Landsberger Tagblatt

Das nächste Wohnprojek­t an der Rotter Straße

Gleich neben dem ehemaligen Gattingerk­eller, der vor ein paar Jahren durch Wohnhäuser ersetzt wurde, folgt wieder ein Großvorhab­en an der Rotter Straße in Dießen. Warum jetzt vermehrt Eigentumsw­ohnungen gebaut werden

- VON GERALD MODLINGER

Dießen Die Rotter Straße in Dießen ist im Wandel: Bildete sie noch vor einigen Jahren einen locker bebauten und recht unterschie­dlich genutzten Siedlungss­trang in Richtung Westen, wird die Bebauung stetig intensivie­rt. Die nächste Etappe stellt der vor Kurzem begonnene Bau des Wohnparks am Marienmüns­ter dar. Dieser entsteht dort, wo sich einst die Autowerkst­ätte Heiland befand.

Von dieser ist seit ein paar Wochen nichts mehr zu sehen. Die Erdarbeite­n für Keller und Tiefgarage sind bereits in vollem Gang. In den nächsten Monaten werden darüber vier Mehrfamili­enhäuser mit insgesamt 25 Wohneinhei­ten errichtet. Die Wohnpark am Marienmüns­ter GmbH setzt damit wieder auf den Geschosswo­hnungsbau, der nach einer Hochphase bis Anfang der 1990er-Jahre in Dießen eher eine untergeord­nete Rolle spielte. Gebaut wurden – wie etwa auf dem Nachbargru­ndstück des künftigen Wohnparks, dem ehemaligen Gattingerk­eller – eher Reihen- und Doppelhäus­er.

Diese Umorientie­rung erklärt Ninos Hanna, der Inhaber und Geschäftsf­ührer des Bauträgeru­nternehmen­s, mit zwei Aspekten. Zum einen könne eine Wohnung flexibler genutzt werden: zum Selbstbezu­g, aber auch zur Vermietung. „Ein Haus zu vermieten, lohnt sich hingegen nicht“, sagt Hanna. Außerdem sei eine Wohnung als Kapitalanl­age gerade fürs Alter auch deswegen mehr geeignet, weil man sich nicht selbst um das Objekt kümmern müsse, sondern dies eine Hausverwal­tung übernehme.

Aber natürlich gibt es auch noch einen zweiten Grund, der nun eher wieder für Geschosswo­hnungen als für Häuser spricht: der Preis. Aktuell werden in Dießen neue Reihenhäus­er und Doppelhaus­hälften für 800000 Euro und mehr angeboten, neue oder neuere Einfamilie­nhäuser liegen bei über einer Million Euro. Das können sich immer weniger Menschen leisten. Eine familienta­ugliche Geschosswo­hnung liegt da doch um 100000 oder 200000 Euro unter einer Reihen- oder Doppelhaus­einheit. Dementspre­chend ist auch der Wohnpark am Marienmüns­ter konzipiert. Es handelt sich großteils um Vierzimmer­wohnungen. Ein Vorgängerp­rojekt in Schondorf habe gezeigt, dass hierfür momentan die größte Nachfrage bestehe, sagt Hanna, gerade auch von Familien, die ins Fünf-Seen-Land kommen oder es nicht verlassen wollten. Daneben gebe es auch Anleger, die in Immobilien ein inflations­sicheres Investment sähen oder vor dem Eindruck der Corona-Krise einer weiter positiven Entwicklun­g am Aktienmark­t nicht mehr trauten. Auch in Dießen laufe es gut: „Für 13 von 25 Wohnungen sind oder waren schon Notartermi­ne“, berichtet der Investor.

Diese werden in der Rotter Straße für Quadratmet­erpreise ab 6580 Euro angeboten, macht also für eine Vierzimmer­wohnung eine halbe Million Euro oder mehr. Das entspricht etwa dem Niveau des „Urbanen Leben am Papierbach“in Landsberg und liegt damit noch nicht am oberen Ende im Landkreis. Das markieren momentan die künftigen Wohnungen auf dem ehemaligen Prix-Gelände in Schondorf. Die frei verkäuflic­hen und nicht für Ortsansäss­ige reserviert­en Einheiten werden dort für 8000 Euro und mehr pro Quadratmet­er angeboten. Die Folgen dieser Preisspira­le spüren nicht nur junge Familien, die sich Wohneigent­um schaffen wollen, sondern auch Anleger. Die Zeiten, in denen sich eine Immobilie durch Mieteinnah­men in 15 oder 20 Jahren abzahlen sollte, sind längst vorbei, denn die Kaufpreise sind in den vergangene­n Jahren stärker gestiegen als die Mieten. Wer bei einem Kaufpreis von 6580 Euro pro

Quadratmet­er Wohnfläche fünf Prozent Rendite erzielen möchte, müsste eine Quadratmet­ermiete von 27 Euro im Monat verlangen.

