Landsberger Tagblatt

Viel Geld, (fast) keine Zuschauer

Die Champions League startet wegen Corona an vielen Orten in leeren Stadien. Warum es nötig ist, dass die Königsklas­se trotz aller Risiken in gewohnter Form stattfinde­t

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg In Leipzig mussten sie umplanen. Kurzfristi­g. Weniger sportlich, da dürfte Julian Nagelsmann längst einen Plan für die Partie gegen den türkischen Meister Basaksehir aus Istanbul haben. Er dürfte ähnliche Facetten beinhalten wie beim 2:0-Sieg in Augsburg. Viel Ballbesitz gegen einen defensiven Gegner. Umdisponie­ren mussten die Leipziger bei der Auslastung ihres Stadions. Sie hatten bereits 8500 Karten für die Partie am Dienstagab­end (21 Uhr) verkauft, nun mussten sie wegen der Entwicklun­g der Corona-Zahlen auf 999 Zuschauer reduzieren. In Leipzig wird ein Wert von 20 Neuinfekti­onen pro 100000 Einwohner in den vergangene­n sieben Tagen erwartet. Das ist zwar noch weit weg von den teilweise Schreckens­zahlen in Bayern. Es genügt aber für eine Reduzierun­g der Zuschauerk­apazität.

Keine Frage: Aus atmosphäri­scher wie ökonomisch­er Sicht sind Zuschauer beim Fußball dringend nötig. Allein der FC Bayern München geht bei jedem ChampionsL­eague-Heimspiel in einer leeren Arena von entgangene­n Einnahmen von sechs Millionen Euro aus. Für das Jahr 2020 rechnen die Münchner damit, dass ihnen am Ende 100 Millionen Euro fehlen. Zum Vergleich: Für den Champions-LeagueSieg 2020 hatten sie rund 130 Millionen Euro kassiert. Zweifellos brauchen die Bayern die Champions League. Sie garantiert auch jetzt wieder hohe Einnahmen. Es wird aber durch Corona eine Saison voller Unwägbarke­iten. Für die Bayern, aber auch für die weiteren deutschen Starter aus Dortmund, Leipzig und Mönchengla­dbach.

Der Terminplan sieht vor, dass alle sechs Gruppenspi­eltage bis Weihnachte­n gespielt sind. Das hat eine Terminhatz zur Folge, die Klubs und Spieler vor besondere Aufgaben stellt. „Wir haben schwierige Zeiten, alle Klubs der Welt müssen damit richtig umgehen“, sagte Bayern-Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic. Dazu gehört auch, dass die Teams quer durch Europa und damit auch in etlichen

Risikogebi­eten unterwegs sind. Weitgehend abgeschott­et, Gefahren lauern trotzdem. Turins fünfmalige­r Weltfußbal­ler Cristiano war erst vergangene Woche positiv auf das Coronaviru­s getestet worden. Die Topstars Kylian Mbappé und Neymar fielen bei Paris wegen ihrer Infektion aus. Das Virus macht vor keinem halt. „Es ist unberechen­bar, was passiert und das ist, was uns am meisten beunruhigt“, sagte UefaPräsid­ent Aleksander Ceferin. Er sprach zudem von „sehr viel Panik“und „sehr viel Populismus“.

Unbestritt­en aber sind die steigenden Zahlen. Und unbestritt­en ist, dass Reisen in diesen Tagen nicht die beste Idee ist. In den nächsten Wochen aber sind nun 80 Mannschaft­en quer durch Europa unterwegs, um an der Champions und Europa League teilzunehm­en. Jeden Spieltag begleitet die Hoffnung, dass schon irgendwie alles gut gehen wird. Eine Absage wäre kaum zu verkraften. Es muss irgendwie weitergehe­n, wenn auch in leeren Stadien. Der Ball rollt ohnehin hauptsächl­ich für die TV-Anstalten.

Durch die Übertragun­gen machen Uefa und Vereine das große Geld. Um das Spiel am Laufen zu halten, hat die Uefa ihre Regeln verschärft. Solange 13 Akteure einschließ­lich eines Torhüters negativ getestet und spielfähig sind, muss die Partie stattfinde­n. Zum Vergleich: In der Bundesliga benötigt es 15 einsatzfäh­ige Spieler.

Es können triste Abende in den europäisch­en Arenen werden. Die Behörden vor Ort entscheide­n, ob Fans zugelassen sind. In England finden die Partien in der Premier League derzeit ohne Fans statt. Kein Wunder, mit knapp 28 000 Infektione­n pro Tag ist das Land stark von der Pandemie getroffen. In Italien steigen die Zahlen auch rasant, trotzdem sind dort bis zu 1000 Zuschauer in den Stadien, so auch bei Dortmunds Spiel am Dienstag in Rom. In Spanien wird das öffentlich­e Leben immer weiter eingeschrä­nkt, hier sind keine Zuschauer in den Stadien zugelassen. In Frankreich müssen Abendspiel­e in neun Ballungsze­ntren in leeren Stadien stattfinde­n.

 ?? Foto: Jan Woitas, dpa ?? 999 Zuschauer werden am Dienstagab­end dabei sein, wenn RB Leipzig gegen Basaksehir aus der Türkei in die neue Champions‰League‰Saison startet. Eigentlich hatten die Leipziger mit 8500 Fans geplant, die neuen Zahlen in der Corona‰Pandemie aber sorgen für eine Anpassung.
Foto: Jan Woitas, dpa 999 Zuschauer werden am Dienstagab­end dabei sein, wenn RB Leipzig gegen Basaksehir aus der Türkei in die neue Champions‰League‰Saison startet. Eigentlich hatten die Leipziger mit 8500 Fans geplant, die neuen Zahlen in der Corona‰Pandemie aber sorgen für eine Anpassung.

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