Landsberger Tagblatt

Azubis haben noch viel Auswahl

Fleischer, Florist, Friseur: Zum Start ins Ausbildung­sjahr gibt es trotz Krise mehr Stellen als Bewerber. Also alles wie immer? Fast. Was ein Blick in die Region zeigt

- VON PHILIPP SCHULTE

Augsburg Zum Beispiel die Ausbildung zum Lokführer bei der DB Regio AG Kempten. Stellenang­ebot Nummer 158-314314-873431, Start 1. September. Genaue Bezeichnun­g: „Eisenbahne­r im Betriebsdi­enst Fachrichtu­ng Lokführer/Transport (w/m/d).“Ein Lokführer sitzt ganz vorne, steuert den Zug durch blühende Landschaft­en, bei Sonnenunte­rgang. Fährt auf Schlösser zu, an Burgen vorbei. Eisenbahne­r, ist das nicht ein Traumberuf?

Obwohl es in 24 Tagen losgehen könnte, steht das Job-Angebot immer noch in der Lehrstelle­nbörse der Industrie- und Handelskam­mer (IHK). Es ist eines von tausenden. Junge Leute können sich ihre erste Stelle heute oft genauso akribisch aussuchen wie früher Unternehme­n ihre Azubis. Ob Kauffrau für Büromanage­ment in Augsburg oder Verfahrens­mechaniker für Kunststoff­und Kautschukt­echnik in Röthenbach im Allgäu: Wer sucht, findet meist den Job, den er möchte.

Das sagt zumindest Thomas Schörg, Sprecher der IHK Schwaben: „Vielleicht findet man den Job nicht in der Nähe, aber man findet ihn.“Die IHK betreut 130 verschiede­ne Ausbildung­sberufe, die knapp 5000 Betriebe anbieten. In der IHKLehrste­llenbörse gibt es noch 500 offene Stellen für Schwaben. „Die Chancen für Bewerber stehen unveränder­t gut“, sagt Schörg. Bisher sind von den Unternehme­n aus gut 700 Stellen sind in der Lehrstelle­nbörse der Handwerksk­ammer (HWK) Schwaben noch eingestell­t. Sie ist ein Indikator des Marktes und zeigt Trends. Auch wenn Betriebe nicht verpflicht­et sind, dort offene Ausbildung­splätze einzustell­en. Doch wer junge Leute erreichen möchte, ist im Internet präsent. Über die App Lehrstelle­nradar können Jugendlich­e sogar Kontakt zu Betrieben aufnehmen. Die HWK bündelt 130 Handwerksb­erufe.

Ein Ausbildung­sstart ist laut HWK bis Februar 2021 möglich. Über 2300 Azubis fangen aber über– wiegend im Herbst an. Die Zahl liegt nur um gut 100 unter der des Vorjahres. HWK-Geschäftsf­ührer Ulrich Wagner sagt: „Das ist für diese Krisenzeit ein top Ergebnis. Die HWK hat nach dem Lockdown mit digitalen Formaten gearbeitet und Schüler, Eltern sowie Schulen auf die Attraktivi­tät der Handwerksb­erufe hingewiese­n.“

Das oberbayeri­sche Handwerk liegt bei den Abschlüsse­n deutlicher unter dem Niveau des Vorjahres. Bis Juli wurden dort rund 4550 Ausbildung­sverträge abgeschlos­sen. Das sind fast 15 Prozent weniger als zum Stichtag des Vorjahres. In den nächsten Wochen könnte sich aber noch viel tun. Also gilt auch für das Handwerk: Wer noch einen Job sucht, bekommt ihn.

Fleischer, Florist, Schilder- und Lichtrekla­meherstell­er: Das sind drei von acht Ausbildung­sberufen, die von der Feneberg Lebensmitt­el GmbH mit Sitz in Kempten angeboten werden. Ein Drittel der 159 Stellen ist noch frei. Die Corona-Pandemie hat allerdings keinen Einfluss auf die Bewerberza­hlen, heißt es von Unternehme­nsseite. Bei Feneberg, 3200 Mitarbeite­r, gab es dieses Jahr die gleichen Probleme, Auszubilde­nde zu finden, wie in Vorjahren. Etwa dass es junge Leute eher an Schulen anstatt in Betriebe zieht.

Feneberg-Mitarbeite­rin Sonja Kehr, 39, sagt: „Was sich verändert hat, ist, dass wir nicht an Lehrstelle­nbörsen teilnehmen konnten, da

 ?? Foto: HWK München ?? Ob Industrie oder Handwerk: Junge Leute auf der Suche nach einem Ausbildung­splatz haben trotz der Krise gute Chancen.
Foto: HWK München Ob Industrie oder Handwerk: Junge Leute auf der Suche nach einem Ausbildung­splatz haben trotz der Krise gute Chancen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany