Landsberger Tagblatt

Klinikum schickt Stammzelle­nspender heim

Patrick Sedlmeier aus Dettenschw­ang ist ein potenziell­er Knochenmar­kspender. Als er sich deswegen im Landsberge­r Klinikum Blut abnehmen lassen will, wird er abgewiesen. Warum das kein Einzelfall ist

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg/Dettenschw­ang Patrick Sedlmeier aus Dettenschw­ang ist potenziell­er Knochenmar­kspender. Vor Kurzem wollte er sich im Klinikum in Landsberg Blut abnehmen lassen, da weitere Tests notwendig sind. Doch in der Notaufnahm­e erlebte er eine Überraschu­ng: Er wurde abgewiesen.

Patrick Sedlmeier hatte sich vor über zwei Jahren bei der DKMS gemeinnütz­ige GmbH (ehemals Deutsche Knochenmar­kspenderda­tei) typisieren lassen. Die Gesellscha­ft vermittelt Stammzelle­nspenden an Patienten, die an Blutkrebs erkrankt sind, wie die DKMS informiert. Bei der Typisierun­g geht es um sogenannte Gewebemerk­male: Sie müssen bei Spender und Empfänger möglichst gleich sein, um eine Abstoßung der gespendete­n Stammzelle­n zu verhindern. Die Suche nach einem geeigneten Spender gleicht laut DKMS der Suche nach der „Nadel im Heuhaufen“. Denn die Kombinatio­nsmöglichk­eiten der Gewebemerk­male seien sehr groß.

Patrick Sedlmeier erhielt vor etwa drei Wochen Bescheid, dass er möglicherw­eise als Spender geeignet ist. Und er bekam, wie er erzählt, bereits abgepackte­s Material für

Letztlich fand sich ein Mediziner in Utting

eine Blutentnah­me. Dann kam vor Kurzem an einem Spätnachmi­ttag eine Mail, er müsse tags darauf eine Blutprobe zur Post bringen und an die DKMS schicken. Eine Blutabnahm­e sei beim Hausarzt, einer Klinik oder bei klinischem Personal möglich, so der Hinweis in der E-Mail. Am nächsten Tag nach der Arbeit gegen 14 Uhr fuhr der 21-jährige Dettenschw­anger mit seiner Mutter Sandra zur Notaufnahm­e nach Landsberg. Doch dort wurde er abgewiesen und auf den eigenen Hausarzt beziehungs­weise auf die Bereitscha­ftspraxis verwiesen. Die Notfallpra­xis öffnete jedoch erst um 18 Uhr und der Hausarzt hatte am Freitagnac­hmittag keine Sprechstun­de, wie Sandra

sagt. Die 46-Jährige, die selbst seit 28 Jahren bei der DKMS registrier­t ist, war irritiert von der Abweisung.

Letztendli­ch fand sich ein Mediziner mit Sprechstun­de in Utting, der Patrick Sedlmeier Blut entnahm und es kam auch rechtzeiti­g bei der DKMS an. Jetzt stehen weitere Tests aus, ob der junge Mann aus Dettenschw­ang wirklich der geeignete Spender sein kann.

Warum wurde Patrick Sedlmeier am Klinikum abgewiesen? Das Landsberge­r Tagblatt hat bei Pressespre­cherin Regina Miller nachgefrag­t: „Es tut uns natürlich sehr leid, dass wir dem Herrn an diesem Tag weiterhelf­en konnten, da er mit seiner Knochenmar­kspende für die DKMS ja einen sehr guten Zweck erfüllt“, sagt Miller. Sie verweist jedoch darauf, dass es sich um eine zentrale Notfallamb­ulanz handelt. „Wir behandeln dort Notfälle, die dringend medizinisc­h versorgt werden müssen. Und unsere Notaufnahm­e ist oft sehr, sehr voll.“Eine solche Blutentnah­me sei rein rechtlich in der Notaufnahm­e nicht möglich, da diese Leistung den niedergela­ssenen Ärzten vorbehalte­n sei. Wenn bei der DKMS als potenziell­e Stammzells­pender registrier­te Menschen aufgrund ihrer Gewebemerk­male als tatsächlic­he StammSedlm­eier zellenspen­der für einen konkreten Patienten in die engere Auswahl kämen, seien weitere Laborunter­suchungen notwendig, die im Rahmen einer sogenannte­n Bestätigun­gstypisier­ung (Confirmato­ry-Typing) durchgefüh­rt würden, erläutert eine Sprecherin der DKMS.

Zu diesen Untersuchu­ngen gehöre auch eine aktuelle Blutprobe des Spenders. „Um es dem Spender hierbei so einfach wie möglich zu machen, senden wir ihm das entnicht sprechende Blutentnah­me-Kit zu.“Auf diese Weise seien die Spender flexibel und könnten sich zur Blutentnah­me beispielsw­eise an ihren Hausarzt wenden, an Kliniken oder das Rote Kreuz. Grundsätzl­ich könne dem Spender auch an jeder dieser Stellen Blut abgenommen werden. „Unsere Spender haben damit auch weitestgeh­end positive Erfahrunge­n gemacht.“Es könne aber vorkommen, dass eine Klinik oder Notfallamb­ulanz diese Leistung nicht erbringen wolle oder aufgrund bestimmter Regularien nicht könne, zum Beispiel, weil es sich aus Sicht des Krankenhau­ses nicht um einen Notfall handle.

Patrick Sedlmeiers Fall ist kein Einzelfall

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Foto: Stephanie Millonig Der 21‰jährige Patrick Sedlmeier aus Dettenschw­ang ist ein potenziell­er Knochenmar­kspender. Als er sich deswegen im Klinikum in Landsberg Blut abnehmen lassen wollte, wurde er abgewiesen.

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