Azubis haben noch viel Auswahl
Fleischer, Florist, Friseur: Zum Start ins Ausbildungsjahr gibt es trotz Krise mehr Stellen als Bewerber. Also alles wie immer? Fast. Was ein Blick in die Region zeigt
Augsburg Zum Beispiel die Ausbildung zum Lokführer bei der DB Regio AG Kempten. Stellenangebot Nummer 158-314314-873431, Start 1. September. Genaue Bezeichnung: „Eisenbahner im Betriebsdienst Fachrichtung Lokführer/Transport (w/m/d).“Ein Lokführer sitzt ganz vorne, steuert den Zug durch blühende Landschaften, bei Sonnenuntergang. Fährt auf Schlösser zu, an Burgen vorbei. Eisenbahner, ist das nicht ein Traumberuf?
Obwohl es in 24 Tagen losgehen könnte, steht das Job-Angebot immer noch in der Lehrstellenbörse der Industrie- und Handelskammer (IHK). Es ist eines von tausenden. Junge Leute können sich ihre erste Stelle heute oft genauso akribisch aussuchen wie früher Unternehmen ihre Azubis. Ob Kauffrau für Büromanagement in Augsburg oder Verfahrensmechaniker für Kunststoffund Kautschuktechnik in Röthenbach im Allgäu: Wer sucht, findet meist den Job, den er möchte.
Das sagt zumindest Thomas Schörg, Sprecher der IHK Schwaben: „Vielleicht findet man den Job nicht in der Nähe, aber man findet ihn.“Die IHK betreut 130 verschiedene Ausbildungsberufe, die knapp 5000 Betriebe anbieten. In der IHKLehrstellenbörse gibt es noch 500 offene Stellen für Schwaben. „Die Chancen für Bewerber stehen unverändert gut“, sagt Schörg. Bisher sind von den Unternehmen aus gut 700 Stellen sind in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer (HWK) Schwaben noch eingestellt. Sie ist ein Indikator des Marktes und zeigt Trends. Auch wenn Betriebe nicht verpflichtet sind, dort offene Ausbildungsplätze einzustellen. Doch wer junge Leute erreichen möchte, ist im Internet präsent. Über die App Lehrstellenradar können Jugendliche sogar Kontakt zu Betrieben aufnehmen. Die HWK bündelt 130 Handwerksberufe.
Ein Ausbildungsstart ist laut HWK bis Februar 2021 möglich. Über 2300 Azubis fangen aber über– wiegend im Herbst an. Die Zahl liegt nur um gut 100 unter der des Vorjahres. HWK-Geschäftsführer Ulrich Wagner sagt: „Das ist für diese Krisenzeit ein top Ergebnis. Die HWK hat nach dem Lockdown mit digitalen Formaten gearbeitet und Schüler, Eltern sowie Schulen auf die Attraktivität der Handwerksberufe hingewiesen.“
Das oberbayerische Handwerk liegt bei den Abschlüssen deutlicher unter dem Niveau des Vorjahres. Bis Juli wurden dort rund 4550 Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das sind fast 15 Prozent weniger als zum Stichtag des Vorjahres. In den nächsten Wochen könnte sich aber noch viel tun. Also gilt auch für das Handwerk: Wer noch einen Job sucht, bekommt ihn.
Fleischer, Florist, Schilder- und Lichtreklamehersteller: Das sind drei von acht Ausbildungsberufen, die von der Feneberg Lebensmittel GmbH mit Sitz in Kempten angeboten werden. Ein Drittel der 159 Stellen ist noch frei. Die Corona-Pandemie hat allerdings keinen Einfluss auf die Bewerberzahlen, heißt es von Unternehmensseite. Bei Feneberg, 3200 Mitarbeiter, gab es dieses Jahr die gleichen Probleme, Auszubildende zu finden, wie in Vorjahren. Etwa dass es junge Leute eher an Schulen anstatt in Betriebe zieht.
Feneberg-Mitarbeiterin Sonja Kehr, 39, sagt: „Was sich verändert hat, ist, dass wir nicht an Lehrstellenbörsen teilnehmen konnten, da