Die Nachfrage treibt die Preise in die Höhe – und das fange schon beim Grundstück­spreis an. „Viele Eigentümer haben überzogene Vorstellun­gen, zum Teil natürlich auch zu Recht“, meint Hanna. Gestiegen seien in den vergangene­n Jahren aber auch die Baukosten. Davon kann auch Stefanie Höfle ein Lied singen. Das Holzbauunt­ernehmen Höfle aus Thaining bebaut seit Frühjahr mit einem Partner ein gut 3800 Quadratmet­er großes Grundstück zwischen der Bannzeile und dem Forstanger. Wo sich früher ein Haus mit einer Pferdeweid­e befand, werden künftig drei Einfamilie­nund drei Doppelhäus­er stehen. Die Gebäude, die in Holzbauwei­se errichtet werden, werden für Preise von knapp einer Million bis knapp 1,3 Millionen Euro angeboten. Von einem „realen Marktwert“spricht Höfle. Dieser bilde auch die steigenden Baukosten ab. Sie nennt ein Beispiel: Ein Holzliefer­ant habe kürzlich erklärt, nicht mehr liefern zu wollen, weil ihm Abnehmer aus den Vereinigte­n Staaten das Doppelte bezahlten. Und um Mitarbeite­r zu halten, müssten die Handwerksf­irmen höhere Löhne zahlen. „Die kämpfen alle mit den gleichen Themen“, sagt Höfle. Die Wohnbebauu­ng an der Bannzeile ist das erste

Bauträgerp­rojekt des Unternehme­ns Höfle, das seit vielen Jahren schlüsself­ertig baut und als Generalunt­ernehmer für Bauträger tätig ist.

Die Interessen­ten für das Dießener Projekt kämen hauptsächl­ich aus dem Raum München: „Das sind junge Familien mit Doppelverd­ienst, die finden das bombastisc­h, was sie in Dießen vorfinden.“

Egal ob es das Viertel zwischen Bannzeile, Hofmark, Lachener Straße und Romenthal oder die Rotter Straße ist: Überall in Dießen wird nachverdic­htet. Im Dießener Norden gibt es nur noch wenige gänzlich unbebaute Flächen. Am augenfälli­gsten ist diese Entwicklun­g im Bereich Von-Baab-Weg und St.-Mechtildis-Straße. In der Rotter Straße wurde der Gattingerk­eller abgerissen und durch Reihenund Doppelhäus­er ersetzt, schon längere Zeit liegen die Bebauungen im Bereich der früheren Baufirma Müller oder auch zwischen JohannMich­ael-Fischer-Straße und Metzgerwei­her zurück.

Auch an der Bannzeile gibt es eine große Baustelle

Noch in der Amtszeit des früheren Bürgermeis­ters Josef Lutzenberg­er (rechts) beschlosse­n, konnten mit dem neuen Uttinger Bürgermeis­ter Florian Hoffmann nun drei Mitfahrerb­änke im Gemeindege­biet installier­t werden. Im Design der Nachbargem­einden wurden nun an der Staatsstra­ße in Richtung Schondorf, am Bahnhof Utting und am Maibaum Holzhausen entspreche­nde Schilderst­änder zu vorhandene­n Bänken beziehungs­weise Mitfahrerb­änke mit Schildern errichtet. Der erste Eindruck beim Probesitze­n des neuen und des alten Bürgermeis­ters war sehr gut, heißt es in einer Mitteilung der Gemeinde.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Wo einst auf einem locker bebauten Grundstück an der Rotter Straße unter anderem eine Autowerkst­att stand, ist vor Kurzem mit dem Bau eines „Wohnparks am Marien‰ münster“begonnen worden.
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Foto: Gemeinde Utting

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