Was denkt der Roboter, wenn er aus ist?
Frank Astor begibt sich in Dießen zwischen Wissenschaft und Comedy
Dießen Was ist das eigentlich, was uns Frank Astor im Dießener „Blauen Haus“präsentiert hat unter dem Titel „Die menschliche Matrix – wie wir mit künstlicher Intelligenz natürlich reifen können“– Comedy oder wissenschaftlicher Vortrag? Nach rund 75 Minuten wird klar: Die Übergänge sind fließend. Das sehen auch die etwa 50 Besucher so. Die Premiere war ausverkauft, coronabedingt konnten nicht mehr Gäste kommen.
Der in Dießen ansässige, gebürtige Rheinland-Pfälzer Astor ist ein Multitalent, seine Arbeitseinsätze changieren zwischen Coach, Trainer, Entertainer, Schauspieler und Autor. Am Sonntag nimmt der freundliche Schlaks sich die Digitalisierung unserer Gesellschaft vor, welche laut dem Protagonisten rasant voranschreitet. Mit allem Fluch und Segen. Wobei der Mann mit dem markanten kahlen Schädel es versteht, selbst ein derart ernsthaftes Thema stets mit einem Augenzwinkern zu begleiten. Der 61-Jährige gilt seit jeher als profunder Kenner der Themen, mit denen er an die Öffentlichkeit tritt. Seit etlichen Jahren ist er auf großen Kongressen und Firmenveranstaltungen mit seinen Vorträgen unterwegs.
Jetzt also „künstliche Intelligenz“(KI). Verkörpert wird sie durch einen schräg animierten Roboter namens „Torbi“, der Astor als Bühnenpartner zur Seite steht. Ansonsten lebt die Vorstellung von VideoEinspielungen, der Verwandlungskunst des Hauptdarstellers, Interaktionen mit dem Publikum und einer ausgeklügelten Geschichte.
Frank Astor denkt sich stets neue Anfänge aus, um seinem Publikum letztlich die immer gleiche Botschaft zu vermitteln: Er warnt den Homo sapiens davor, die permanente Weiterentwicklung
von KI zu unterschätzen. Dazu informiert er sein – imaginäres – Publikum darüber, auf welchem Stand der Digitalisierung wir aktuell sind.
An dieser Stelle kommt der launige Entertainer Frank Astor ins Spiel. Denn sein Gegenpart Torbi versucht, ihn immer wieder von den Vorzügen der KI zu überzeugen. Schließlich gehen die beiden eine Wette ein. Wenn Torbi diese gewinnt, muss Frank seine Show in eine pure PR-Veranstaltung zugunsten des Roboters umwandeln.
Sollte Frank gewinnen, muss Torbi sein großes Geheimnis verraten, in welche Welt der Knirps abtaucht, sobald er sich selbst abschaltet.
Letztlich präsentiert der WahlDießener drei Figuren, die auf dystopische Art und Weise – also in Form einer negativen Utopie – vor den Gefahren der digitalen Entwicklung in der Zukunft warnen. Da haben wir den jungen Programmierer, der sich in die Karten schauen lässt, wie Kinder systematisch von Computerspielen abhängig gemacht werden. Da haben wir den Microtargeter, also den Profi-Analysten einer Zielgruppe, der besser als wir selbst weiß, was wir in der Zukunft brauchen und kaufen werden und uns dazu die richtigen Daten zuspielt. Und schließlich werden wir mit dem ehemaligen BND-Mitarbeiter konfrontiert, der uns erklärt, wie massiv wir inzwischen global überwacht werden.
Die Auseinandersetzung zwischen allen Charakteren, deren Ansichten unterschiedlicher nicht sein könnten, spitzt sich immer mehr zu. Erst geht es auf eine nostalgische Reise in die frühen 90er, in der sich Analogisierung und Digitalisierung noch nicht gegenseitig ausspielten, dann zieht Astor die letzte Trumpfkarte, um seine Wette nicht zu verlieren.