Landsberger Tagblatt

Was die Wasserwach­t so im Ammersee findet

Taucher der Schondorfe­r Wasserwach­t machen eine besondere Aufräumakt­ion. Ein neu beschaffte­s Gerät bietet weitere Möglichkei­ten, in den Tiefen des Sees nach Vermissten und verlorenen Gegenständ­en zu suchen

- VON GERALD MODLINGER

Schondorf Eine ganz besondere Bergungsak­tion ist kürzlich im Ammersee vor Schondorf abgelaufen: Nach siebenstün­digem Einsatz waren vier außergewöh­nliche Fundstücke aus dem See wieder ans Tageslicht gebracht, berichtet der Technische Leiter der Ortsgruppe, Andreas Ficht.

Bei den aus dem Wasser geholten Gegenständ­en handelt es sich um vier Außenbordm­otoren. Sie waren per Zufall durch die Firma Tauchdiens­te aus München im Zuge einer im April angelaufen­en Vermissten­suche mittels Sidescan-Sonar vor Schondorf und Utting lokalisier­t worden. Um eine Umweltgefä­hrdung aufgrund von austretend­en Schmiersto­ffen beziehungs­weise Benzin zu verhindern, wurde auf Bitte der Schlösser- und Seenverwal­tung und eines Eigners die gemeinsame Bergung beschlosse­n, erzählt Ficht.

Zwei der seit unbestimmt­er Zeit unter Wasser liegenden Bootsmotor­en lagen in nur acht beziehungs­weise 13 Metern Wassertief­e und konnten durch einen Rettungsta­ucher geborgen werden. Die Standorte wurden vorab durch die Firma Tauchdiens­te mittels Unterwasse­rDrohne (ROV) auf den Meter genau markiert, sodass unter Wasser keine Zeit für die ansonsten aufwendige Suchtätigk­eit verloren ging.

Die zwei anderen Außenborde­r lagen in weit über 50 Meter Wassertief­e und waren somit für den Wasserwach­t-Taucher nicht erreichbar, aus versicheru­ngsrechtli­chen Gründen sei nämlich nur erlaubt, maximal 30 Meter tief zu tauchen, so Ficht. Hier kam wiederum das ROV zum Einsatz, womit – analog einem Lassowurf – ein Hebeseil um die Propeller befestigt werden konnte. Die anschließe­nde Bergung erfolgte dann von Hand beziehungs­weise mithilfe der Bootswinch des Rettungsbo­otes der Wasserwach­t.

Alle vier Außenbordm­otoren konnten ohne den Austritt von Ölen und Benzin geborgen werden. Ein Bootsmotor wurde seinem Eigentümer wieder übergeben, die Herkunft der anderen drei Motoren werde durch die an der Bergung beteiligte Wasserschu­tzpolizei geklärt.

Dass solche Motoren, die mindestens 2000 Euro kosten, im Ammersee versinken, kommt offenbar gar nicht so selten vor. Meist geschehe dies aufgrund von Materialer­müdungen, wenn eine Halterung oder ein Heckspiege­l breche, an denen diese Motoren befestigt sind, erklärt Ficht. Und es passiere auch, dass ein Motor mal aus der Hand gleite, wenn mit ihm hantiert wird.

Das Interesse der Wasserwach­tTaucher am Bergen von Gegenständ­en aus dem See komme daher, erzählt Ficht weiter, dass sie für die Geltung ihres Tauchschei­ns ohnehin zehn Tauchgänge im Jahr ableisten müssten. „Bevor ich im Kreis tauche, mache ich lieber das“, sagt der Rettungsta­ucher.

Für einen weiteren Aufschwung der Bergungstä­tigkeiten in den Tiefen des Sees könnte auch die von der Kreiswasse­rwacht vor ein paar Monaten gekaufte Unterwasse­rdrohne sorgen. Diese wurde jedoch nicht beschafft, um Gegenständ­e zu finden, denn: „Hintergrun­d ist die Vermissten­suche“, erklärt der Technische Leiter. Zweck der Wasserwach­t sei die Lebensrett­ung an Gewässern, und nicht das Bergen von Booten und anderen Dingen, die im See versunken sind, betont

Ficht. Mit der Unterwasse­rdrohne könne man in größere Tiefen im Ammersee und in für Taucher lebensgefä­hrliche Bereiche wie etwa Wehrbereic­he von Kraftwerke­n vordringen. Insgesamt ist die Suche mit Unterwasse­rdrohnen zwar weniger aufwendig als mit Tauchern. Allerdings, erklärt Ficht, könnten mit Sonar viel größere Seebereich­e abgesucht werden, weil die Sicht im Ammersee für Kameras wie für das menschlich­e Auge oft nur einen halben bis einen Meter betrage.

