Landsberger Tagblatt

Was dahinterst­eckt

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Gegner der Corona-Beschränku­ngen haben am Wochenende in Berlin demonstrie­rt – das löste Kontrovers­en über Verstöße gegen das Hygienekon­zept aus, aber auch zu der Frage, wie viele Teilnehmer es tatsächlic­h waren. Die Zahl von 1,3 Millionen wurde auch von Rednern auf der Demo verbreitet, wie ein (inzwischen gelöschtes) Video der Veranstalt­er bei Youtube zeigte.

● Bewertung Die Zahl von 1,3 Millionen ist deutlich zu hoch.

● Fakten Die Polizei zählte nach eigenen Angaben 20 000 Demonstran­ten auf der Straße des 17. Juni. Beim Protestzug zuvor seien es 17 000 gewesen. Bei beiden Veranstalt­ungen wurden laut Polizei jeweils alle Personen mitgerechn­et, die eine Zeit lang teilnahmen. Die Polizei widerspric­ht Behauptung­en, Beamte hätten eine Teilnehmer­zahl von 800 000 Menschen bestätigt.

Die Polizei hat mehrere Möglichkei­ten, Teilnehmer­zahlen zu erfassen. „Einmal direkt an der Wegstrecke oder aus der Luft mit einem Hubschraub­er, der Übersichts­aufnahmen macht“, sagt Gustav Zoller, Fachgebiet­sleiter für polizeilic­hes Einsatzman­agement an der Hochschule der Polizei in Münster. „Anhand dieser Bilder kann man die Teilnehmer­zahlen gut schätzen.“Die Differenz der Teilnehmer­zahlen, die nun diskutiert werde, bezeichnet Zoller als „extrem“. Ihm sei kein Fall bekannt, dass sich die Polizei schon einmal so stark verschätzt habe. Aufnahmen eines Pressefoto­grafen zwischen 16 und 17 Uhr zeigen, dass sich der Protest auf ein Areal zwischen Brandenbur­ger Tor und Siegessäul­e beschränkt. Es sind große Lücken in der Menge zu sehen. Die Kundgebung füllte eine halbe Stunde nach Beginn nur einen kleineren Teil der Straße des 17. Juni und endete weit vor der Siegessäul­e. Tools wie „MapCheckin­g“können grob berechnen, wie viele Menschen Platz auf einer Fläche finden. Der fragliche Abschnitt der Straße des 17. Juni fasst selbst bei dichtestem Gedränge bei weitem nicht 1,3 Millionen Personen.

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