Landsberger Tagblatt

Einen Bären aufgebunde­n

Tierbabys sind süß. Man sollte nur beim Streicheln genau hinsehen

- VON ANDREAS FREI

Der Mann kann kein Katzenbesi­tzer sein. Weil Katzenbesi­tzer wissen: Streichels­t du dein Tier, schau hin! Sonst kann es passieren, dass du dir – auf gut Bairisch – eine fangst. Je nach Kraulstell­e/Laune/Mondkonste­llation kann das Viecherl nämlich so oder so reagieren. Muss nicht, kann aber. So viel zur Katze, nur zur Erinnerung.

Aber wir wollten ja von dem Mann erzählen. Vielleicht sieht er schlecht. Oder er war von seinen Gefühlen – Achtung: Wortspiel – übermannt. Jedenfalls trug sich in der japanische­n Präfektur Niigata Folgendes zu: Ein Spaziergän­ger betritt eine Parkanlage und erblickt unweit des Haupteinga­ngs ein gar niedliches Geschöpf, das er für ein Hundebaby hält. Ein kleiner süßer Hachiko, Aiko, Naoki, Yoko oder wie Japaner sonst ihren Vierbeiner nennen. Er hin – vermutlich sagt er noch so was wie „Ja, wo is er denn?“(auf Japanisch halt) –, streckt die Hand zum Streicheln aus und, zack, schon hängt ihm ein stattliche­r schwarzer Kragenbär im Rücken. Zum Glück lässt der gleich wieder los, und abgesehen von zerrissene­n Klamotten kommt der Spaziergän­ger unversehrt davon.

Nun muss man wissen, dass in dieser Ecke Japans gerade Bärenalarm herrscht. Seit April wurden neun Menschen von Kragenbäre­n angefallen, eine Frau starb. Der vermeintli­che Hund im Park war demzufolge gar kein Hund, sondern ein Bärenbaby. Logisch, dass die Mama da keinen Spaß versteht. Wenn man so will, hat man dem armen Mann sprichwört­lich wie tatsächlic­h einen Bären aufgebunde­n. Es lohnt sich also ein Blick über die Schulter, sollte einem demnächst die (vermeintli­che) Katze im Nacken sitzen.

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Foto: dpa

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