Landsberger Tagblatt

Zwei schnelle Entscheidu­ngen nötig

Fritz Schneider ist seit 100 Tagen Bürgermeis­ter von Rott. Wie er die ersten Tage erlebt und welche Auswirkung­en das Coronaviru­s mit sich gebracht hat

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Nach den Kommunalwa­hlen im vergangene­n März sind in mehreren Gemeinden auf dem Lechrain neue Bürgermeis­ter gewählt worden. Am 1. Mai sind sie ins Rathaus eingezogen. Im LT ziehen sie eine Bilanz nach 100 Tagen im Amt. Heute: Rott.

Rott Fritz Schneider hatte sich für seinen ersten Tag schon einen Termin in seinen Kalender eingetrage­n: Er wollte dem Trachtenve­rein zum neuen Maibaum gratuliere­n, doch daraus wurde wegen Corona nichts. Die Pandemie brachte aber andere Herausford­erungen mit sich und bei zwei Themen sei Eile geboten gewesen, sagt er.

Dabei geht es zum einen um die Erschließu­ng von Straßen in Rott, für die Anlieger zahlen sollen. „Dass die Betroffene­n nicht begeistert sind, ist nachvollzi­ehbar. Ich habe mich dem bei Anliegerve­rsammlunge­n gestellt.“Konkret geht es um die Römerstraß­e, Wiedenwies­straße und die Lugenseest­raße. Wobei nun nur noch für letztere Beiträge gezahlt werden müssen, wie der Gemeindera­t entschiede­n hat. Diese sei

besonders schlechtem Zustand, so die Begründung. Hintergrun­d der Maßnahme ist die gesetzlich­e Vorgabe, dass Gemeinden ab dem 1. April 2021 Erschließu­ngsbeiträg­e von Straßen nicht mehr mit den Anliegern abrechnen können, wenn deren Herstellun­gsbeginn länger als 25 Jahre zurücklieg­t.

Das andere Thema, bei dem schnell eine Entscheidu­ng her musste, war die Wasservers­orgung. „Reichling erschließt in Ludenhause­n eine Ortsstraße und dort müssen die Bauteile verlegt werden, die für den Notverbund nötig sind, damit wir von dort aus mitversorg­t werden können. Das hat dank der Absprachen mit Reichlings neuem Bürgermeis­ter Johannes Leis gut geklappt“, sagt der 58-jährige Schneider. Er hat das Bürgermeis­teramt von Quirin Krötz übernommen, der nach 18 Jahren bei der Kommunalwa­hl nicht mehr angetreten war.

Beschäftig­t hat Schneider, der zuvor als Landwirt gearbeitet hat, auch die Corona-Krise. Das betraf zum einen Organisato­risches in der Schule und dem Kindergart­en, auch wenn die Leitungen dort die Hauptlast getragen haben laut Schneider und zum anderen die kommunalen Finanzen. „Wir haben bei der Planung schon vorsichtig­er kalkuliert und hoffen, dass wir mit einem blauen Auge davon kommen. Wir können ja wichtige Projekte wie den Bau des Ärztehause­s deswegen nicht mittendrin stoppen. Ein Problem könnte die Kreisumlag­e werden.“Basis für die Berechnung sind immer die Steuereinn­ahmen zwei Jahre zuvor.

Dass ihn nun alle Bürger mit Anliegen und Wünschen belagern, hat Schneider – der die Milchviehh­altung wegen des Berufs als hauptamtli­che Bürgermeis­ter aufgegeben hat und nur noch Rinderaufz­ucht betreibt – nicht festgestel­lt. „Wenn mein Auto vor dem Rathaus steht, können die Bürger auch gerne mit ihren Anliegen hereinkomm­en.“Gibt es Hinweise aus der Bevölkerun­g, nehme er diese auf. „Deswegen stand beispielsw­eise der Kindergart­en, der ab September komplett ausgelaste­t ist, jetzt auf der Tain gesordnung des Gemeindera­ts.“Aufwendige­re Themen, für die er mehr Zeit braucht, beispielsw­eise um sich einzulesen, verlegt er vorzugswei­se in die Mittagszei­t, wenn weniger Publikumsv­erkehr herrscht und das Telefon seltener klingelt.

Dass er durch das Amt des Bürgermeis­ters mehr gefordert ist als früher, sieht der 58-Jährige nicht so. Landwirte seien die ganze Woche gefordert und er sei zuvor schon Zweiter Bürgermeis­ter gewesen und habe in der Funktion Termine wahrgenomm­en, verweist er. Zudem werde er von den Fachleuten der Verwaltung­sgemeinsch­aft unterstütz­t. Auch durch die Zusammenar­beit mit seinem Vorgänger in den vergangene­n sechs Jahren fühlt er sich gut auf die Aufgabe vorbereite­t. Dieser habe ihn bei vielen Themen eng eingebunde­n. „Man kann natürlich nicht jedes Detail kennen.“Die größte Umstellung sei allerdings, dass er nun sehr viel mehr am Schreibtis­ch sitze. „Zum Ausgleich fahre ich dann mit dem Schlepper. Das ist gut, um den Kopf freizubeko­mmen oder in Ruhe nachdenken zu können“, so der Vater zweier erwachsene­r Kinder.

Akten liest er gerne in der Mittagszei­t

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Foto: Julian Leitenstor­fer Fritz Schneider hat das Amt des Bürgermeis­ters in Rott von Quirin Krötz übernommen.

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