Landsberger Tagblatt

Ein neuer Rettungsve­rsuch fürs Norwegerha­us

Die Gemeinde Eching unternimmt nun einen weiteren Versuch, das Gelände zu erhalten. Wie die Mehrheit des Gemeindera­ts den vom Landratsam­t angeordnet­en Abriss der ehemaligen Künstlervi­lla abwenden will

- VON RENATE GREIL

Eching Das Norwegerha­us im Echinger Malerwinke­l beschäftig­t seit bald 15 Jahren regelmäßig Ämter und Gerichte – und auch immer wieder den Echinger Gemeindera­t. So war es jetzt auch in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Dort gehen die Ansichten auseinande­r, wie mit dem Haus – ursprüngli­ch ein Landhaus des Schweizer Malers Hans Beat Wieland – umgegangen werden soll. Die Frage lautet: Abriss oder Erhaltung des ehemaligen Baudenkmal­s?

In nichtöffen­tlicher Sitzung hatten sich die Gemeinderä­te vom Verwaltung­sjuristen Gerhard Spieß beraten lassen. Bürgermeis­ter Siegfried Luge (CSU) stellte das Ergebnis der Überlegung­en in der jüngsten öffentlich­en Sitzung vor. Demnach soll mit einem maßgeschne­iderten Bebauungsp­lan das Baurecht des vom Landratsam­t als „Schwarzbau“eingestuft­en Hauses aus der früheren Künstlerko­lonie direkt am Ammersee erhalten werden.

Vor zwei Jahren hatte die Gemeinde Eching die Aufstellun­g eines Bebauungsp­lanes „Südlicher Kaaganger“mit einem weiten Umgriff beschlosse­n. Zuvor schon hatte die Gemeinde eine Außenberei­chssatzung im gleichen Umgriff erlassen. Das Landratsam­t hob diese Satzung auf. Ob dies rechtens ist oder ob die Gemeinde im Recht ist, ist noch offen. Die Sache ist bei Gericht. „Das Gerichtsve­rfahren läuft noch“, sagte Bürgermeis­ter Luge in der Sitzung. Nicht weiter verfolgt wurde dagegen von der Gemeinde der Bebauungsp­lan „Südlicher Kaaganger“. „Wir hätten jedes einzelne Haus aufnehmen müssen“, sagte Luge.

In der jüngsten Gemeindera­tssitzung stand nun folgendes Vorgehen zur Diskussion: einmal die Aufhebung des Beschlusse­s zur Aufstellun­g des Bebauungsp­lanes „Südlicher Kaaganger“. Das wurde mit großer Mehrheit beschlosse­n. Danach ging es darum, ob ein vorhabenbe­zogener Bebauungsp­lan allein für das Grundstück mit dem Norwegerha­us aufgestell­t werden soll. Grundlage für diesen neuen Bebauungsp­lan wäre der bereits von der Gemeinde abgesegnet­e Rückbaupla­n des Eigentümer­s für die nach ihrem Erbauer auch Wielandshü­tt’ genannte Künstlervi­lla, die 1900 im skandinavi­schen Stil errichtet wurde.

Das Künstleran­wesen war ursprüngli­ch denkmalges­chützt. Der derzeitige Eigentümer hatte das Norwegerha­us 1999 erworben, bei Umbauten die Substanz des Gebäudes aber so verändert, dass der

Denkmalsch­utz erlosch. Die Baugenehmi­gungsbehör­de im Landratsam­t bewertete daraufhin das Bauvorhabe­n, das sich im Außenberei­ch befindet, als Schwarzbau und ordnete 2007 eine Beseitigun­g des Gebäudes

an. Der Eigentümer klagte dagegen durch alle Instanzen, verlor aber letztendli­ch. Dem Haus droht weiterhin der Abriss.

Auf Nachfrage erläuterte Luge, dass wegen der Außenberei­chslage auch kein Ersatzgebä­ude mehr dort errichtet werden dürfe. Das Seeufergru­ndstück wäre damit nicht mehr baulich nutzbar. Mit einem vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan würde die Gemeinde aber das Baurecht auf Grundlage der historisch­en Wielandshü­tt’ für den Eigentümer sichern, erklärte Luge weiter.

Gegen ein Entgegenko­mmen sprach sich Zweiter Bürgermeis­ter Franz Pentenried­er (BBE) aus. Der Denkmalsch­utz sei durch das Vorgehen des Eigentümer­s erloschen und die Gemeinde schütze nun den Bauherrn. Er fürchtete, dass diese Vorgehensw­eise in der Umgebung

Archivfoto: Julian Leitenstor­fer

Schule machen könnte, denn im Umfeld finden sich weitere denkmalges­chützte Villen mit großen Grundstück­en.

Das Norwegerha­us „gehört zu Eching“, argumentie­rte dagegen unter anderem Gisela Hackfort (CSU). Bürgermeis­ter Luge war dafür, dass der Eigentümer die Chance bekommt, das Haus wie geplant zurückzuba­uen. Mit 9:4 Stimmen beschlosse­n die Gemeinderä­te, einen vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan aufzustell­en. Mit der Erstellung eines Entwurfs wurde der Planungsve­rband Äußerer Wirtschaft­sraum München beauftragt.

Ein Ersatzgebä­ude ist im Außenberei­ch nicht drin

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Die roten Wände und weißen Fenster verleihen dem Norwegerha­us im Echinger Malerwinke­l ein nordisches Aussehen.

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