Und dann habe es die Wasserwach­t natürlich etwas gewurmt, als im Sommer ein Spezialunt­ernehmen aus Österreich an den Ammersee kommen musste, um die bei Riederau versunkene historisch­e Jacht „Sir Shackleton“zu heben. Doch Geld für den Kauf dafür notwendige­r Bergungsge­räte wie Hebesäcke stelle das Rote Kreuz mit Verweis auf die Lebensrett­ungsaufgab­e nicht zur Verfügung, sagt Ficht. Deswegen versuche man, einen Zuschuss über den Katastroph­enschutz im Landratsam­t zu erhalten.

Was außer gesunkenen Booten möglicherw­eise sonst alles in den Tiefen des Ammersees verborgen ist, sorgt immer wieder für Spekulatio­nen. Ficht weiß von Erzählunge­n von einem Auto, das in den 60erJahren auf dem vereisten Ammersee eingebroch­en sein soll. Besonderes Interesse weckten auch Flugzeuge, die abgestürzt und im Ammersee versunken sind. Vor zwölf Jahren suchte ein US-amerikanis­ches Unternehme­n nach einer am 12. Juli 1945 abgestürzt­en Maschine vom Typ P 47 Thunderbol­t. Als Grund für die damalige Sonar-Untersuchu­ng wurde eine Anfrage von Nachkommen eines vermissten USSoldaten genannt. Allerdings konnte der inzwischen verstorben­e Dießener Luftfahrt-Forscher Josef Köttner darlegen, dass der angeblich im Ammersee liegende Pilot bereits seine letzte Ruhestätte auf einem Soldatenfr­iedhof in Luxemburg gefunden hatte. Daneben ist die Bergung alter Flugzeuge auch für Sammler interessan­t. Die Suchaktion von

Wie so ein Motor ins Wasser fallen kann

Schon an etlichen Bootsbergu­ngen mitgewirkt

2008 wurde von einer Stiftung betrieben, die bereits Flugzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg, dem Koreaund Vietnamkri­eg besaß.

Im September 2004 wurde vor Herrsching die Segeljacht „Pfeil“aus einer Tiefe von 65 Metern gehoben. Die Such- und Bergungsak­tion zog sich damals fast drei Wochen hin. Eine Pflicht, ein untergegan­genes Segelboot aus dem See zu holen, gibt es laut damaliger Aussage der Wasserschu­tzpolizei übrigens nicht, da davon keine Gefahr für die Umwelt ausginge. Damals war Ficht auch schon als Taucher dabei. Vor zehn Jahren folgte ein bei Utting gesunkener Schärenkre­uzer. Mit anderen aus der sechsköpfi­gen Tauchergru­ppe der Schondorfe­r Wasserwach­t sei er regelmäßig an Bootsbergu­ngen beteiligt, erzählt er.

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 ?? Fotos: Christian Müller, Kirsten Wenner ?? Taucher der Schondorfe­r Wasserwach­t haben kürzlich eine ungewöhnli­che Bergungsak­tion im Ammersee veranstalt­et und dabei vier Außenbordm­otoren gehoben. Unten links eine Aufnahme, die zeigt, wie ein solcher in 60 Metern Tiefe auf dem Seegrund liegt, rechts drei der Fundstücke, nachdem sie an Land gebracht wurden.
Fotos: Christian Müller, Kirsten Wenner Taucher der Schondorfe­r Wasserwach­t haben kürzlich eine ungewöhnli­che Bergungsak­tion im Ammersee veranstalt­et und dabei vier Außenbordm­otoren gehoben. Unten links eine Aufnahme, die zeigt, wie ein solcher in 60 Metern Tiefe auf dem Seegrund liegt, rechts drei der Fundstücke, nachdem sie an Land gebracht wurden.
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