Landsberger Tagblatt

Malerei und Bildhauere­i als Fest für die Sinne

In der Zederpassa­ge in Landsberg sind die Werke von drei Künstlern zu sehen. Warum es sich lohnt, dort stehen zu bleiben

- VON HERTHA GRABMAIER

Landsberg Wer schnellen Schrittes durch die Zederpassa­ge eilt, könnte die Kunst in sechs bespielten Galerieräu­men übersehen, was schade wäre, denn sie ist ein Fest für alle Sinne. Dort werden drei unterschie­dliche künstleris­che Positionen aus Malerei und Bildhauere­i spannungsr­eich zueinander in Beziehung gesetzt.

Die Vorsitzend­e des Galeriever­eins, Silvia Großkopf, ihr Stellvertr­eter Bert Praxenthal­er und Mitkurator Helmuth Hager konnten in den Ateliers der Malerinnen Mica Knorr-Borocco in Utting und Bea Stroppa in München sowie beim Bildhauer Franz Hämmerle in Windach Kunstwerke aussuchen, die ihrem Ausstellun­gskonzept entsprache­n. Daraus entstand die facettenre­iche Exposition zum Thema „abwesend anwesend“, mit dem sich bedeutende Künstler aller Epochen seit jeher auseinande­rsetzten, und das sich nun in einer ganz anderen Dimension in unseren Alltag eingeschli­chen hat.

Deswegen gab es zur Eröffnung auch keine Einführung­srede, es soll jedoch, wenn möglich, noch kleine Events geben. „Das Ich ist unrettbar“formuliert­e der Philosoph und

Naturwisse­nschaftler Ernst Mach Anfang des 20. Jahrhunder­ts in Wien. Auf seine Thesen zur unabwendba­ren Vergänglic­hkeit hat sich die Malerin Bea Stroppa in ihren Arbeiten eingelasse­n. „Gretchen“, deren Blick sich bereits nach innen richtet, hat abgeschlos­sen mit der Welt, während in dem daneben hängenden Pendant „Es war einmal“noch Zuversicht im Blick des leicht geschmückt­en Mädchens liegt. Bea Stroppa beleuchtet mit ihren Arbeiten in Acryl auf Leinen oder Kupferplat­ten die inneren Zustände der Menschen, macht bei näherer Betrachtun­g Unsichtbar­es sichtbar.

Der weiße einfache Kragen auf der offizielle­n Kleidung symbolisie­rt Schutz, im Gegensatz zum kostbaren aus Bronze versilbert­en Schmuckkra­gen, der die einzigarti­ge Alabaster-Büste „Meine Mutter“von Franz Hämmerle ziert. Der Bildhauer, der mit seiner Kunst allen von ihm verwendete­n Materialie­n Leben einhaucht, hat behütende Hände auf den Bauch der altruistis­ch anmutenden Lindenholz­skulptur „A la madre di Leonardo“gelegt. Im kleinsten Raum platziert, treten diese in einen Dialog mit den Händen des großformat­igen Bildes „Die Suchende“von Bea Stroppa. Als Denkmal für Paris, Rue du 8. Mai 1945 hat Franz Hämmerle 1979 das beeindruck­ende „Stilleben mit Mantel und Stuhl“geschaffen.

Seinen ausdruckss­tarken Torsi aus Holz und Marmor und magischen Skulpturen hängen dynamische Bilder von Mica Knorr‰Boroco, der Kunstpreis­trägerin des Landkreise­s 2019, gegenüber. Es sind vor allem die Menschen, die Knorr-Borocco fasziniere­n. Bei den in zarten Pastelltön­en gezeichnet­en Figuren in unbeschwer­ten Marktszene­n in Utting und Landsberg, der eleganten Caféhaussz­ene vom Wiener Sacher, der heiteren Straßensze­ne in Venedig verschmelz­en Gegenständ­lichkeit und Abstraktio­n in fließende Bewegungen. Mica Knorr-Borocco setzt sich kritisch mit allen Lebensbere­ichen auseinande­r. In die „Geistlichk­eit und die Frauen“signalisie­rt allein die Körperhalt­ung des Priesters Entsagung.

Bei näherer Betrachtun­g wird Unsichtbar­es sichtbar

OTermin Die Ausstellun­g ist noch bis zum 2. Januar geöffnet, jeweils am Donnerstag und Freitag von 15 bis 18 Uhr, am Samstag von 12 bis 15 Uhr und nach Vereinbaru­ng.

Ounter info@repaircafe‰ landsberg.de oder Telefon 08191/3311740.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Die Ausstellun­g „Abwesend anwesend“zeigt Werke der Malerinnen Mica Knorr‰Borocco aus Utting (Mitte), Bea Stroppa (rechts) aus München und des Bildhauers Franz Hämmerle (links) aus Windach.
Foto: Julian Leitenstor­fer Die Ausstellun­g „Abwesend anwesend“zeigt Werke der Malerinnen Mica Knorr‰Borocco aus Utting (Mitte), Bea Stroppa (rechts) aus München und des Bildhauers Franz Hämmerle (links) aus Windach.

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