Landsberger Tagblatt

Stress für das Uhu-Paar

Nach einem Unwetter und einem Hangrutsch ist der Lech-Höhenweg bei Stoffen nicht mehr passierbar. Wanderer und Radfahrer suchen sich eine andere Route. Doch die führt durch das Brutrevier des seltenen Vogels

- VON THOMAS WUNDER

Weil ein beliebter Rad- und Wanderweg bei Stoffen gesperrt ist, kommen vor allem Mountainbi­ker einem Uhu-Paar zu nahe. Das hat Folgen.

Landkreis Das Hagelunwet­ter am Pfingstmon­tag 2019 hat im Landkreis Landsberg große Schäden angerichte­t. Auch im Schlegelwa­ld bei Stoffen. Der extreme Hagelschla­g, Starkregen und Sturmböen haben dort etliche Bäume beschädigt, zudem rutschte etwa ein Hektar Hang zum Lech hin ab. Dabei wurde eine unter einem Waldweg verlegte Starkstrom­leitung und ein Abschnitt des bei Wanderern und Radfahrern beliebten Lech-Höhenwegs beschädigt. Die Reparatura­rbeiten dauern immer noch an, weil im Frühjahr auf ein Uhu-Paar Rücksicht genommen werden musste, das dort brütet.

Der Uhu ist die größte Eule der Welt. Uhus haben einen massigen Körper und einen auffällig dicken Kopf mit Federohren. Die Augen sind orange-gelb. Das Gefieder weist dunkle Längs- und Querzeichn­ungen auf. Die Brutplätze finden sich vor allem in Felswänden und Steilhänge­n und in alten Greifvogel­horsten. Gut geeignete Brutplätze

sind häufig über Generation­en von den Vögeln besetzt. Auch im Schlegelwa­ld bei Stoffen brütet ein Uhu-Paar. Darüber berichtete Forstamtsl­eiter Michael Siller beim Waldbegang des Stadtrats. Der Schlegelwa­ld ist mit 290 Hektar der zweitgrößt­e Waldbestan­d der Stadt. Drei Brutnische­n habe der Uhu in diesem Bereich.

Bei dem Hagelunwet­ter wurde der südwestlic­h von Stoffen gelegene Schlegelwa­ld arg in Mitleidens­chaft gezogen. Wie der zuständige Förster Ulrich Metzger beim Waldbegang sagte, seien zwei Drittel der Gesamtfläc­he durch Hagel, Regen und Sturm, aber auch im Nachgang durch den Borkenkäfe­r geschädigt worden. „Wir haben rund 600 Festmeter Schadholz aus dem Wald holen müssen.“Mitten im Schlegelwa­ld stehen bis zu 35 Meter hohe Fichten, einige von ihnen sind an die 130 Jahre alt. Durch den starken Hagel hätten sie etliche Nadeln verloren. Aber auch alte Buchen und Eschen sind laut Förster Ulrich Metzger betroffen.

Und dann ist da noch der Hang, der auf einer Fläche von einem

Richtung Lech gerutscht ist. Noch immer liegen die Bäume wild übereinand­er. Wie Streichhöl­zer sehen sie von der mit Barken gesicherte­n Hangkante aus aus.

Mit dem Hang verschwand ein Zufahrtswe­g zur unterhalb gelegenen Staustufe, unter dem Forstweg lag eine Starkstrom­leitung der Lechwerke. Der Weg und die Leitung müssen verlegt werden. Bis November konnte gearbeitet werden, danach war Schluss, wie Michael Siller sagte. Denn wegen des dort brütenden Uhus habe es nach einer artenschut­zrechtlich­en Prü

An Stromtrass­e und Weg wird derzeit gearbeitet

fung einige Auflagen gegeben. Damit die seltenen Vögel nicht gestört werden, durfte in der Brutzeit nicht gearbeitet werden. Erst Mitte Juli konnten die Arbeiten fortgesetz­t werden. Für den reinen Wegebau werden laut Siller rund 15 000 Euro fällig, für die Verlegung der Stromleitu­ng 80000 Euro. In gut einer Woche sollen die Arbeiten zumindest so weit sein, dass die Stromtrass­e wieder aktiv ist.

Durch den Hangrutsch wurde auch ein Abschnitt des Lech-Höhenwegs zerstört. Der Lech-Höhenweg ist ein 1979 eröffneter WeitHektar wanderweg, der von Landsberg etwa in Nord-Süd-Richtung nach Füssen führt. Die Route folgt konsequent dem Flussverla­uf des Lechs. Markiert ist der etwa 84 Kilometer

lange Weg mit einem blauen L auf einer blauen Wellenlini­e. Er wird mittlerwei­le auch von vielen Mountainbi­kern genutzt.

Nachdem die alte Trasse des Höhenwegs nicht mehr nutzbar war, suchten Wanderer und Radfahrer eine alternativ­e Route. Doch die führte durch das Brutgebiet des Uhus, wie Michael Siller sagte. Deswegen sei der Lech-Höhenweg in diesem Bereich gesperrt worden, um den Vögeln ein Ausweichre­vier zu schaffen. Das habe aber einige Freizeitsp­ortler nicht davon abgehalten, ihrem Hobby nachzugehe­n. Selbst umgestürzt­e Bäume schreckten sie nicht davor ab, den Weg zu benutzen. Und wie hat der Uhu darauf reagiert? „Das Paar hat heuer nicht gebrütet“, sagte Michael Siller beim Waldbegang.

Das Uhu-Paar wurde offenbar massiv gestört

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 ?? Fotos: Thomas Wunder (2)/Ralf Lienert ?? Beim Pfingstunw­etter im vergangene­n Jahr rutschte im Schlegelwa­ld bei Stoffen etwa ein Hektar Hang Richtung Lech (Fotos oben und unten rechts). In dem Gebiet brütet auch ein Uhu-Paar.
Fotos: Thomas Wunder (2)/Ralf Lienert Beim Pfingstunw­etter im vergangene­n Jahr rutschte im Schlegelwa­ld bei Stoffen etwa ein Hektar Hang Richtung Lech (Fotos oben und unten rechts). In dem Gebiet brütet auch ein Uhu-Paar.
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