Tauschen: Wie im Knast, so auch im Fußball
Tauschgeschäfte blühen in Zeiten ökonomischer Not. In den Nachkriegsjahren wechselte Brennholz im Gegenzug für Obst und Gemüse den Besitzer. Auch der wirtschaftliche Alltag in Justizvollzugsanstalten ist geprägt vom finanzfernen Handel. Nicht selten werden Zigaretten gegen körperliche Unversehrtheit eingetauscht.
Nun sind – Gott sei Dank – den meisten Gefängniserfahrungen und die Folgejahre des Krieges fremd. Bekannt sind hingegen härteste Verhandlungsmethoden, mit denen der unentgeltliche Güterverkehr auf dem Schulhof geregelt wird.
Mit dem Butterbrot ließ sich nicht der Schokoriegel des Klassenflegels ertauschen. Da brauchte es noch die Garantie, Mathe abschreiben zu lassen, sowie den nächsten missratenen Streich auf die eigene Kappe zu nehmen. Zum größtmöglichen Geschick aber brachten es die Freunde Paninis. Eintüten der Geschäfte durch Austüten. Wenn einen aus der Tiefe des Päckchens zum siebenten Mal Uwe Tschiskale anlächelte, war der Pokerblick gefragt. Aushilfsstürmer gegen Glitzerwappen: Wem das gelang, dem stand eine goldene Zukunft bevor. Oder eine, die aufgrund von Hehlerei in die Justizvollzugsanstalt führte.
Dank Corona erfährt das Tauschgeschäft eine Renaissance. Wo Geld knapp ist, müssen auch Fußballklubs
kreativ werden. Die meisten Manager haben durch kindliche Prägung die wichtigsten Lektionen frühzeitig erlernt. Kein Geld, kein Problem. So tauschten der FC Augsburg und Union Berlin einfach ihre Torhüter. Nachdem die Schwaben mit Rafal Gikiewicz die Nummer eins aus der Hauptstadt bekommen, Berlin aber mit Andreas Luthe lediglich den Reservekeeper des FCA, darf sich Stefan Reuter vorerst als Gewinner fühlen.
Weniger klar ist die Situation zwischen Frankfurt und Hoffenheim. Mit Mijat Gacinovic verlässt jener Mann die Hessen, der sie 2018 gegen den FC Bayern zum DFB-Pokal schoss. Steven Zuber hingegen ist immerhin Schweizer Nationalspieler. Wer nun den besseren Schnitt gemacht hat, zeigt die Zukunft. Im besten Fall fühlen sich beide Geschäftspartner als Gewinner. Wie im Knast, so auch im Fußball.