So waren die Festspiele im Kino
Erstmals sind die Salzburger Festspiele im Kino zu sehen. Im „Olympia“in Landsberg sind 36 Besucher im großen Saal dabei. Wie sie die Premiere erlebt haben
Landsberg Zum Hundertjährigen eine Premiere: Erstmals wagten sich die Salzburger Festspiele ins Kino. Welch ein Vorteil für SalzburgFans, die sich den „Jedermann“im Landsberger Olympia Kino anschauten: Just zum Start, gerade als der Domplatz für das Spiel freigegeben worden war, rückte ein Gewitter über Salzburg an. Die diesjährige Premiere musste nach innen verlegt werden und mit ihr die Besucher vor Ort. Für alle Kinobesucher aber gab es die Aufzeichnung von der Generalprobe am Abend davor – auf dem Platz, eingerahmt von den mächtigen Bauten ringsum.
Die wurde aus Salzburg übertragen. Großes Theater also für die 36 Besucher im großen Saal des Olympia Kinos, die sich das Spektakel vom Leben und Sterben des reichen Mannes einmal so anschauten. Darunter waren Renate und Christian Weinzierl aus Landsberg. Beide waren noch nie in Salzburg, Renates beste Freundin – extra aus München angereist – hatte sie überzeugt.
Reka und Michael Schulz aus Schondorf „haben eine besondere Affinität zu Salzburg“, wie Michael Schulz verriet. Er singt bei „Ottilia cappella“, und mit diesem Chor durfte er eine Messe im Salzburger Dom musikalisch umrahmen. Chorleiterin Barbara Kling und Begleiterin gönnten sich den Jedermann im Kino ebenfalls. Bei der Messe im Dom sei die Festspielpräsidentin anwesend gewesen, erzählte Kling, und sie habe mit ihr sprechen können. Dabei sei viel Lob geflossen für den Gesang des Chors, „noch dazu einer aus dem Ausland“.
Für Michael Schulz gibt es weiteren Bezug: Er hat als Mitglied der Schondorfer Seebühne bei Aufführungen vor einigen Jahren bereits den „Tod“im Jedermann gespielt. Deshalb sei er schon sehr gespannt auf Peter Lohmeyer als Tod. Und wie war er? „Einfach hinreißend“, Michael Schulz war nach der Aufführung
hin und weg. Beeindruckend für Barbara Kling war auch die Kostümierung des Tods, gesichtslos in einer Mönchskutte steckend oder auch im langen Spaghettiträgerkleid. Wie Lohmeyer auf Schuhen die schräge Bühne gemeistert hatte, fand das Grüppchen bewundernswert.
Schön an so einer medialen Übertragung sei, dass der Besucher die Akteure teilweise in Nahaufnahme sehen könne, dass Kameraflüge über die Stadt serviert und Einführung und Abspann mit Bildüberlagerungen gezeigt würden. Der zeitweilige Perspektivenwechsel kam ebenfalls gut an. Bei einzelnen Szenen, beispielsweise als die Bühne kippte, wäre die Totale anstelle der Nahaufnahmen möglicherweise besser gewesen, meinte Renate Weinzierls Münchner Freundin.
Zur Aufführung: Eine Wucht ist auch nach etlichen Jahren in dieser Rolle, Peter Lohmeyer als Tod. Mehr noch, er scheint von Jahr zu Jahr besser zu werden. Dieser Tod schwebt, schleicht, schreitet, kriecht wie Gollum aus „Der Herr der Ringe“. Vor allem körperlich zieht Lohmeyer viele Register seines Könnens. Bei Tobias Moretti, der heuer letztmals als Jedermann auf der Salzburger Bühne steht, scheint hingegen die Luft ein wenig raus zu sein. Was von Caroline Peters’ Buhlschaft gehalten werden soll, ist nicht ganz klar. Diese Buhlschaft ist mehr Mutter als Liebchen; leidenhochhackigen schaftlich, verrückt, umtriebig jedenfalls wirkt sie nicht. Und dieses Geburtstagsständchen auf der rosa Torte – ist das jetzt Top oder Flop? Klasse, hinreißend, stets zur Handlung passend ist die Begleitmusik (Wolfgang Mitterer).
Am Nachmittag bereits war im Landsberger Olympia Kino die Premiere der Festspiele zu sehen. „Elektra“von Richard Strauss lockte allerdings nur zehn Zuschauer an. Möglicherweise war das auch der brütenden Hitze geschuldet, die die Menschen an diesem Tag eher ins Freibad oder an einen See flüchten ließ.
OBei Interesse wendet man sich an die Geschäftsstelle des Seniorenbeirats, Telefon 08191/128-131, oder an seniorenbeirat@landsberg.de
Auf hochhackigen Schuhen auf der Bühne unterwegs