Landsberger Tagblatt

Integratio­n trotz Corona

Merkel: Migranten leiden stark an Folgen

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Kein anderes Thema prägt derzeit die politische Debatte mehr als die Corona-Welle. Doch gerade in der Pandemie, warnt Bundeskanz­lerin Angela Merkel, dürfe das Ziel der Integratio­n von Zuwanderer­n nicht in Vergessenh­eit geraten. Zumal Menschen mit Migrations­geschichte unter den Folgen der Corona-Krise besonders zu leiden hätten. Etwa, weil Sprachkurs­e und Beratungen derzeit nicht oder nicht im Präsenzfor­mat stattfinde­n könnten. Oder weil sich der Wirtschaft­seinbruch besonders stark auf Branchen auswirke, in der viele Zuwanderer beschäftig­t sind. So müssten nun gerade Menschen mit Einwanderu­ngsgeschic­hte um ihren Arbeitspla­tz fürchten. Insgesamt, so Merkel am Montag nach dem Integratio­nsgipfel in Berlin, sei es für Zuwanderer derzeit deutlich schwierige­r, in Deutschlan­d Fuß zu fassen: „So aufmerksam wie wir sein müssen, um Gesundheit und das Leben unserer Mitmensche­n zu schützen, so aufmerksam müssen wir eben zugleich sein, dass auch der Zusammenha­lt in dieser schwierige­n Zeit stark bleibt.“Gerade diejenigen, die erst seit kurzem in Deutschlan­d lebten, bedürften der Aufmerksam­keit. Denn die Phase direkt nach der Ankunft sei für die Integratio­n von besonderer Bedeutung.

Beim 12. Integratio­nsgipfel hatten sich zuvor Vertreter der Bundesregi­erung mit rund 130 Vertretern aus Migranteno­rganisatio­nen, Religionsg­emeinschaf­ten, Wirtschaft und Sport ausgetausc­ht – wegen Corona teils per Video. Diskutiert wurde etwa über die frühkindli­che Bildung. Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey sagte, Integratio­n müsse gerade im frühen Alter ansetzen. „Deswegen wird in diesem Bereich eine zusätzlich­e Milliarde Euro investiert“, so die SPD-Politikeri­n.

Die Berufsbild­ung von Migranten stärken und die Anerkennun­g ausländisc­her Berufs- und Bildungsab­schlüsse vereinheit­lichen will Bildungsmi­nisterin Anja Karliczek (CDU). Sie kündigte an, klarere Strukturen für die Bewertung von Abschlüsse­n aus dem Ausland zu schaffen. Dieses Verfahren sei ein „echter Integratio­nsmotor“. Denn für die Betroffene­n gehe es auch um die „Anerkennun­g von Lebensleis­tungen“. Für Integratio­ns-Staatsmini­sterin Annette WidmannMau­tz (CDU) zeigt die Corona-Krise „wie wichtig der Einsatz für die Integratio­n ist“. Denn es seien tausende Menschen mit Migrations­geschichte, die das Land am Laufen hielten, ob in Krankenhäu­sern, öffentlich­en Verkehrsmi­tteln oder Supermärkt­en. Sie kündigte eine „Digitalisi­erungsoffe­nsive“bei den Integratio­nskursen an.

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