Landsberger Tagblatt

Der Mohren bleibt Landsberg erhalten

In Augsburg wird ein Traditions­hotel seinen Namen demnächst ändern. Das wird in Landsberg nicht passieren. Dabei gibt es einen lustigen Vorschlag für eine Umbenennun­g

- VON DOMINIC WIMMER

Landsberg Die Umbenennun­g des Augsburger Traditions­hotels „Drei Mohren“hat auch in Landsberg für Diskussion­en gesorgt. Dutzende LT-Leser gaben auf unserer Facebookse­ite einen Kommentar dazu ab. Es hagelte fast ausschließ­lich Kritik an der Entscheidu­ng der Hotelbetre­iber, die nach Rassismusv­orwürfen ihr Haus künftig „Maximilian’s“nennen. In Landsberg gibt es auch ein Traditions­gasthaus mit angeschlos­senem Hotel, das einen ähnlichen Namen trägt – den „Mohren“am Hauptplatz. Beschäftig­en sich auch die Betreiber dort mit einer Namensände­rung?

Ioannis Toukas kann die Debatten um Gaststätte­n und Hotels, die den Begriff Mohr im Namen tragen, nicht verstehen. „Die Gesellscha­ft sollte sich anderen Themen widmen. Ich bin selbst Ausländer und sehe den Begriff Mohr positiv. Das waren Heilsbring­er“, so der gebürtige Grieche. Seit 2013 leitet er das

am Hauptplatz, dessen Hotel über 14 Zimmer verfügt. Zuvor war er bereits sieben Jahre in der Gaststätte tätig, ehe er sie übernahm. Und in diesen 14 Jahren habe sich nur einmal eine Frau über den Namen beschwert. Ansonsten würden seine Gäste, die in den vergangene­n Tagen eifrig über die Namensände­rung in Augsburg diskutiert­en, die Aufregung überhaupt nicht verstehen. „Viele schütteln bei dem Thema einfach nur den Kopf“, so Toukas.

Dabei kann der Landsberge­r Gastronom durchaus nachvollzi­ehen, dass seine Augsburger Kollegen jetzt den Namen ihres Hotels ändern. „Ich habe Verständni­s. Die wollen keine Wellen mehr schlagen“, so der 59-jährige Grieche. Denn es handle sich um eine internatio­nale Hotelkette. Der Geschäftsf­ührer des Augsburger Hauses hatte die Umbenennun­g, die in den vergangene­n Jahren unter anderem von linken Gruppen gefordert worden war, nun so begründet:

„Wir sind ein internatio­nales Haus, in dem Mitarbeite­r aus 22 Nationen arbeiten.“Der Name, der einer Legende nach auf drei abessinisc­he Mönche aus dem 15. Jahrhunder­t zurückgeht, habe nicht nur unter ihnen, sondern auch unter Gästen vor allem aus den USA immer wieder Debatten ausgelöst. „Wir haben entschiede­n, dass wir mit einem neuen Namen dem gesellscha­ftlichen Wandel Genüge tun.“Die drei Büsten der Mohren an der Fassade sollen allerdings bleiben.

Und in Landsberg? Dort sind keine Abbildunge­n zu sehen, nur der Name „Mohren“prangt unter anderem an der Fassade, ist auf Speisekart­en, Rechnungen und im Internet zu lesen. Der Gasthof Mohren zählt zu den ältesten Gebäuden der Stadt und wurde bereits im 15. Jahrhunder­t errichtet. Bis ins 18. JahrTradit­ionsgastha­us hundert war er eine reine Weinwirtsc­haft, heißt es auf der Webseite. 1844 wurde dann im zweiten Obergescho­ss ein Festsaal eingericht­et, der Ende des 19. Jahrhunder­ts in Gästezimme­r unterteilt wurde. Seit damals gibt es auch die Gaststätte.

Ioannis Toukas denkt gar nicht daran, seine Gaststätte umzubenenn­en, wie er sagt. „Ich bin dazu nicht bereit. Ich beharre auf dem Namen mit Tradition. Er ist etwas Geschichts­trächtiges. Noch nie hat sich in 14 Jahren ein Farbiger bei mir beschwert.“Er habe sich in der Vergangenh­eit sehr oft mit dem Thema auseinande­rgesetzt. Sollte es – wie in Augsburg – irgendwann Druck von außen geben, werde er den Namen durchsetze­n „und bis zum Äußersten gehen“.

Von dem lustigen Vorschlag, dass sich Gasthöfe mit dem Namen „Mohren“in „Möhren“umbenennen sollten, hält er nichts. Ioannis Toukas meint lachend: „Dann beschweren sich vielleicht die Vegetarier.“

Die Büsten bleiben an der Fassade

 ?? Foto: Christian Rudnik ?? Der Mohren bleibt der Mohren: Während in Augsburg demnächst ein Traditions­hotel seinen Namen ändern wird, hält Ioannis Toukas, der Betreiber des Gasthauses und Hotels am Landsberge­r Hauptplatz, am Namen fest.
Foto: Christian Rudnik Der Mohren bleibt der Mohren: Während in Augsburg demnächst ein Traditions­hotel seinen Namen ändern wird, hält Ioannis Toukas, der Betreiber des Gasthauses und Hotels am Landsberge­r Hauptplatz, am Namen fest.

Newspapers in German

Newspapers from Germany