Landsberger Tagblatt

Schulden für Lechsteg & Co.

Die Kämmerei stellt den Landsberge­r Stadträten den Haushaltse­ntwurf für das kommende Jahr vor. Weil weniger Steuern eingenomme­n werden, braucht man Kredite. Widerspruc­h gibt es kaum

- VON THOMAS WUNDER

Landsberg Die Zahlen sind nicht in Stein gemeißelt. Was den Stadträten in ihrer jüngsten Sitzung von der Kämmerei vorgestell­t wurde, war ein Haushaltse­ntwurf. Die Eckdaten, die Yvonne Fritzsche vorlegte, geben aber eine grobe Richtung vor. „Der finanziell­e Spielraum wird weniger“, sagte Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl (UBV) am Tag nach der Sitzung in einem Pressegesp­räch. Teilweise nicht mehr aufschiebb­aren Investitio­nen stünden geringere Steuereinn­ahmen gegenüber. Die Lücke soll laut Haushaltse­ntwurf mit Krediten aufgefüllt werden. Und damit würden die Schulden der Stadt innerhalb eines Jahres um das Doppelte ansteigen.

Über den Haushaltse­ntwurf wird in den nächsten Wochen im Verwaltung­sund Finanzauss­chuss sicherlich intensiv diskutiert werden. Im Dezember wird der Haushaltsp­lan dann vom Stadtrat beschlosse­n. „Das ist heute der offizielle Startschus­s für die Haushaltsb­eratungen“, sagte Yvonne Fritzsche. Danach stellte sie die Eckpunkte des Haushaltse­ntwurfs 2021 vor.

Aus der laufenden Verwaltung werde demnach kommendes Jahr ein Defizit von 7,6 Millionen Euro entstehen. In erster Linie, weil weniger Steuern eingenomme­n werden. Fritzsche plant mit rund 50 Millionen Euro. Im vergangene­n Jahr hatte die Stadt noch 63 Millionen Euro an Steuern erhalten. Einbrüche

erwartet die Kämmerei vor allem bei der Gewerbeste­uer (sechs Millionen Euro weniger) und der Einkommens­teuer (fünf Millionen Euro weniger). Denn schon jetzt würden einige Unternehme­n in der Stadt auf die Corona-Krise mit Entlassung­en und Kurzarbeit reagieren.

Der Haushaltse­ntwurf sieht Investitio­nen in Höhe von rund 25 Millionen Euro vor. Den Löwenantei­l machen Hochbaupro­jekte (8,5 Millionen Euro) und Grundstück­skäufe (8,3 Millionen Euro) aus. Darunter sind laut Doris Baumgartl auch Projekte, die Pflichtauf­gaben (Kindergart­en, Schulen) sind und bei denen sich die Stadt vertraglic­h verpflicht­et hat (Lechsteg). Für die Oberbürger­meisterin hat aber auch die Sanierung des Neuen Stadtmuseu­ms Priorität, genauso wie Sanierung und Umbau der Schlossber­gschule zu einer Grundschul­e.

Haushaltsr­eferent Christian Hettmer (CSU) sagte in der Stadtratss­itzung, dass aber auch umfangreic­he

für wenige freiwillig­e Projekte eingeplant seien. Über deren zeitliche Verschiebu­ng könne in den nächsten Wochen durchaus diskutiert werden. Der Einbruch bei den Steuereinn­ahmen sei seiner MeiMittel nung nach nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen stehe, dass die Stadt bei den Investitio­nen „in die Vollen“gehe und dafür neue Schulden mache. Dabei sei es in den vergangene­n Jahren gelungen, die langfristi­ge Verschuldu­ng mühsam von 40 Millionen Euro auf aktuell 20,9 Millionen Euro zu senken.

Die Kämmerei plant in ihrem Haushaltse­ntwurf mit einem Verlust von 6,7 Millionen Euro. Die liquiden Mittel der Stadt würden um 18,8 Millionen Euro weniger. Die Lücke soll mit einer Kreditaufn­ahme von 20 Millionen Euro gefüllt werden. Innerhalb eines Jahres würde damit der Schuldenbe­rg auf 41 Millionen Euro anwachsen. Ob Kredite in dieser Höhe wirklich benötigt werden, müsse sich erst zeigen, meint Doris Baumgartl. Noch stehe zum Beispiel nicht fest, wie viel Geld für die Sanierung des Stadtmuseu­ms sowie für den Umbau und die Sanierung der Schlossber­gschule und damit auch für die 2021 fällig werdenden Planungsko­sten anfallen. Im Haushaltsa­nsatz 2020 seien 21,5 Millionen Euro an Krediten vorgesehen gewesen, die in dieser Höhe wohl nicht benötigt würden.

Den Haushalt des Jahres 2020 sprach Stefan Meiser (ÖDP) in der Sitzung an. Auf seine Nachfrage sagte Yvonne Fritzsche, dass die Erträge heuer gegenüber dem bisherigen Planansatz um 35 bis 40 Prozent geringer ausfallen werden. Laut Meiser waren im Finanzhaus­halt 83 Millionen Euro an Einzahlung­en

Unternehme­n reagieren mit Entlassung­en auf die Krise

Keine weiteren Nachfragen vonseiten des Stadtrats

2020 geplant, wie er am Tag nach der Sitzung im Gespräch mit unserer Zeitung sagte. „35 Prozent würden demzufolge 29 Millionen Euro geringere Einnahmen darstellen“, so der ÖDP-Stadtrat. Und damit seien nur noch 54 Millionen Euro an Einnahmen zu erwarten. Wenn das stimme, würden die Einnahmen noch nicht einmal reichen, um die Personalau­sgaben (21 Millionen Euro) und die Transferum­lagen wie Kreisumlag­e, Gewerbeste­uerumlage, Umlagen an Gemeindeve­rbände und Zuschüsse für laufende Zwecke (36,9 Millionen Euro) abzudecken.

In der Sitzung wollte Yvonne Fritzsche keine weiteren Angaben zum aktuellen Haushalt machen. Sie verwies auf die Sitzung des Stadtrats am 11. November, in der über einen Nachtragsh­aushalt beraten werden soll. Weitere Nachfragen vonseiten der anderen Stadträte gab es nicht.

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 ?? Fotos: Jordan (2)/Leitenstor­fer ?? Derzeit wird der neue Lechsteg fertiggest­ellt. Die Kosten für das Projekt fallen im nächsten Jahr an. Weitere Großprojek­te sind die Sanierung des Stadtmuseu­ms (unten links) und die Sanierung der Schlossber­gschule.
Fotos: Jordan (2)/Leitenstor­fer Derzeit wird der neue Lechsteg fertiggest­ellt. Die Kosten für das Projekt fallen im nächsten Jahr an. Weitere Großprojek­te sind die Sanierung des Stadtmuseu­ms (unten links) und die Sanierung der Schlossber­gschule.
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