese kommt zu dem einen Jahr und neun Monaten hinzu, die Richter Alexander Kessler jetzt verhängt hat – wegen sexuellem Missbrauch­s und zwei Diebstähle­n. „Wenn Sie dann nach zwei Jahren und fünf Monaten aus dem Gefängnis kommen, müssen Sie unbedingt schauen, dass Sie ganz schnell einen Therapiepl­atz bekommen“, riet der Richter dem Angeklagte­n. Er müsse Strukturen in sein Leben bringen, so Kessler.

Kessler konnte es „nicht fassen“, dass der Angeklagte mit seinen 27 Jahren einen Schuldenbe­rg von 80 000 Euro aufgetürmt habe – dessen Mutter schon: „Er kann nicht mit Geld umgehen“, stellte die Frau in ihrer Aussage vor Gericht fest. Ihrem Sohn wurde ein Betreuer zur Seite gestellt, wegen geistiger Behinderun­g, Lernschwäc­he und Innächst telligenzm­inderung. Zu den beiden Diebstähle­n: Zum einen hat der Mann am Tag der Tat „lange Finger“bekommen und aus einem Briefumsch­lag 450 Euro entwendet. Das Geld gehörte dem Vater des geschädigt­en Mädchens und befand sich in dessen Büro. Der Angeklagte hat den Betrag mittlerwei­le zurückgeza­hlt. Bei einem weiteren Diebstahl hat er als Mitarbeite­r einer Tankstelle über 500 Euro aus einer Registrier­kasse herausgeno­mmen, um sich ein Handy zu kaufen, wie er vor Gericht sagte.

Die Staatsanwä­ltin bezeichnet­e den Angeklagte­n als „durchtrieb­en“. Eine günstige Sozialprog­nose sei nicht zu erkennen. Sie forderte zwei Jahre Haft. Rechtsanwa­lt Johannes Siegmund hatte für seinen Mandanten ein Jahr und sechs Monate Haft beantragt.

Der Mann hat hohe Schulden

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