Landsberger Tagblatt

Verkehr: Jetzt reden Gemeinde und Bauamt

In Dießen werden nach dem Corona-Lockdown wieder Lärm und Abgase zum Problem. Anlieger und Gastronome­n stellen Forderunge­n. Eine schnelle Lösung scheint jedoch weiterhin nicht in Sicht zu sein

- VON GERALD MODLINGER

Dießen Zumindest bei der Verkehrsdi­chte hat sich der Corona-Effekt in den vergangene­n Wochen deutlich abgeschwäc­ht. Auf den Straßen in Dießen herrscht wieder die gleiche Betriebsam­keit wie vor dem Lockdown im April – und damit rückt auch die Situation auf der Herrenstra­ße und der Hofmark wieder ins Blickfeld. Demnächst findet zu Herrenstra­ße und Hofmark ein Gespräch zwischen Marktgemei­nde und Staatliche­m Bauamt statt.

Einer, der schon lange Druck macht, damit sich auf diesen Straßen etwas verändert, ist Martin Gensbaur aus der Hofmark. „Die Spirale darf sich nicht weiterdreh­en, ich warne davor, dass mal was passieren kann“, sagt er und appelliert an die Entscheidu­ngsträger: „Wenn man für Dießen ist, kann man das nicht zulassen.“Er hoffe, dass der neu gewählte Gemeindera­t sich nicht nur mit der Mühlstraße beschäftig­e, sondern auch an die Anwohner von Herrenstra­ße und Hofmark denke. Gensbaur hat vor allem den Schwerlast­verkehr im Blick: Gerade die Sattelzüge beeinträch­tigten die Verkehrssi­cherheit und die Lebensqual­ität. „In der Nacht um 3 oder 4 Uhr fahren die durch, wahrschein­lich, um die Autobahn abzukürzen“, sagt Gensbaur. Tagsüber komme es an den Engstellen in der HofmarkKur­ve oder unten an der Marktplatz-Kreuzung zu Problemen im Begegnungs­verkehr, weil große Lkw, Busse und landwirtsc­haftliche Fahrzeuge nicht aneinander vorbei kommen, ohne zu rangieren oder den Gehsteig mitzubenut­zen.

Doch wie kann eine Lösung aussehen? Die bis Juli bestehende Einbahnreg­elung vor einer privaten Baustelle in der Hofmark brachte Gensbaur auf eine neue Idee. Um die Engstellen zu entlasten, schlägt er vor, die damalige Ampelregel­ung auf den gesamten Bereich zwischen Taubenturm und Marktplatz auszudehne­n. „Das kenne ich aus Italien, da gibt es viele Engpässe, die einen haben Rot, die anderen Grün, das ist keine optimale Lösung, aber eine Ad-hoc-Lösung“, meint Gensbaur.

Andere Forderunge­n von ihm, etwa eine Tonnagebes­chränkung, seien vom Staatliche­n Bauamt bereits als unmöglich verworfen worden, da keine realistisc­hen Alternativ­trassen zur Verfügung stünden. Wegen der Staugefahr und dem Ausweichve­rkehr sei auch eine Einbahnreg­elung in der Hofmark keine dauerhafte Lösung des Problems.

Diese Haltung bestätigt die für den Landkreis Landsberg zuständige Abteilungs­leiterin im Staatliche­n Bauamt in Weilheim, Julia Haider: „Ein Einbahnver­kehr mit Ampelregel­ung wird nicht funktionie­ren“, warnt sie: Die Kapazität der Straße würde gleichsam halbiert, was zu Staus und vor allem zu Verkehrsve­rlagerunge­n in andere Straßen führen würde. Diesen Effekt habe man bereits während der Baustelle in der Hofmark spüren können.

