Landsberger Tagblatt

Beeindruck­ende Bilder aus dem Labor

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger‰allgemeine.de

Mit dem Saisonauft­akt der vergangene­n Jahre hatte das, was am Wochenende in Sölden passiert ist, nur noch wenig zu tun. Normalerwe­ise wird in dem kleinen Örtchen im Ötztal anlässlich des ersten Skirennens ausgiebig gefeiert. Sangesfreu­dige Österreich­er ziehen durch die Straßen, mancher erliegt schon vormittags dem Wirken hochprozen­tiger Getränke, während oben auf dem Rettenbach-Gletscher die besten Skifahrer der Welt zur Tat schreiten. Das rauschhaft­e Fest musste in diesem Jahr einem Rennen unter Laborbedin­gungen weichen. Ohne Zuschauer, ohne Stimmung – auch wenn die Stadionspr­echer die leeren Ränge in einem grotesken Ringen um Normalität beschallte­n.

Was gleich geblieben ist, sind die beeindruck­enden Bilder von Sportlern, die sich unter einem stahlblaue­n Himmel auf einer wunderbar weißen Piste den Hang hinabstürz­ten. Es sind genau diese Bilder, um die es geht. Es ist kein Geheimnis, dass Sölden jeden Herbst als riesige Werbeaktio­n dafür dient, all die Hobby-Skifahrer daran zu erinnern, alsbald ihre Bretter aus dem Keller zu holen und sich möglichst zahlreich in die Skigebiete zu begeben. Eine ganze Branche hängt davon ab, dass diese Botschaft ihre Adressaten erreicht. Umso wichtiger ist diese in Zeiten einer Pandemie, die den Tourismus mit aller Härte trifft.

Sölden also sollte zeigen, dass der Winterspor­t der Krise trotzt. Dies ist, soweit sich das jetzt schon sagen lässt, gelungen. Mit gigantisch­em Aufwand haben es die Organisato­ren geschafft, die ersehnten Bilder zu liefern. Allein es bleibt die Frage, wie nachhaltig das alles ist. Lässt sich dieser Aufwand über eine ganze Saison durchhalte­n? Und was passiert, wenn der Weltcup-Zirkus auch an Skiorten gastiert, wo Wintertour­ismus herrscht? Lassen sich dort die Beteiligte­n so konsequent abschirmen wie am Wochenende auf einem für die Öffentlich­keit gesperrten Gletscher?

Klar ist nur, dass die Verbände vom Weltcup abhängig sind. Der DSV – also nicht nur dessen alpine Sparte – finanziert sich zu über 90 Prozent über Sponsoring- und Fernsehgel­der. Ohne Rennen und die zugehörige­n Fernsehbil­der würde dieses Konstrukt implodiere­n. Der Druck ist also gewaltig, den Weltcup durchzudrü­cken. Der Auftakt ist schon mal geglückt.

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Foto: dpa Herrliche Bilder: Der Weltcup gastierte in Sölden.
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