Landsberger Tagblatt

Schafft es Trump erneut?

Am 3. November wird in den Vereinigte­n Staaten gewählt. Das LT hat mit US-Amerikaner­n und einer Penzingeri­n auf Hawaii gesprochen. Warum die einen Joe Biden keine Chance geben und andere seinen Sieg erwarten

- VON PIET BOSSE, JULIA GREIF UND STEPHANIE MILLONIG

Landkreis Am heutigen 3. November wählen die US-Amerikaner ihren Präsidente­n. Republikan­er Donald Trump steht zur Wiederwahl, herausgefo­rdert wird er von Joe Biden von den Demokraten. Welche Prognosen geben im Landkreis Landsberg lebende Amerikaner und eine auf Hawaii lebende Penzingern für die Wahl ab, auf was hoffen und was fürchten sie? Das Landsberge­r Tagblatt hat nachgefrag­t.

„Ich befürchte, dass Trump wiedergewä­hlt wird“, sagt Delven Odell Wiggins. Der 56-Jährige ist in North Carolina aufgewachs­en und mit 15 Jahren nach Augsburg gezogen. Er ging wie sein Vater zur Army, war unter anderem im zweiten Irakkrieg eingesetzt. Seit 1995 lebt er im Landkreis Landsberg. Wiggins verfolgt die US-Politik genau: „Man hat nur die Wahl zwischen links und rechts. Das hat sich immer weiter entfernt, in der Mitte gibt’s gar nichts.“Trump kenne keine Grenzen. „Ich hoffe nicht, dass er wiedergewä­hlt wird, aber Biden ist kein konkurrenz­fähiger Gegner.“19000 US-Amerikaner seien nach Europa ausgewande­rt und doppelt so viele nach Kanada. „Wann gab es das schon mal?“, fragt Wiggins. Die meisten Amerikaner liefen mit Scheuklapp­en herum. Sie interessie­re es nicht, was woanders auf der Welt passiert, sagt er und fügt an, Trump sei genauso.

Eugene Hostetler kam 2004 als Spieler zu den Heimerer Schulen Basket Landsberg. Der 52-Jährige ließ sich hier nieder, ist mittlerwei­le Familienva­ter mit drei Kindern. Hostetler wuchs in Ohio auf, er wurde im mennonitis­chen Glauben erzogen, der Glaube begleitet ihn noch heute. Er geht davon aus, dass Donald Trump hoch gewinnen wird. Die Demokraten hätten nicht so viel Geld in ein Amtsentheb­ungsverfah­ren stecken sollen, sondern mehr Geld in die Suche eines guten Kandidaten. „Dann hätten sie eine Chance“. Trump hat nach Hostetlers Meinung wenigstens versucht, die Dinge, die er im Wahlkampf versproche­n hat, wie beispielsw­eise den Bau einer Mauer zu Mexiko, zu verwirklic­hen. Trump sei nicht heute so und morgen so. Der ehemalige Basketball­spieler glaubt auch nicht, dass die Spaltung der amerikanis­chen Bevölkerun­g so stark ist, wie hierzuland­e beschriebe­n.

Gabriel Chambers ist seit Kurzem Cheftraine­r der Footballer des Landsberg X-Press. Der 29-Jährige lebt seit zwei Jahren in Deutschlan­d, und hat Verwandte in den Staaten. Der schwarze US-Amerikaner fühlt sich in Europa wohl: „Ich habe das Gefühl, dass ich hier eher gleiche Rechte habe.“Zur Black-LivesMatte­r-Bewegung sagt er: „Ich bin mit einigen Dingen nicht einverstan­den, aber ich halte es für überaus wichtig, dass die Menschen wissen, dass Schwarze die gleichen Rechte wie jeder andere Mensch in dieser Gesellscha­ft haben wollen.“

wünscht sich, dass Joe Biden gewinnt, befürchtet­e aber, dass Trump es nicht bei einer friedliche­n Übergabe belassen wird. Sollte Trump gewinnen, fürchtet Chambers, dass die Reichen noch reicher und die Armen noch ärmer werden.

Aber wer auch immer demnächst im Weißen Haus sitzt: Für den Footballer, der sich selbst nicht als politische Person sieht, ist wichtig, dass der amerikanis­che Präsident für alle Menschen da ist, nicht nur für eine bestimmte Gruppe.

Roland Winzer aus Landsbergs Partnersta­dt Hudson (Ohio) hält die amerikanis­che Gesellscha­ft für so gespalten wie noch nie. Der 80-Jährige ist zuversicht­lich, dass die Mehrheit ihre Stimme Biden geben wird. Als Gründe für eine BidenWahl nennt Winzer, dass Trump einer der unehrlichs­ten Präsidente­n in der Geschichte der USA sei. Winzer verweist unter anderem auf Trumps Selbstdars­tellung als „Self-Made“-Milliardär, obwohl er geerbt habe, oder als erfolgreic­her Geschäftsm­ann, obwohl seine Unternehme­n sechs Mal in Konkurs gegangen seien. Seine letzte Lüge sei, dass die Corona-Pandemie in Amerika geendet habe. Aber nicht nur Trumps Umgang mit Covid-19, auch seine Außenpolit­ik, in der er sich von Verbündete­n abwende und eine „ungesunde Bewunderun­g“für Diktatoren zeige, sorgt laut Winzer dafür, dass das Image der USA im Rest der Welt zerstört wurde.

Die Penzingeri­n Dr. Angela Häus‰ ler war Mitarbeite­rin beim LT und lebt seit Jahren als Akademiker­in auf Hawaii. „Die aktuellen Zahlen deuten auf einen Sieg von BidenChamb­ers

Harris hin. Persönlich hoffe ich auf einen erdrutscha­rtigen Sieg Joe Bidens, da Trump ein enges Wahlergebn­is nutzen wird, die Rechtmäßig­keit der Wahl mithilfe des konservati­ven Obersten Gerichtsho­fs anzufechte­n.“Zur Spaltung der amerikanis­chen Gesellscha­ft sagt die 44-Jährige: „Wer sich für staatliche Armutsbekä­mpfung, den Schutz von Frauen- und Minderheit­enrechten und gegen Waffen in Wahllokale­n ausspricht, wird inzwischen, dank der Rhetorik der Republikan­er, als linksradik­al eingestuft. „Als Europäerin, der die Vorzüge einer allgemeine­n Krankenver­sicherung vertraut sind, schmunzle ich immer wieder, wenn mich jemand aus diesem Grund als Kommunisti­n bezeichnet.“Aber genau das seien die Extreme, in denen manche Menschen fernab der Großstädte dächten und die durch die konservati­ven Medien gezielt angeheizt würden.

„Einer der unehrlichs­ten Präsidente­n.“

 ?? Foto: Häusler ?? Dr. Angela Häusler.
Foto: Häusler Dr. Angela Häusler.
 ?? Foto: Jordan ?? Eugene Hostetler.
Foto: Jordan Eugene Hostetler.
 ?? Foto: Jordan ?? Delven Odell Wiggins.
Foto: Jordan Delven Odell Wiggins.
 ?? Foto: Leitenstor­fer ?? Gabriel Chambers.
Foto: Leitenstor­fer Gabriel Chambers.

Newspapers in German

Newspapers from Germany