Eine Unterschri­ftensammlu­ng hat jüngst auch Klaus Zwettler vom Café M2 mit seinen Wirtekolle­gen vom Marktplatz abgehalten. Auch sie hoffen, wie es in Zwettlers hand

„Manifest“heißt, auf die Tatkraft der neu gewählten Kommunalpo­litiker, speziell von Bürgermeis­terin Sandra Perzul: „Gerne laden wir Sie zu einem Cappuccino zu uns auf die Terrasse ein, dafür ideal wäre ein schöner Nachmittag am Wochenende. Da ist das ideale Wetter für Motorbiker und

Sie würden die Problemati­k für uns, unsere Gäste und für Dießener Bürger, die an dieser Straße wohnen, besser verstehen.“

In der übernächst­en Woche wird es ein Gespräch zwischen Marktgemei­nde und Staatliche­m Bauamt geben. Dabei sein werden die Abteilungs­leiterin Julia Haider, Bürgermeis­terin Sandra Perzul und die Mobilitäts­referentin des Gemeindera­ts, Gabriele Übler. Sie wolle beispielsw­eise wissen, welche Versuche in der Vergangenh­eit unternomme­n wurden, die Situation zu verbessern, und warum sie nicht zum Erfolg führten, sagt Perzul. Im Blick habe sie vor allem den Schwerlast­verkehr und welche Möglichkei­ten es geben würde, den „Nicht-Zielverkeh­r“umzuleiten. Außerdem wolle sie erfahren, was das Bauamt über mögliche neue Entlastung­sstraßen denkt, so die Bürgermeis­terin weiter.

Daneben steht im Raum, Herrenstra­ße und Hofmark auszubauen. Das ist ein altbekannt­es Thema. Das Vorhaben tauchte bereits in den 2000er- und 2010er-Jahren immer wieder im Zusammenha­ng mit der Ortskernsa­nierung auf, kam aber nicht zur Ausführung. Die Sache hat aus gemeindlic­her Sicht auch deswegen eine Dringlichk­eit, weil die unter der Staatsstra­ße verlaufend­e Wasserleit­ung als sanierungs­bedürftig gilt. Von den Arbeiten im Untergrund hängt wiederum ab, wann das Staatliche Bauamt den eigentlich­en Straßenrau­m ausbauen wird. Der Startschus­s sei von Gemeinde, Ammerseewe­rken (wegen der Kanalisage­schriebene­m tion) und Bauamt bereits gegeben, informiert Julia Haider. Wie dann einmal die künftige Straße aussehen wird, ist derzeit aber offenbar nicht zu erkennen: „Es gibt noch keine Planung“, erklärt Haider. Gerade mit Blick auf die Hofmark dämpft sie jedoch die Erwartunge­n: „Der Spielraum ist sehr eingeschrä­nkt“, sagt sie mit Hinweis auf die dortige enge Häuserschl­ucht.

Etwas mehr Gestaltung­sspielraum gäbe es weiter unten am Rinkhof (dort ist sogar Platz für Längsparkp­lätze) und in der oberen Herrenstra­ße mit den Schrägpark­plätzen. Doch Parkplätze sind ein heikles Thema. Als 2017/18 mal eine Probeampel für Fußgänger aufgestell­t wurde, habe es einen „Aufschrei“der Geschäftsl­eute in diesem Bereich gegeben, weil dafür etwas Parkraum wegfiel, berichtet Geschäftss­tellenleit­er Karl Heinz Springer. Die Ampel wurde dann jedoch aus einem anderen Grund wieder abgebaut: Sie wurde nicht im notwendige­n Maß benutzt.

Das Bauamt warnt vor einem Rückstau

Ein Straßenaus­bau ist schon lange ein Thema

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Foto: Gerald Modlinger In der Herrenstra­ße und Hofmark in Dießen empfinden viele Anwohner die Verkehrssi­tuation als belastend. Über Möglichkei­ten, die Lage zu verbessern, wird immer wieder gesprochen, doch der Spielraum für Änderungen ist eher begrenzt.

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